Ein Platz zum Überwintern

Der angeschlagene Mars-Rover Spirit sucht in diesen Tagen einen geeigneten Platz, um den kommenden Winter auf der südlichen Mars-Hemisphäre zu überstehen.

Autor: Michael Stein. Vertont von Dominik Mayer.

Die hochauflösende Kamera HiRISE wird für die Montage am Mars Reconnaissance Orbiter vorbereitet.
(Foto: NASA/JPL/Ball Aerospace)

Am Montag dieser Woche (Spirits Sol 779 auf dem Mars) blockierte während einer kurzen Fahrt unvermittelt das vordere rechte Rad des Rovers. Schon Mitte 2004 gab es erstmals Probleme mit diesem Rad, als der Antriebsmotor einen deutlich erhöhten Stromverbrauch generierte, was auf Probleme bei der Verteilung des Schmiermittels im Rad zurückgeführt wurde. Durch eine mehrwöchige Rückwärtsfahrt des Rovers wurde das Schmiermittel neu im Rad verteilt, wodurch das Problem des erhöhten Stromverbrauchs gelöst wurde. Seit Anfang dieser Woche jedoch reagiert der Antriebsmotor des vorderen rechten Rades überhaupt nicht mehr und verbraucht auch keinerlei Energie. Die Rover-Ingenieure vermuten, dass die Bürsten des Elektromotors, die den elektrischen Kontakt zu seinen beweglichen Teilen herstellen, so stark abgenutzt sind, dass sie ihre Aufgabe nicht mehr wahrnehmen können und der Stromkreis im Antriebsmotor des Rades unterbrochen ist.

Wie schon im vorletzten Jahr fährt Spirit nun wieder rückwärts und zieht das antriebslose Rad auf diese Weise hinter sich her. Natürlich macht dieser Ausfall die Navigation nicht einfacher, aber durch sorgfältige Planung lässt sich der Rover dennoch weiterhin bewegen. Das ist auch gut so, denn der marsianische Winter auf der Südhalbkugel unseres Nachbarplaneten (wo sich die beiden Rover bewegen) naht mit großen Schritten. Obwohl der kürzeste Tag des Winters noch mehr als 100 Sols entfernt ist, hat sich die Energieproduktion von Spirits Solarzellen bereits jetzt auf rund 350 Wattstunden pro Tag reduziert – weniger als die Hälfte des im Marssommer erreichten Wertes und gerade einmal genug, um rund eine Stunde lang auf ebenem Grund zu fahren.

Das Missionsteam möchte den Rover unbedingt noch bis zur Nordseite des „McCool Hills“ fahren, wo er an einem Nordhang stehend und damit der tiefstehenden Sonne zugeneigt, den Marswinter überdauern soll. In den vergangenen Tagen hat der Rover die Untersuchung von „Home Plate“, einer auffälligen, kreisrunden Erhebung, abgeschlossen und befindet sich nun auf dem Weg zu seinem rund 120 Meter in südöstlicher Richtung entfernt liegenden Winterquartier. Die Fahrt geht allerdings nur schleppend voran, da Spirit mit seinen Kameras regelmäßig prüfen muss, ob das antriebslose sechste Rad irgendwo hängen geblieben ist, so dass der Rover wohl erst in rund zwei Wochen den McCool Hill erreichen wird.

Spirits Zwillingsrover Opportunity ist in Hinblick auf den kommenden Marswinter in einer etwas besseren Situation, da er näher am Äquator gelandet ist und deswegen keine ganz so starke Reduzierung der Sonneneinstrahlung überstehen muss. So ist auch nicht geplant, den Rover an einer Stelle stehend überwintern zu lassen; ganz im Gegenteil hat sich Opportunity nach viermonatigem Aufenthalt beim Krater Erebus nun auf die rund zwei Kilometer lange Fahrt zum in südlicher Richtung gelegenen großen Krater Victoria gemacht.

Der letzte Woche beim Roten Planeten eingetroffene amerikanische Mars Reconnaissance Orbiter wird in der kommenden Woche erstmalig seine hochauflösende Kamera aktivieren. Das eher einem kleinen Teleskop denn einer gewöhnlichen Kamera gleichende Instrument soll nach dem Ende der nun beginnenden Aerobraking-Phase ab Anfang 2007 hochauflösende Fotos der Marsoberfläche in bisher unerreichter Auflösung und Qualität schießen. Zu diesem Zweck wird der Mars Reconnaissance Orbiter niedriger als alle bisherigen Mars-Orbiter über den Planeten hinwegfliegen: In ihrem leicht elliptischen Orbit wird die Raumsonde nach Abschluss der Aerobraking-Phase in gerade einmal 255 Kilometern Höhe über den Südpol und in 320 Kilometern Höhe über den Nordpol hinweg fliegen. Die von der HiRISE-Kamera gewonnenen Aufnahmen sollen dann im besten Fall eine Auflösung von 30 Zentimetern aufweisen!

Die für die kommende Woche angekündigten ersten Aufnahmen werden allerdings noch nicht derartig hoch aufgelöst sein, da es sich dabei um Test- und Kalibrierungsfotos aus einer Höhe zwischen 1.000 und 4.000 Kilometern handeln wird. Dennoch kann man gespannt sein, wie sich der Rote Planet, durch das Auge der HiRISE-Kamera gesehen, präsentieren wird. Nach diesen Testaufnahmen wird die Kamera allerdings für die Dauer der Aerobraking-Phase deaktivert. Zu den ersten wichtigen Aufgaben der Kamera nach Beginn der wissenschaftlichen Beobachtungsphase, Anfang 2007, wird die Begutachtung potenzieller Landestellen für den Mars-Lander Phoenix sein, der im übernächsten Jahr unseren Nachbarn erreichen soll.

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