Der nächste russische Versorger Progress-M 10M beendete heute um 16:28 Uhr MESZ erfolgreich seinen Flug zur Internationalen Raumstation und koppelte über der westlichen Mongolei am Kopplungs- und Ausstiegsmodul Pirs an. (Newsbild: Progress-Raumschiff im freien Flug)
Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, Roscosmos. Vertont von Peter Rittinger.
Der Start von Progress-M 10M auf einer Sojus-U Trägerrakete erfolgte am Mittwoch, dem 27. April, vom Startplatz 1 in Baikonur. Nach der Abkopplung von der Trägerrakete erfolgte das Entfalten der beiden Sonnenpaneele mit einer Spannweite von 10,5 Metern. Weiter wurden fünf KURS-Antennen, eine TORU-Antenne und eine Antenne des Telemetrie-Systems erfolgreich ausgefahren. Eine Reihe von Zündungen der Manövriertriebwerke brachten den Frachter schließlich in seine endgültige Umlaufbahn zum automatisierten Anlegen an die Station. In Vorbereitung auf die Ankunft des unbemannten Transportschiffes Progress-M 10M machten sich Kommandant Dmitri Kondratjew und Flugingenieur Alexander Samokutjajew vor einigen Tagen mit dem russischen Kontrollsystem TORU vertraut. Mit TORU ist es möglich, den Anflug von Progress zu verfolgen und bei Problemen mit dessen automatischem KURS-Annäherungssystem per Handsteuerung anzudocken. Dies war heute allerdings nicht nötig und so erreichte der Raumfrachter pünktlich und problemlos die ISS.
Progress-M 10M, in der ISS-Versorgung auch 42P genannt, hat insgesamt mehr als 2,6 Tonnen trockene und flüssige Fracht an Bord. Diese teilt sich in 877 kg Treibstoff, 51 kg Sauerstoff, 420 kg Wasser sowie 1.297 kg feste Anteile auf. Unter diesen festen Frachtanteilen befinden sich 444 kg Ausrüstungsgüter für das amerikanische Segment. Spezielle Fracht sind diesmal Bakterien und Pilze, Samen von Zwergtomaten und Weizen sowie einige tierische Exemplare aus der Familie der Fruchtfliegen. Diese werden im Swesda-Modul untergebracht und sollen schon in wenigen Wochen mit Sojus-TMA 20 zur Erde zurückkehren, um dort auf genetische Veränderungen untersucht zu werden. Die Bakterien und Pilze sind für ein Außenexperiment bestimmt. Sie werden im Juli 2011 während eines Ausstieges zweier Kosmonauten an der Hülle der ISS befestigt, um ein Studium der Anpassung der Bakterien bei kosmischen Bedingungen durchzuführen.
Als besondere Fracht für die sechs Mitglieder der Langzeitbesatzung 27 waren auch dieses Mal Geschenke und Sendungen von Familienangehörigen mit an Bord. Andrej Borisjenko, der am 17. April 47 Jahre alt wurde, kam so nun zu seinem verspäteten Geburtstagsgeschenk. Standardmäßig erhielten die Raumfahrer frisches Gemüse, Früchte, Gurken und Lieblingsdelikatessen. Zur Unterhaltung der Crew senden Psychologen regelmäßig DVDs und Bücher zur Station, mit dabei ein Buch der Brüder Arkadi und Boris Strugazki.
Nachdem nun die festen Verbindungen zwischen den Raumfahrzeugen hergestellt wurden, folgt in den nächsten Stunden die Dichtigkeitsprüfung an dem Kopplungsstutzen. Ist diese erfolgreich, ist es geplant, die Luken noch heute am späten Abend zu öffnen und Progress-M 10M in die Stationsstruktur einbinden. Dabei werden seine Systeme deaktiviert, flexible Luftschläuche zur Belüftung und Heizung verlegt, Teile des Dockingmechanismus zur besseren Zugänglichkeit demontiert und eine schnell entfernbare Vorrichtung, welche den Dockingring versteifen soll, installiert. Die geplante Kopplungsdauer an der ISS soll fast sechs Monate betragen. Während seiner Zeit an der Station werden die Triebwerke des Frachters unterstützend bei den geplanten Bahnanhebungen des europäischen ATV 2 in den nächsten Wochen eingesetzt. Eine wichtige Voraussetzung für den geplanten Start der Endeavour zur STS-134-Mission wurde mit der Kopplung an der ISS erfüllt.
Mittlere Bahnhöhe der ISS am 27.04.2011:346,9 km bei einem Höhenverlust von 229 Metern in den letzten 24 Stunden
Zukünftige Ereignisse:
- Mai, geplante Ankunft der Endeavour an der ISS
- Mai, geplante Abreise der Endeavour von der ISS
- 20. Mai, Bahnanhebung durch ATV 2
Raumcon: