Neues DLR-Forschungsobservatorium geht erdnahen Satelliten und Weltraumschrott auf die Spur. Das DLR baut ein neues Forschungsobservatorium, um Flugbahn und Beschaffenheit von Objekten in erdnahen Umlaufbahnen schnell, präzise und zuverlässig zu bestimmen. Genaue Daten dazu sind wichtig, um Zusammenstöße von Satelliten und Weltraumschrott zu vermeiden. Die Bauarbeiten starten Ende Mai 2020, Einweihung im Frühjahr 2021 geplant. Eine Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Quelle: DLR.
Mit einem neuen Forschungsobservatorium geht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen weiteren Schritt, um die Flugbahn und Beschaffenheit von Objekten in erdnahen Umlaufbahnen möglichst schnell, präzise und zuverlässig zu bestimmen. Für die Zukunft der Raumfahrt ist das elementar. Nur so lassen sich Zusammenstöße, zum Beispiel von Weltraumschrott mit Satelliten, vermeiden.
Im Fokus der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des DLR-Instituts für Technische Physik steht die hochgenaue Entfernungsmessung mit Hilfe spezieller Laser. Zudem wollen die DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler bisher unbekannte orbitale Objekte ausfindig machen und mit Spektralanalysen, bei denen sie die farbliche Zusammensetzung des Lichts der Objekte ermitteln, möglichst genau charakterisieren. Sie können auf diese Weise zum Beispiel herausfinden, um was es für ein Objekt es sich handelt, in welcher Bahn es sich befindet und wie es rotiert. „Mit dem Forschungsobservatorium am Innovationscampus in Empfingen führen wir unsere bisherigen Entwicklungsarbeiten zusammen. Das neue und wesentlich größere Teleskop ermöglicht es uns, noch kleinere Objekte zu untersuchen und die Technologieentwicklung in diesem Bereich wesentlich voranzutreiben. Unser Ziel ist es, Objekte, die bis zu zehn Zentimeter klein sind, zu erfassen, zu orten und zu bestimmen“, erklärt Prof. Thomas Dekorsy, Direktor des in Stuttgart ansässigen DLR-Instituts für Technische Physik.
15 Meter hoher Rundbau mit Kuppel beherbergt künftig Teleskop mit 1,75 Metern Durchmesser
Die Bauarbeiten für das optische Großteleskop mit dem Projektnamen MS-LART (Multi-Spectral Large Aperture Receiver Telescope, Multispektrales Empfangsteleskop) beginnen Ende Mai 2020 auf dem Innovationscampus Empfingen im Nordschwarzwald. In einem 15 Meter hohen Rundturm mit drehbarer Kuppel wird das Teleskop mit einem Primärspiegeldurchmesser von 1,75 Metern untergebracht sein. Der Innovationscampus ist für die DLR-Forschenden aus Stuttgart-Vaihingen schnell zu erreichen und bietet ideale Bedingungen für die Forschungsarbeiten. „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dem dortigen Innovationscampus und der Gemeinde Empfingen und danken für die umfangreiche Unterstützung. Unser Team steht bereits in den Startblöcken, um loszulegen“, sagt Thomas Dekorsy.
Einweihung im Frühjahr 2021: Forschungsteleskop ist das größte seiner Art in Europa
Die Spezialfirma Astro Systeme Austria (ASA) fertig Teleskop und Gebäude. Im Dezember 2020 soll das Teleskop das „erste Licht“ empfangen. „First light“ bezeichnet in der Astronomie den Augenblick, in dem zum ersten Mal das Licht eines Gestirns auf den Spiegel oder die Linse eines neuen Teleskops fällt. Die offizielle Einweihung ist für das Frühjahr 2021 geplant. Das DLR-Forschungsteleskop ist dann das größte seiner Art in Europa. Die Investitionssumme von rund 2,5 Millionen Euro stammt aus Mitteln des DLR und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).
Gefahr für die Raumfahrt: Im niedrigen Erdorbit wird es voll
Im Fokus der Beobachtungen und Messungen der DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler stehen vor allem Objekte, die zwischen 400 und 2000 Kilometer von der Erde entfernt sind. In dieser niedrigen Umlaufbahn (Low Earth Orbit, kurz LEO) umkreisen immer mehr Satelliten die Erde – und damit langfristig auch Weltraumschrott. Er kann zur Gefahr für die bemannte wie unbemannte Raumfahrt werden. Schätzungen gehen davon aus, dass im niedrigen Erdorbit bis Ende der 2020er Jahre rund 70.000 Satelliten und mehr unterwegs sein könnten. Vor allem sogenannte Mega-Konstellationen, die aus tausenden Satelliten bestehen, werden erheblich zu dieser Entwicklung beitragen.