Dragon gestartet, Erststufe trifft Plattform

Heute um 10:47:10 MEZ ist die Dragonkapsel von SpaceX mit einer Falcon 9-Rakete erfolgreich zur ISS gestartet. Die Erststufe hat die Seeplattform „hart“ getroffen, wodurch die Stufe wohl zerstört wurde.

Ein Beitrag von Tobias Willerding. Quelle: SpaceX, NASA.

SpaceX
Start von SpaceX CRS-5 zur ISS
(Bild: SpaceX)

Dragon startet zur ISS
Die nächste ISS-Versorgungsmission von SpaceX ist heute um 10:47:10 MEZ von Cape Canaveral zur ISS gestartet. Der erste Countdown am 6. Januar musste kurz vor dem Start abgebrochen werden, weil es ein Problem mit der Schubvektorkontrolle der Oberstufe gab. Diese wird während des Countdowns kurz getestet und offenbar gab es eine abnormales Verhalten. In den letzten Tagen wurde der fehlerhafte Aktuator ausgewechselt und zusätzliche Tests durchgeführt.

Ursprünglich sollte die Mission bereits im Dezember starten, musste jedoch aufgrund eines technischen Problems auf nach Weihnachten verschoben werden. Die Mission war bereits davor von Anfang Dezember auf Mitte Dezember verschoben worden. Der Grund hierfür liegt in Anpassung des Frachtmanifests nach der spektakulären Explosion der Antares Ende Oktober. Dabei wurde der Raumfrachter Cygnus inklusive aller Fracht komplett zerstört.

Dadurch sind für die ISS einige Anpassungen an der Frachtzusammensetzung notwendig geworden. Die Fracht beinhaltet 490 kg persönliche Ausrüstung für die Astronauten und 717 kg Raumstationshardware, davon 678 kg für die US- und japanischen Teile der Station und 39 kg für den russischen der Station. Darüber hinaus sind 16 kg Computerausrüstung und 23 kg EVA-Ausrüstung an Bord. Schlussendlich werden noch 577 kg an wissenschaftlichen Experimenten in der Kapsel und 494 kg wissenschaftliche Experimente außerhalb der Kapsel transportiert. Bei dem externen Experiment handelt es sich um CATS (Cloud-Aerosol Transport System ), das an der Außenseite des Kibo-Moduls angebracht werden soll. Von dort aus soll es die Partikel in der Erdatmosphäre studieren. Insgesamt bringt Dragon 2317 kg Fracht zur ISS.

Auch bei dieser Mission gab es wieder atemberaubende Bilder von der Onboardkamera zu sehen, wie es sie derzeit nur bei SpaceX zu sehen gibt. So wurde neben den üblichen Kameraperspektiven an Unter- und Oberstufe sowie Dragon auch eine Kameraperspektive der Tanks von innen gezeigt. In dem mit Licht spektakulär von innen ausgeleuchteten Tank konnte man die Blasenbildung des flüssigen Sauerstoffs in der Schwerelosigkeit nach der Stufentrennung beobachten. Dabei sind beeindruckende Bilder entstanden, die man sich hier anschauen kann: SpaceX CRS-5 Start bei Youtube

Elon Musk Twitter
Gridfins an der Falcon 9 für den CRS-5 Flug
(Bild: Elon Musk Twitter)

Der Landeversuch der Erststufe
Viel interessanter als eine weitere Routinemission zur ISS ist für den an Raumtransport interessierten Menschen natürlich die geplante Landedemonstration auf einer Seeplattform. Bei diesem Flug sollte die erste Stufe nach der Stufentrennung einen Boostback-Brennvorgang machen, danach mit den Triebwerken ein Abbremsmanöver vor dem Wiedereintritt durch die Erdatmosphäre machen und anschließlich einen vierten Brennvorgang für die Landung auf der Seeplattform machen. Neben den ausfahrbaren Landebeinen verfügt die Falcon 9 nun auch erstmals über Gridfins am Raketenkörper, die für eine bessere Orientierung der Rakete sorgen und vermutlich auch einen minimalen Auftrieb erzeugen können. Gridfins (deutsch Gitterflossen) fand man bisher vor allem an modernen Bomben wie der MOAB oder auch dem Rettungssystem der Sojuskapsel. Gridfins sind im Gegensatz zu anderen Steuerflächen sehr gut verstaubar und bieten gute Steuerbarkeit in einem großen Geschwindigkeitsbereich. Dabei hat wohl auch alles planmäßig funktioniert bis kurz vor Ende. Aus noch ungeklärter Ursache kam es jedoch beim Landevorgang zu einer Anomalie und die Stufe krachte auf die Seeplattform. Dabei wurde die Stufe zerstört und auch einige Ausrüstung auf der Plattform muss laut Musk auf Twitter „ersetzt werden“.

Trotz des Misserfolges bei der Landung kann dieser Testflug bereits als immenser Erfolg gewertet werden. So wurde von vielen „Experten“ – unter anderem aus der europäischen Raumfahrtindustrie – angezweifelt, dass ein zielgenauer Anflug der Seeplattform überhaupt möglich ist. So war SpaceX bisher nur eine Genauigkeit von +/- 10 Meilen bei der Landung gelungen. Durch die Gridfins bzw. Gitterflossen ist es nun gelungen diese Genauigkeit auf mindestens +/- 50 Meter (halbe Größe der Seeplattform) zu verbessern. Je nach Schaden auf der Plattform könnte der nächste Landeversuch bei der DSCOVR-Mission stattfinden, die derzeit für Ende Januar / Anfang Februar geplant ist. Auch diese Mission soll über Landebeine verfügen.

Elon Musk auf Twitter
Die Falcon 9 Landeplattform von oben aus gesehen.
(Bild: Elon Musk auf Twitter)

Die Seeplattform hat eine Größe von 300 Fuß x 170 Fuß (ca. 91 x 52 m). Ein erstes Bild der Plattform wurde von Elon Musk auf Twitter gepostet. Die Plattform kann auch in rauer See ihren Standort auf +/- 3 Meter halten. Dafür besitzt sie vier starke Unterwasserpropeller von der Firma Thrustmaster, die zentral gesteuert werden. Die Plattform ist unbemannt und wird vermutlich von einem Begleitschiff aus ferngesteuert. Laut NASASpaceflight.com soll die Plattform später vor allem an der Westküste der US-Küste eingesetzt werden um dort die Zentralstufe der Falcon Heavy zu landen. Die Booster der Falcon Heavy sollen beide zum Startplatz zurückfliegen. In Vandenberg wird gerade extra ein Startplatz beseitigt um einen Landeplatz für die Falcon Heavy Booster zu schaffen.

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