Pünktlich zum fünften Jahrestag der Starts von 2001 Mars Odyssey hat die NASA die erste Farbaufnahme des neuesten amerikanischen Mars-Orbiters veröffentlicht.
Ein Beitrag von Michael Stein. Vertont von Dominik Mayer.
Am 7. April 2001 startete die Raumsonde 2001 Mars Odyssey an Bord einer Delta II-Trägerrakete ihre Reise zum Roten Planeten, wo sie am 24. Oktober erfolgreich in eine Mars-Umlaufbahn einschwenkte. Die Erleichterung bei der NASA über den erfolgreichen Beginn dieser Mission war seinerzeit enorm: Nach zwei im Jahr 1999 gescheiterten Mars-Missionen (Mars Climate Orbiter und Mars Polar Lander) stand die amerikanische Raumfahrtagentur unter einem enormen Erfolgsdruck. Doch auch dem Mars Rover-Team fiel im Oktober 2001 ein Stein vom Herzen, war mit dem erfolgreichen Einschwenken von 2001 Mars Odyssey in einen Umlaufbahn um den Roten Planeten doch gleichzeitig auch der primäre Kommunikationsweg für die beiden Rover gesichert. Bis heute geht der Großteil aller von den beiden Mars-Rovern gelieferten Messdaten und Aufnahmen über Mars Odyssey als Relaisstation auf die Millionen Kilometer lange Reise zu den Empfangsantennen des Deep Space Network.
Ursprünglich sollte Mars Odyssey übrigens einen kleinen Mars-Rover namens Marie Curie mit zum Roten Planeten transportieren, der im Wesentlichen eine Kopie des 1997 gelandeten ersten Mars-Rovers Sojourner war. Nach den beiden vorangegangenen Fehlschlägen wollte die NASA jedoch jedes vermeidbare Risiko für diese Mission ausschließen und strich aus diesem Grund den bereits fertig gestellten Rover.
Mars Odyssey liefert seit Beginn seiner wissenschaftlichen Beobachtungsmission, im Februar 2002, globale Daten über das Klima, die Geologie und Mineralogie des Roten Planeten. So konnten mit Hilfe des Gammastrahlen-Spektrometers globale Karten über die Verteilung verschiedener Elemente wie beispielsweise Wasserstoff, Silizium und Eisen erstellt werden. Diese von Mars Odyssey gelieferten Daten haben unter anderem bei der Wahl der Landeplätze für die beiden Mars-Rover Spirit und Opportunity eine wichtige Rolle gespielt. Auch bei der Wahl des Landeplatzes für den im nächsten Jahr startenden Mars-Lander Phoenix wird man auf Odyssey-Messdaten zurückgreifen, die in den marsianischen Polarregionen teilweise hohe Wassereiskonzentrationen dicht unter der Oberfläche angezeigt haben. Darüber hinaus ist der Orbiter als erste Raumsonde, die den Mars erreicht hat, mit einem Strahlenmessgerät ausgestattet, das die Belastung für zukünftige Mars-Astronauten im Umfeld des Planeten erfasst hat. Ironischerweise ist dieses MARIE genannte Messgerät ausgerechnet durch eine zu hohe Strahlenbelastung während eines gigantischen Sonnensturms Ende Oktober 2003 ausgefallen, doch in den Monaten vorher konnte es wertvolle Messdaten registrieren und zur Erde übermitteln.
Bis auf den Ausfall des Strahlenmessinstruments MARIE ist 2001 Mars Odyssey noch voll funktionsfähig und wird wohl noch einige Jahre lang unser Wissen über den Mars mit neuen Daten erweitern. Und auch die beiden Mars-Rover bleiben weiter auf die Dienste dieser für das Mars-Programm der NASA so wichtigen Raumsonde angewiesen.
