Gestern vor einem Jahr ist Proba, der erste autonome Kleinsatellit der ESA, erfolgreich als Nutzlast einer indischen Trägerrakete in eine polare Erdumlaufbahn befördert worden. Seitdem sind alle Tests und Aufgaben, die vor Missionsbeginn geplant waren, erfolgreich absolviert worden.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.
„Die Verantwortlichen hier bei der ESA sind mit den bisherigen Ergebnisse von Proba (= „Project for On-Board Autonomy„) so sehr zufrieden, dass die Verlängerung der Mission um ein weiteres Jahr beschlossen wurde“, so Projektmanager Frederic Teston. Im zweiten Jahr der Mission wird der Satellit vorwiegend Aufgaben der Erdbeobachtung wahrnehmen, gleichzeitig wird Proba durch Softwareupdates noch leistungsfähiger und damit wertvoller für seine Nutzer gemacht werden.
Das wichtigste Ergebnis von Proba ist die erfolgreiche Demonstration des kleinen Satelliten – seine Maße betragen bei knapp 100 kg Gewicht nur 60 × 60 × 80 cm -, dass er viele Funktionen autonom ausführen kann. Durch seine Fähigkeit, Aufgaben wie Navigation, Ressourcenmanagement der Nutzlasten und Lagekontrolle größtenteils selbständig lösen zu können, hat sich die Notwendigkeit der Steuerung und Überwachung vom Boden aus erheblich reduziert.
Daneben nutzte die ESA Proba, um verschiedene neue Technologien erstmalig zu testen. So konnte der Satellit ohne Gyroskope, die sonst üblicherweise für diesen Zweck eingesetzt werden, nur durch Nutzung bordeigener „Star Tracker“ eine hohe Genauigkeit bei der Lagebestimmung erreichen. Auch der eingesetzte SPARC-Prozessor vom Typ ERC-32 – die für den Einsatz im Weltraum gehärtete Version eines kommerziellen Prozessors – wie die erstmals auf einer niedrigen Erdumlaufbahn zum Einsatz gekommenen Lithium-Ionen-Akkus haben fehlerfrei im Rahmen ihrer Spezifikationen funktioniert.
Doch Proba ist nicht nur ein Technologieträger und -tester, sondern ist auch mit sechs wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet, deren Daten mittlerweile von rund 60 Forschungsteams weltweit genutzt werden. Bei den Geräten handelt es sich um zwei Kameras (eine davon zur Aufnahme hochauflösender Erdaufnahmen), einen Detektor für „Weltraummüll“ im Millimeterbereich sowie drei verschiedene Messgeräte für verschiedene Strahlungsarten. Alle sechs Geräte arbeiten bisher ebenfalls wie geplant.
Aufgrund des umfassenden Erfolgs der ersten Proba-Mission hat die ESA eine Nachfolgeversion für das Jahr 2005 beschlossen, die noch stärker miniaturisierte Komponenten testen und mit einem Antriebssystem ausgestattet werden soll. Ausführlichere Informationen zu Proba und den Ergebnissen der Mission sind auf der neuen Proba-Internetsite zu finden.