Nachdem wir bereits berichtet haben, dass der Shuttle-Start gefährdet ist, dachten wir zunächst, das größte Problem sei das Wetter. Nun hat sich gezeigt, dass, wie schon so oft, die Technik einen Shuttle-Start verhinderte.
Ein Beitrag von Martin Ollrom und Michael Stein. Quelle: NASA/SpaceFlightNow/Raumfahrer.net.
Alles schien glatt zu gehen. Alle freuten sich auf einen hervorragenden Raumfahrt-Abend mitsamt Shuttle-Überflug und Tank-Spektakel über Europa. Auch die anfangs aufziehenden Wolken und der Regen konnten die Arbeit der Techniker nicht unterbrechen. Da lebte die Hoffnung noch bei allen. Als dann die Sonne wieder zum Vorschein kam und unsere sieben Astronauten schön verpackt und verschnürt in der Discovery saßen, hätte man glatt glauben können, dass einem spannenden Start und einem erfolgreichen Beginn der STS-114-Mission nichts mehr im Wege stehe. Leider zeigt uns der heutige Tag wieder, wie schnell man sich irren kann. Denn um 19:32 Uhr kam dann die große Ernüchterung. „SCRUB“ (übersetzt etwa: unterbrochen/abgebrochen) schrien die Techniker in den Funk der sieben Astronauten und Millionen Menschen hörten live mit, da der NASA TV den Funkverkehr live übertrug.
Nicht das befürchtete Wetterproblem, sondern ein technisches Problem am externen Tank war die Ursache dafür. Eines von vier Ventilen, die den Druck des Wasserstofftanks überprüften sollten, fiel aus beziehungsweise zeigte viel zu niedrige Werte an. Dies konnte anfangs von den anderen Sensoren nicht bestätigt werden, doch nach einer genaueren Sensorenüberprüfung sendeten auch die restlichen Sensoren einen zu niedrigen Druck, obwohl der Tank bereits voll war. Nach langem Zittern müssen also die sieben Astronauten wieder aus der Raumfähre, was gar nicht so leicht ist, da sie bereits vollgepackt und festgezurrt auf ihren Sitzen saßen. „Scheinbar sollte es heute nicht sein. Wir haben ungewöhnliche Werte und auch nicht ganz ungefährliche Werte aufgezeichnet, so dass wir euch keinen sicheren Start garantieren können. Deswegen haben wir diesen Startversuch abbrechen müssen“, erklärte Startdirektor Mike Leinbach der Discovery-Kapitänin Eileen Collins.
Ein Druckverlust im externen Tank kommt etwa dem Benzinverlust eines Autos gleich. Dem Shuttle könnte beim Flug der Treibstoff ausgehen, was aller Voraussicht nach tödlich für die Astronauten enden würde, falls sie nicht die Gravitation der Erde überwinden können. Dann könnte es passieren, dass die Rakete das Shuttle mit auf die Erde reißt, wie es auch bei Cosmos 1 vor wenigen Wochen passiert ist.
Bisher ist noch nicht geklärt, wann der nächste Startversuch sein soll. Das Startfenster geht bis zum 31. Juli. Sollte dies nicht ausreichen, müsste man bis zum 9. September warten, bis die ISS wieder in annehmbarer Reichweite ist. Wann die Discovery nun endlich die lange Durststrecke nach der Columbia-Katastrophe beenden wird, steht buchstäblich noch in den Sternen…
UPDATE 1: Als frühestmöglichen Termin für einen neuen Startversuch der Discovery nennt die NASA nun 20:40 Uhr am kommenden Samstag.
UPDATE 2: Mittlerweile hat die NASA verkündet, dass ein neuer Startversuch frühestens Ende der kommenden Woche möglich sei, da sich die Fehlersuche aufwendig gestalte. Die Besatzung der Discovery bleibt entgegen früheren Meldungen nun doch zumindest das Wochenende über im Kennedy Space Center in Florida. Auf unserer Statusseite werden wir weiterhin zeitnah über neu angesetzte Starttermine wie auch den Fortgang der Startvorbereitungen informieren.