Nach dem Pech am Donnerstag mit dem schlechten Wetter war man am Freitag hoffnungsvoll in den Tankvorgang gestartet. Kurz vor dessen Ende gesellte sich ein scheinbar aus früheren Shuttle-Missionen bekanntes Problem wieder dazu. Durch die Sicherheitsrisiken blieb keine andere Wahl, als den Startversuch abzubrechen.
Ein Beitrag von Klaus Donath. Quelle: NASA. Vertont von Peter Rittinger.
Die Discovery macht es der NASA in diesen Tagen nicht leicht. Nach Problemen vorletzte Woche mit einer Verbindungsleitung kamen Undichtigkeiten an einem Anschluss-System für Helium dazu, welches interne Tanks unter Druck setzt. Als man den Countdown daraufhin am letzten Sonntag startete, traf man auf Unregelmäßigkeiten in der Spannungsversorgung eines der Backup-Controller für die Haupttriebwerke. Nachdem man diese Probleme im Griff hatte, machte am Donnerstag das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Gewitter und Regen hielten die Manager davon ab, den Tankvorgang zu starten, da man keine Chance auf günstiges Startwetter sah.
Am Freitag sollte dann alles passen, Wetter und Technik. Man startete gegen 10:00 Uhr (MEZ) die Betankung des großen, orangefarbenen Haupttanks. Bis auf über 90% war der Tank bereits gefüllt, als ein scheinbar altes Problem anklopfte. Die GUCP (Ground Umbilical Carrier Plate) wies ein Leck auf. Bereits bei STS 119 und STS 127 traten diese Probleme auf und führten dort zu mehrtägigen Startverzögerungen. Nach Designänderungen daran waren diese Probleme seither nicht mehr aufgetreten, bis letzten Freitag.
Die GUCP ist ein Anschlussstutzen am externen Tank. Durch diese Leitung wird die Entlüftung des Wasserstoff-Tanks durchgeführt. Sensoren stellten noch während des „fast-fill“ Leckraten weit über den bisher gemessenen fest. Sie waren sogar so hoch, dass sie über den Messbereich der Sensoren hinausgingen. So viel Wasserstoff außerhalb des Tanks ist ein Sicherheitsrisiko für die gesamte Startanlage. Man hatte daher keine andere Wahl, als den Tank sofort wieder zu leeren. Auch aus diesem Grund befindet sich während des Tankvorgangs kein Personal in der Nähe.
Die Größe des Lecks lässt darauf schließen, dass ein anderes Problem vorliegt als bei STS 119 oder STS 127. Eventuell ließe sich das Problem recht einfach lösen, weil zum Beispiel eine Dichtung nicht richtig sitzt. Erste Bilder ließen auf einen etwas schiefen Sitz der Palette schließen.
Wäre dieses Leck bereits ausreichend für eine mehrtägige Startverschiebung gewesen, kam später, als die ersten Mitarbeiter am Startpad ankamen, ein weiteres Problem dazu. Man beobachtete einen Riss in der Schaumstoffisolierung des externen Tanks. Die Gefahr, dass dieses Stück während der Aufstiegsphase abfällt und den Orbiter beschädigt, ist zu groß und so wäre dieses Problem alleine ein Grund für einen Startabbruch gewesen. Zu allem Überfluss hätten stärkere Winde zum Startzeitpunkt wohl sowieso den Start verhindert.
Wie geht es nun weiter?
Da man das Shuttle aufgrund des Beta-Cutout ab Montag bis Ende November nicht mehr starten kann, hat man nun Zeit, die anstehenden Probleme in Ruhe zu lösen. Beim Beta-Cutout befindet sich die Bahn um die Erde quasi parallel zur Tag-Nacht-Grenze. Dieser Zustand führt dazu, dass sich das Shuttle zu lange der Sonnenstrahlung aussetzen muss und die Radiatoren die Wärmeentwicklung der Avionik nicht ausreichend abführen können. Man wird ab Sonntag eine Plattform unter der GUCP installieren um Zugang zu bekommen und das Problem hoffentlich zu verstehen. Zudem wird man wohl den gerissenen Isolierschaum instand setzen müssen. Sollte das nicht am PAD möglich sein, wäre ein Rollback in das Vehicle Assembly Building (VAB) und ein Austausch des Tanks bis hin zu weiteren Verzögerungen im Shuttle-Programm möglich. Bisher ist man aber optimistisch, das Problem noch auf der Startplattform lösen zu können.
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