Passend zum Jubiläum von 2001 Mars Odyssey könnte man bei dem in dieser Woche veröffentlichten ersten Farbfoto des am 10. März beim Roten Planeten eingetroffenen Mars Reconnaissance Orbiter von einem leicht verfrühten Geburtstagsgeschenk sprechen. Die kolorierte Infrarotaufnahme wurde von der hochauflösenden HiRISE-Kamera an Bord des Orbiters am 24. März aus einer Höhe von 2.493 Kilometern gemacht, wobei die Auflösung der Aufnahme 2,49 Meter je Pixel beträgt. Bei dieser Testaufnahme wurden gleich zwei ungewöhnlich erscheinende Stellen entdeckt, die nach Beginn der wissenschaftlichen Beobachtungsphase Ende des Jahres mit dem Spektrometer CRISM an Bord des Orbiters auf ihre mineralogische Zusammensetzung hin untersucht werden sollen.
Die beiden Mars-Rover sind unterdessen weiterhin auf der Planetenoberfläche aktiv. Zum wiederholten Male hat Spirit bei seiner Fahrt durch den Gusev-Krater außergewöhnlich helles Material im Marsboden zum Vorschein gebracht. Bei zwei anderen von dem Rover in den vergangenen Monaten entdeckten Stellen, die ein ähnlich helles Aussehen aufwiesen, handelte es sich um stark mit eisenhaltigen Sulfaten durchsetzte Böden. Derzeit untersuchen Wissenschaftler mit Hilfe von Daten des Spektrometers Mini-TES und den Aufnahmen der PanCam, ob die Zusammensetzung an der nun entdeckten Stelle eine vergleichbare Beschaffenheit aufweist, wofür einiges spricht. In der Summe deuten diese Entdeckungen auf eine zeitweise auch von Wasser geprägte Vergangenheit rund um die Columbia Hills im Gusev-Krater hin.
Spirit wird entgegen den bisherigen Planungen sein Winterquartier nun doch nicht an einer Nordflanke des „McCool Hill“ aufschlagen. Auf dem Weg dorthin war der Rover in extrem sandiges Terrain geraten, und es kostete die Missionsplaner einige Sols, bis das Fahrzeug endlich wieder zurück auf tragfähigeren Untergrund gebracht war. Das neue Ziel ist nun eine rund 20 Meter entfernte, nordwärts geneigte Böschung in einer „Low Ridge“ genannten Region, wo der Mars-Rover den kommenden Winter überstehen soll. Sein auf der gegenüberliegenden Planetenseite fahrendes Pendant Opportunity kommt hingegen weiter gut Richtung Viktoria-Krater voran – in der vergangenen Woche konnte der Rover dank weiterhin günstiger Geländetopographie erneut rund 170 Meter zurücklegen.
Zu guter Letzt soll auch ein eher flüchtiger Besucher unseres Nachbarplaneten nicht verschwiegen werden. Am Freitag dieser Woche hat die erst vor wenigen Wochen gestartete Pluto-Sonde New Horizons dem Mars ihre Aufwartung gemacht, als sie gegen 12:00 Uhr (MESZ) die Bahn unseres äußeren Nachbarplaneten kreuzte. Wirklich nahe sind sich das Raumfahrzeug und der Mars dabei allerdings nicht gekommen, da sich der Planet zu diesem Zeitpunkt auf einem ganz anderen Abschnitt seiner Umlaufbahn befand. Zwischen New Horizons und dem Roten Planeten lagen rund 299 Millionen Kilometer interplanetarer Raum (während die Entfernung zur Erde für das Raumfahrzeug mit nur etwa 93,5 Millionen Kilometer deutlich geringer war). Immerhin hat New Horizons für die Reise zum Mars(-Orbit) nur gut zweieinhalb Monate benötigt, während sämtliche Mars-Orbiter und -Lander nicht unter sechs Monaten für ihre Reise benötigt haben. Kein Wunder bei einer Reisegeschwindigkeit von 21 Kilometern pro Sekunde (relativ zur Sonne), was ein fulminantes Bremsmanöver bedeutet hätte, wollte New Horizons einen Halt bei unserem Nachbarplaneten einlegen – natürlich ein Ding der Unmöglichkeit für dieses kleine Raumfahrzeug mit seinen bescheidenen Treibstoffreserven. Doch der Mars-Orbit ist nur ein erstes Etappenziel auf der Reise an den äußeren Rand unseres Sonnensystems, damit wir uns in einigen Jahren endlich auch ein Bild vom Pluto und seinen Monden machen können.