Eine vor wenigen Tagen von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichte Aufnahme zeigt die Spiralgalaxie NGC 6744. Auf dem eindrucksvollen Bild sind Strukturen zu erkennen, welche eine große Ähnlichkeit mit unserer Heimatgalaxie aufweisen.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO, Wikipedia. Vertont von Peter Rittinger.
Die im südlichen Sternbild Pfau (lateinisch „Pavo“) gelegene Spiralgalaxie NGC 6744 verfügt über eine scheinbare Helligkeit von 8,3 mag und weist eine Winkelausdehnung von etwa 13,2 x 8,3 Bogenminuten auf. Damit gehört sie trotz einer Entfernung von rund 30 Millionen Lichtjahren zu unserer Heimatgalaxie zu den scheinbar hellsten und größten Galaxien am nächtlichen Himmel und stellt ein beliebtes Beobachtungsobjekt der Astronomen dar. Entdeckt wurde sie am 30. Juni 1826 von dem in Schottland geborenen Astronomen James Dunlop.
Bei der Betrachtung der Spiralgalaxie ergibt sich für die Astronomen ein fast senkrechter Blick auf die ausgedehnte Scheibe von NGC 6744, so dass sich deren Struktur fast wie aus der Vogelperspektive überblicken lässt. Eine in dieser Woche von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichte Aufnahme zeigt ein eindrucksvolles Bild von NGC 6744. Wäre es uns möglich, unsere heimatliche Galaxie zu verlassen und die Milchstraße anschließend aus einer größeren Distanz zu betrachten, so würde sich uns ein sehr ähnlicher Anblick bieten.
Auf der Aufnahme sind verschiedene markante Spiralarme zu erkennen, welche sich um einen dichten und leicht in die Länge gezogenen Kernbereich und eine um diesen angeordnete Staubscheibe winden. NGC 6744 wird sogar von einer deutlich kleineren und in ihrer Form leicht deformierten Zwerggalaxie begleitet. NGC 6744A – so die Bezeichnung für diese zweite Galaxie – erinnert stark an die beiden Magellanschen Wolken, die zwei nächstgelegenen Nachbargalaxien unserer Milchstraße. NGC 6744A ist in der Aufnahme der ESO als kleiner Fleck rechts unterhalb von NGC 6744 zu erkennen.
Allerdings existieren auch Unterschiede zwischen NGC 6744 und unserer heimatlichen Galaxie. Während unsere Heimatgalaxie zum Beispiel „lediglich“ rund 100.000 Lichtjahre durchmisst, verfügt NGC 6744 in etwa über die doppelte Ausdehnung. Damit ist sie eine der größten Spiralgalaxien in unserer weiteren kosmischen Nachbarschaft. Die Galaxie strahlt mit einer Gesamthelligkeit von etwa 60 Milliarden Sonnen.
Aus einer Entfernung von 30 Millionen Lichtjahren erreicht uns allerdings nur noch ein kleiner Teil dieses von der Galaxie ausgehenden Lichtes. Dieses Licht verteilt sich zudem über eine Fläche, die am nächtlichen Himmel in etwa zwei Drittel der Fläche des Vollmondes einnimmt. In einem kleineren Teleskop ist daher um ein relativ helles Zentrum herum nur ein diffuses Leuchten zu erkennen. Doch auch ohne detaillierte Einblicke in ihre innere Struktur stellt NGC 6744 eines der schönsten und eindrucksvollsten Himmelsobjekte am südlichen Sternhimmel dar, das sich seiner ovalen Form vom sternreichen Hintergrund abhebt.
Mit Profiteleskopen wie der Wide Field Imager-Kamera am 2,2-Meter-Teleskop der ESO am La Silla-Observatorium in Chile, mit dem diese hier gezeigte Aufnahme angefertigt wurde, präsentiert sich NGC 6744 dagegen in ihrer voller Pracht. Die staubreichen Spiralarme, welche der Galaxie ihre Spiralstruktur verleihen, beherbergen eine große Anzahl von rötlich leuchtenden Sternentstehungsgebieten. Hierbei handelt es sich um dichte Materiewolken aus Staub und Gas, in denen sich sehr junge und relativ massereiche Sterne befinden, welche eine intensive UV-Strahlung aussenden. Diese Strahlung regt das Gas in der Umgebung der Sterne zum Leuchten an. Das Zentrum von NGC 6744 wird dagegen von einer Vielzahl von sehr alten Sternen dominiert.
Die Aufnahme der ESO wurde aus mehreren Einzelaufnahmen zusammengesetzt, welche mit vier verschiedenen Filtern für rotes, grünes und blaues Licht sowie speziell für leuchtendes Wasserstoffgas gewonnen wurden. Die Beiträge dieser Filter sind in der hier vorliegenden Falschfarbenaufnahme in den Farben Blau, Grün, Orange und Rot wiedergegeben.
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