Die Raumstation als leuchtender Stern

Bei wolkenlosem Himmel kann die Internationale Raumstation ISS, auf der demnächst der ESA-Astronaut Thomas Reiter seinen Dienst antreten wird, nachts auch in Deutschland als vorbeisausender Stern beobachtet werden. Im Juni ist das sogar bis zu viermal in einer Nacht möglich.

Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: ESA.

Die Internationale Raumstation ISS ist ein imposanter Stern am Nachthimmel. Denn ihre Abmessungen sind im Verhältnis zu anderen Satelliten gewaltig. Mit 73 Metern Spannweite der Solarzellenflächen, 52 Metern Länge und 27 Metern Höhe ist sie das größte von Menschen geschaffene Bauwerk im Weltraum und dabei befindet sie sich noch im Aufbau. Sie ist deshalb mit dem bloßen Auge zu sehen und nach dem Mond und der Venus das hellste Objekt.

ESA
So soll die Internationale Raumstation nach der Montage aussehen
(Bild: ESA)

Wann ist die ISS zu sehen?
Die ISS umkreist die Erde auf einer elliptischen Umlaufbahn mit einer Geschwindigkeit von rund 28.000 Kilometern pro Stunde. Für eine Umrundung der Erde benötigt sie etwa 90 Minuten. Deshalb kann ein Beobachter auf der Erde sie nur wenige Minuten als einen sich relativ schnell bewegenden hellen Punkt am Himmel verfolgen.

Um die ISS oder andere Raumflugkörper beobachten zu können, sind zwei Voraussetzungen erforderlich:

  • am Standort des Beobachters muss es ausreichend dunkel sein und
  • der Satellit muss von der Sonne beleuchtet werden.

Das ist der Fall, wenn der Beobachter sich auf der Nachtseite der Erde befindet, die ISS aber noch von der Sonne angestrahlt wird, d.h. eine Beobachtung ist nur kurz nach Sonnenunter- beziehungsweise kurz vor Sonnenaufgang möglich.
Service der ESA: Die Überflugzeiten über Europa
Der genaue Zeitpunkt der Sichtbarkeit muss in Abhängigkeit vom Standort des Beobachters errechnet werden. Zur Ermittlung der exakten Daten sind im Internet einige Webpages eingerichtet worden. Dort kann man für eine Vielzahl von Orten auf der Welt die Sichtbarkeitsdaten der ISS abfragen. Die entsprechende ESA-Seite kann über diesen Link erreicht werden. In zwei Schritten gelangt man dann zum Ziel. Zunächst wird das Land, also beispielsweise Deutschland ausgewählt, im zweiten Schritt folgt der Ort, von dem aus die Beobachtung erfolgen soll. Die Datenbank enthält die Angaben von über zwei Millionen Orten, so dass die Auswahl kein Problem sein sollte. Im Ergebnis wird eine Tabelle mit den Sichtbarkeiten für mehrere Tage angezeigt.

Der MAG-Wert gibt die Helligkeit der ISS bei dieser Beobachtung an. Je kleiner dieser Wert ist, desto größer die Helligkeit. So hat die Venus als hellster Planet den Wert – 4,4. Sirius, der hellste Stern, kommt auf den Wert – 1,2. Die Raumstation kann bei guten Bedingungen eine maximale Helligkeit von – 2,0 erreichen, leuchtet also am 12. Juni schwächer. Dann folgen drei Zeiten für den Beginn, die maximale Höhe (engl. Altitude) über dem Horizont und das Ende der Sichtbarkeit. Die Höhe wird in Grad über dem Horizont angegeben. Az. steht für Azimut und gibt die Blickrichtung beginnend von Norden im Uhrzeigersinn an. Die Angabe E steht hier für Ost (engl. East) und bedeutet, dass der Beobachter genau in Richtung Osten schauen muss.

Warum im Juni bessere Bedingungen?
Zweimal im Jahr, nämlich im Juni und im Dezember tritt für kurze Zeit der Fall ein, dass durch die räumliche Konstellation von Sonne, Erde und Umlaufbahn die Raumstation gar nicht durch den Erdschatten fliegt und ununterbrochen beleuchtet wird. Abhängig vom Ort des Beobachters ist sie dann bis zu viermal in einer Nacht zu sehen. In diesem Jahr wird das vom 17. bis 21. Juni der Fall sein. In diesem Zeitraum und etwa eine Woche vorher und nachher ergeben sich für ganz Mitteleuropa mehrfache Sichtungsmöglichkeiten pro Nacht.

Voraussetzung für eine einwandfreie Beobachtung ist allerdings ein wolkenfreier Himmel.

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