Die Zukunft von (Planet) Pluto

Früher kannten die Astronomen fünf Planeten: Venus, Mars, Jupiter, Merkur und Saturn. Auf die Idee, dass die Erde selbst ein Planet ist, wären sie nie gekommen. Als man das aber dann doch eingesehen hat, war man bereit für weitere Entdeckungen. 1781 folgte Uranus, Neptun im Jahr 1846 und im Jahr 1930 der kleine Pluto – dessen Zukunft als Planet mehr als unsicher ist.

Ein Beitrag von 26.02.2006 / Autor:. Quelle: Ohne Quellen. Vertont von Dominik Mayer.

Unglücklicherweise ist unser Sonnensystem nicht so simpel wie wir dachten. Der Planetenstatus von Pluto wird immer mehr angezweifelt, seitdem er zum Planeten ernannt wurde. Grund dafür sind immer mehr entdeckte, ähnliche Objekte aus dem Kuiper-Gürtel, die in Plutos Größe oder sogar noch größer sind. Die vier Gasgiganten sind ohne Frage Planeten, die eine Armada von Monden um sich haben und teilweise auch wunderschöne, sichtbare Ringe. Dies macht sie einzigartig im Vergleich zu anderen Planeten wie Mars, Erde, Venus und Merkur, die mit steiniger Oberfläche übersät sind. Pluto hingegen ist im Kuiper-Gürtel beheimatet – ein Gürtel jenseits der Neptun-Bahn mit vielen eisigen Himmelskörpern in unterschiedlichen Größen. Pluto ist hier ein ausgesprochen großes Exemplar. Es sind schätzungsweise 70.000 Objekte in diesem Kuiper-Gürtel, die einen Durchmesser von über 100 Kilometern haben.

Hubble/NASA
Eine wunderschöne künstlerische Darstellung von Pluto.
(Grafik: Hubble/NASA)

Als die Astronomen auf immer bessere Teleskope – egal ob erdgebunden oder im Weltraum – zurückgreifen konnten, wurden immer mehr Objekte in Plutogröße entdeckt. Man kann es sehen und drehen wie man will: Man kann ihnen Größe, Durchmesser, Gewicht, Monde (eher Eisbrocken) oder einen Orbit geben, im Endeffekt läuft es auf dasselbe hinaus – es sind und bleiben Kuiper-Gürtel Objekte. Genauso wie Pluto…oder nicht?!
Jetzt sollte man natürlich wissen was einen Planet zu einem Planeten macht. Auch hier ist man sich nicht auf breiter Linie einig. Die Diskussion war jahrelang nicht sehr ausgeprägt und man beließ Pluto den Planetenstatus. Nun hat man aber ein Objekt gefunden, das größer als Pluto ist. Es ist ebenso wie Pluto ein Kuiper-Gürtel Objekt und wurde von Michael Brown entdeckt und hat (noch) den Namen 2003UB313

. Wenn es nach Michael Brown geht, wird seine Entdeckung bald zum 10. Planeten des Sonnensystems gekürt. Ein weiteres Objekt namens Xena ist größer als Pluto. Xena ist etwa 3000 Kilometer groß, um 700 Kilometer größer als Pluto. Allerdings ist Xena extrem weit von der Sonne entfernt. Für eine Umrundung benötigt Xena etwa 557 Jahre und ist zwischen 38 und 98 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt (1 Astronomische Einheit = der durchschnittliche Abstand Sonne – Erde). Plutos Entfernung zur Sonne liegt zwischen 29 und 49 Astronomische Einheiten.

Dies bedeutet, dass Xena sehr selten der Sonne näher ist als Pluto und noch dazu größer als Pluto ist. Hätte deswegen Xena nicht den Titel „Planet“ verdient oder hat Pluto den Titel „Planet“ NICHT verdient? Achja, einen Mond hat Xena vermutlich auch. Er ist zwar noch nicht bestätigt aber die bisherigen Untersuchungen sprechen sehr dafür. Die wenigsten Leute wissen, dass es bereits Fälle gab, bei denen der Planetenstatus aberkannt wurde. Bevor Astronomen erkannt haben, dass es im Asteroidengürtel zwischen der Mars und Jupiter Bahn tausende Asteroiden gibt, waren die größten und bekanntesten vier Ceres, Pallas, Juno und Vesta Planeten. Bis sie Jahrzehnte danach, zu Asteroiden erklärt wurden. Dieses Schicksal könnte nun auch Pluto ereilen.

Also was ist nun ein Planet? Die International Astronomical Union (IAU)

hat im Jahr 2001 eine Definition für extrasolare Planeten herausgegeben und diese im Jahr 2003 nochmals überarbeitet. Die Definition für extrasolare Planeten lautet: Planeten sind Objekte die einen Mutterstern umrunden, welcher eine Masse besitzt, die unter einer limitierten Masse für thermonukleare Fusion von Deuterium liegt. Dies ist etwa die 13fache Masse von Jupiter.

Hubble/NASA
Eine weitere schöne grafische Darstellung des (Planeten) Pluto.
(Grafik: Hubble/NASA)

Was ist mit niedrigeren Limits? Die IAU meint, dass die minimale Masse und minimale Größe eines jeden extrasolaren Planeten unter denselben Bedingungen liegen sollten, mit denen wir hier im Sonnensystem Planeten definieren. Dies bringt uns wieder zurück an den Anfang dieser Diskussion. Wenn wir in fremden Sternensystemen Planeten entdecken, dürfen wir sie Planeten nennen wenn wir unsere Definition von einem Planeten selbst noch nicht so genau wissen? Es hängt viel von kommenden Entscheidungen ab…

Die Qual der Wahl

Zurück zum Ursprung dieser Diskussion: Michael Brown, der Leiter des Teams, das Xena entdeckt hat und nachgewiesen hat, dass Xena größer als Pluto ist, hat mitbekommen, dass die IAU nun ziemlich uneinig ist. Sie will diese Frage im August 2006 in Prag bei einem Meeting stellen und ein für alle mal klären. Die Möglichkeiten liegen auf der Hand:

  • Wir nennen Pluto ab jetzt ein Kuiper-Gürtel Objekt und erkennen seinen Planetenstatus nicht mehr an. Das Sonnensystem würde dann nur noch acht Planeten haben.
  • Es bleibt bei den neun Planeten und Pluto würde aus irgendeinen besonderen Grund den Planetenstatus behalten und den anderen würde er verwehrt bleiben.
  • Es kommt ein 10. Planet hinzu und es würde jedes Objekt, das in Pluto- oder Xenagröße liegt zum Planeten ernannt werden – früher oder später hätten wir ein Sonnensystem mit 30 Planeten.

Es ist wahrlich keine leichte Entscheidung, dessen Ergebnis in den Sternen steht. Bei jeder Entscheidung wird es Protestanten geben und irgendjemand wird sich unfair behandelt fühlen. Für jede dieser Punkte gibt es Pro- und Contra-Argumente.
Wie auch immer! Egal wie sich die IAU entscheidet, die NASA untersucht nun Pluto mit der Mission New Horizons , die Anfang 2006 gestartet wurde. Die Reise zu Pluto wird etwa neun Jahre dauern und 2015 enden. Im Juli 2015 wird die Raumsonde in den Orbit um Pluto/Charon eintreten und wird uns etwa für geplante 100 Tage die ersten Bilder vom Planeten/Kuiper-Gürtel-Objekt Pluto liefern. Wir hoffen, dass die IAU bis dahin eine Entscheidung getroffen hat.

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