Das erste voll funktionsfähige Dragon-Raumschiff der US-Firma Space Exploration Technologies (SpaceX) könnte noch im April ins All starten.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, SpaceX, Raumcon.
Die letzten noch offenen Überprüfungen betreffen bestimmte Teile der Software sowie einen Triebwerkstest der ersten Stufe. Die Softwaretests waren im Rahmen der Flugbereitschaftsüberprüfung am 16. April genannt worden, der Triebwerkstest am 25. April ist ohnehin Bestandteil der Startvorbereitungen. Ob die Softwaretests zur Zufriedenheit der Verantwortlichen verlaufen sind, soll am 23. April bekanntgegeben werden.
Dann könnte der Start des Dragon-Raumschiffs zur Internationalen Raumstation an der Spitze einer Falcon-9-Trägerrakete am 30. April gegen 18.22 Uhr MESZ erfolgen. Nach dem Eintritt in einen Erdorbit und der Überprüfung der Funktionstüchtigkeit aller Systeme würde die Bahn an der der Raumstation ausgerichtet und durch mehrere Manöver angenähert werden. Am 3. Flugtag (2. Mai) soll dann die ISS umflogen werden. Der Umflug beginnt in 200 Kilometern horizontalem Abstand, wobei Dragon in 10 bis 2,5 Kilometern Abstand unter der ISS hindurchfliegt und diese anschließend in 7 bis 10 Kilometern Abstand überfliegt. Dabei kann getestet werden, ob GPS-Navigation und Kommunikation zwischen Raumschiff und Raumstation wie gewünscht funktionieren.
Läuft alles wie geplant, würde der erklärte Testflug in eine neue Phase eintreten. Dabei nähert sich das Raumschiff der ISS am 4. Flugtag (3. Mai) schrittweise auf 10, 2,5 bzw. 1,4 Kilometer von hinten und unten. Nach dem Zwischenstopp bei 1,4 Kilometern geht es weiter bis 250 m unter der Station. Hier sollen dann verschiedene Manöver durchgeführt werden, die beweisen sollen, dass das Dragon-Raumschiff bestimmte Abbruchszenarien beherrscht und die für Annäherung und Rendezvous benötigte Hardware korrekt funktioniert. Dazu gehören unter anderem spezielle Kommunikationsanlagen sowie Positions- und Geschwindigkeitsmessung über Laser, Radar und GPS. Ähnlich war man bereits 2008 bei den Jungfernflügen des ATV der ESA und des japanischen HTV verfahren.
Erstes Manöver ist ein von der Besatzung der ISS initiierter Abbruch des Rendezvous in etwa 220 Metern Entfernung. Dabei soll sich das Raumschiff autonom auf die vorherige Position, 250 Meter unter der Station zurückziehen und hier relativ zur ISS halten. Anschließend beginnt eine erneute Annäherung mit einem Halt ohne Rückzug auf Befehl von der ISS. Werden beide Manöver erfolgreich absolviert, dann wird anschließend eine Entscheidung getroffen, ob eine Kopplung versucht wird. Diese geht über zwei weitere Haltepositionen, 30 bzw. 10 Meter unter der Station. Die letzte Position muss dann so lange gehalten werden, bis die Greifvorrichtung am Dragon-Raumschiff am entsprechenden Gegenstück am kanadischen Manipulatorarm der ISS befestigt ist. Danach wird der Kopplungsvorgang von Bord der Station gesteuert.
Die Luken zwischen Station und Frachter sollen am 6. Flugtag geöffnet werden. Dragon bringt 460 kg Nahrungsmittel, Bekleidung, Ausrüstung, ein Nano-Racks-Modul, leere Frachtbehälter, Computer und Computerzubehör sowie Eisbarren zur Station. Den Rückweg soll der Frachter am 21. Mai mit 620 kg antreten. Im Unterschied zu anderen unbemannten Frachtern, verfügt Dragon über eine Rückkehrkapsel, mit der Gegenstände unbeschadet zur Erde zurück transportiert werden können. Bereits im Dezember 2010 hat eine Vorserienkapsel nach zweifacher Erdumrundung eine erfolgreiche Wasserung absolviert. Die Rückfracht besteht im Wesentlichen aus nicht mehr benötigter Hardware von wissenschaftlichen Experimenten oder Systemen, die zum Betrieb der Station erforderlich sind. Diese könnten nach mehrjährigem Einsatz im All auf der Erde genauer untersucht werden.
Verläuft der Testflug in allen Punkten erfolgreich, dann könnte eine weitere Dragon-Kapsel noch in diesem Jahr für einen regulären Versorgungsflug zur ISS eingesetzt werden. SpaceX plant außerdem, die Dragon für bemannte Raumflüge weiterzuentwickeln.
Raumcon: