Astronomen haben in 100 Lichtjahren Entfernung ein planetengroßes Objekt entdeckt, das allein und ohne Heimatstern durch die Milchstraße zieht. Es ist das nächstgelegene seiner Art.
Ein Beitrag von Stefan Heykes. Quelle: ESO.
Bislang wurden bereits einige Objekte entdeckt, die die Größe von Planeten haben, aber ohne Mutterstern in unserer Galaxie unterwegs sind. Es ist jedoch sehr schwierig festzustellen, ob sie auch nur die Masse von Planeten haben oder eher erkaltete Braune Zwerge sind. Braune Zwerge sind Objekte an der Grenze zur Entstehung von Sternen. Sie können keinen Wasserstoff fusionieren, aber durch andere Fusionsreaktionen für begrenzte Zeit aus eigener Kraft leuchten. Anschließend erkalten sie und ziehen sich auf etwa die Größe des Jupiter zusammen.
Von diesen Kandidaten für freie Planeten (oder auch Planemo genannt – Planetary Mass Object, also Objekt mit planetenähnlicher Masse) ist keiner so nah wie der jetzt entdeckte mit der Katalogbezeichnung CFBDSIR2149. Anhand seiner Bewegungsrichtung ist es wahrscheinlich, dass er zum jungen AB Doradus-Bewegungshaufen gehört. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Sternen mit einem Alter von 50 bis 120 Millionen Jahren, die sich in etwa gleich bewegen. Wenn diese Vermutung zutrifft, besitzt CFBDSIR2149 eine Masse, die der vier- bis siebenfachen des Jupiters entspricht. Außerdem liegt dann eine Effektivtemperatur von rund 430°C vor. Es besteht allerdings auch eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Ähnlichkeit rein zufällig ist. Ohne Wissen über das Alter dieses Objektes lassen sich Aussagen über die Masse nicht treffen, diese wäre dann also wieder vollkommen offen.
Entdeckt wurde CFBDSIR2149 bei einer Erweiterung der Canada-France Brown Dwarfs Survey. Dies ist ein Durchmusterungsprojekt zur Suche nach kühlen Braunen Zwergen. Beobachtet wurde sowohl mit der WIRCam des Canada France Hawaii Teleskope als auch mit dem SOFI-Instrument des New Technology Telescope in La Silla/Chile. Zur Untersuchung der Atmosphäre wurde abschließend der Spektrograf X-SHOOTER am VLT auf dem Paranal in Chile verwendet.
Die Untersuchungen, die an diesem nahen Objekt durchgeführt werden, sind ein kleiner Vorgeschmack darauf, was die nächste Instrumentengeneration bei vergleichbar großen Exoplaneten erreichen kann. Derzeit hat man dabei noch das Problem, dass Exoplaneten von ihren Muttersternen überstrahlt werden. In Zukunft will man mit besseren Instrumenten den geringen Abstand zwischen Stern und Planet auflösen können. In Kürze wird zu diesem Zweck das SPHERE-Instrument am VLT installiert werden. Bis dahin wird die Untersuchung von CFBDSIR2149 auch ermöglichen, bereits die Physik vergleichbarer Gasplaneten zu untersuchen.
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