Satellitendaten helfen Problem fehlender Flugzeugmessungen abzumildern. Eine Pressemitteilung des Deutschen Wetterdiensts (DWD).
Quelle: DWD.
Offenbach, 19. Mai 2020 – Der Deutsche Wetterdienst (DWD) nutzt ab sofort die Winddaten des europäischen Forschungssatelliten Aeolus bei der Berechnung seiner Wettervorhersagen. Untersuchungen des nationalen Wetterdienstes haben gezeigt, dass die Daten des 2018 gestarteten ESA-Satelliten die Qualität der Wettervorhersagen erheblich verbessern.
„Aeolus liefert uns präzise Winddaten genau aus dem Bereich der Atmosphäre, in dem sich unsere Wetterküche befindet,“ erklärt Detlev Majewski, Leiter der Entwicklung von Vorhersagemodellen beim DWD. Mit jeder Umrundung erzeuge der Satellit ein neues Datenband um die Erde, das etwa 80 km breit ist und vom Boden bis in 30 km Höhe reicht. „Diese Aeolus-Daten füllen einige weiße Flecken im globalen meteorologischen Beobachtungssystem. Wir haben jetzt unsere Analysesysteme erweitert, um sie zu nutzen und würden diese Winddaten gerne dauerhaft in unsere Modelle integrieren.“
Leider betrage die Lebensdauer des Forschungssatelliten nur drei bis vier Jahre und ein Anschlussprogramm sei noch nicht absehbar. Die neuen Satellitendaten seien für den DWD aber nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht spannend.
Aufgrund der globalen Coronavirus-Pandemie gingen seit Anfang März 2020 in Europa die meteorologischen Beobachtungen mit Messinstrumenten in Flugzeugen um etwa 80 Prozent zurück. Majewski: „Wir haben Glück im Unglück. Mit den Aeolus-Daten können wir den negativen Einfluss dieses hoffentlich nur vorübergehenden Datenverlustes teilweise ausgleichen und so die Qualität unserer Vorhersagen nahezu auf dem gewohnten hohen Niveau halten.“
Windmessungen vom Boden, auf See, in der Luft, aus dem Weltraum
Der Deutsche Wetterdienst nutzt gemeinsam mit anderen nationalen Wetterdiensten weltweit unterschiedliche Beobachtungsinstrumente, um die für seine Vorhersagemodelle wichtigen Winddaten zu gewinnen:
Das Bodenmessnetz mit Windmessungen in 10 m über Grund; Schiffsbeobachtungen mit Windmessungen in etwa 30 m über See; Verkehrsflugzeuge, die beim Start, der Landung und in der Reiseflughöhe Windprofile liefern; Wetterballonaufstiege mit Radiosonden bis in rund 30 km Höhe; Beobachtungen des bodennahen Windfeldes über Wasser durch polarumlaufende Satelliten; abgeleitete Winddaten aus Beobachtungen geostationärer und polarumlaufender Satelliten der Verlagerung von Wolken; und jetzt den Forschungssatelliten Aeolus mit Windbeobachtungen in der Atmosphäre von Bodennähe bis 30 km Höhe.