Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA ist optimistisch, dass sie in diesem Jahr drei Shuttle-Flüge zur Internationalen Raumstation (ISS) durchführen kann.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA. Vertont von Karl Urban.
Wayne Hale, leitender Manager des Space-Shuttle-Programms, sagte auf einer NASA-Pressekonferenz am Dienstag dieser Woche, dass bei einem Start der zweiten „Return to Flight“-Mission STS-121 im Mai oder Juni eine realistische Chance vorhanden sei, im zweiten Halbjahr 2006 noch zwei weitere Shuttle-Missionen starten zu können. Voraussetzung für die Umsetzung eines solchen Flugplans sei allerdings, dass sich bei den kommenden Windkanaltests mit dem externen Shuttle-Tank die vorgenommenen Modifikationen als erfolgreich herausstellten.
Beim ersten Start einer Raumfähre nach der Columbia-Katastrophe war im Sommer letzten Jahres während des Starts erneut ein größeres Stück der Schaumstoffisolierung vom externen Tank der Raumfähre abgefallen. Im Gegensatz zum letzten Start der Columbia, bei dem ein solches Teil fatalerweise eine Flügelkante der Raumfähre beschädigt hatte, verfehlte die beim Discovery-Start herunterfallende Schaumstoffisolierung im Juli letzten Jahres glücklicherweise das Space Shuttle. Dieses Ereignis führte jedoch zu intensiven Analysen des externen Tanks und letztendlich auch zu einigen Veränderungen, um zukünftig ein derartiges, extrem gefährliches Ablösen von Isoliermaterial während des Starts zu verhindern. Die in den kommenden Tagen angesetzten Windkanaltests werden zeigen, ob die monatelangen Bemühungen erfolgreich waren.
Ist dies der Fall und werden alle übrigen noch offenen Punkte auf der Liste der zu erledigenden Aufgaben planmäßig abgearbeitet, dann steht einem Start der Discovery zur Mission STS-121 ab frühestens 10. Mai 2006 nichts mehr im Wege. Sollte sich allerdings auch bei diesem Shuttle-Start erneut Isolationsmaterial vom externen Tank der Raumfähre lösen, so hätte dies weitere zeitaufwändige Untersuchungen und Modifikationen zur Folge, so dass zwei weitere Starts in diesem Jahr nicht mehr möglich wären.
Mit dem nächsten Shuttle-Flug wird auch der deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter zur ISS fliegen, wo er für rund sechs Monate die ISS-Crew verstärken soll. Damit endet dann auch die Phase der Zwei-Mann-Besatzungen auf der Internationalen Raumstation, die nach der Columbia-Katastrophe eingeführt worden war (durch den Ausfall der amerikanischen Raumfähren war die Versorgung einer dreiköpfigen Besatzung nicht mehr möglich). Mit der Ankunft von Thomas Reiter wird dann auch endlich wieder in größerem Maße als in den letzten Monaten wissenschaftliche Forschung möglich sein, da die Zwei-Mann-Besatzungen fast vollständig mit der Aufrechterhaltung des ISS-Betriebs ausgefüllt waren.