Neben der Betreuung wissenschaftlicher Untersuchungen, Wartungsarbeiten und medizinischen Tests waren ein weiterer Ausstieg und der Abflug des Frachters Kounotori 3 die Höhepunkte der zurückliegenden Tage.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, Roskosmos, ESA, JAXA.
Am 5. September unternahmen Sunita Williams und Akihiko Hoshide einen zweiten Ausstieg, um den Ersatz-Energieverteiler 1 (Main Bus Switching Unit = MBSU) korrekt zu installieren. Dazu musste dieser zunächst wieder abmontiert und in der Nähe provisorisch gelagert werden. Anschließend wurden Sockelgewinde und Bolzen H2 mittels Druckluft und Drahtbürste gereinigt und mithilfe einer modifizierten Zahnbürste geschmiert. Danach konnte ein Probebolzen eingeschraubt werden. Nach erneuter Schmierung gelang schließlich das korrekte und vollständige Einschrauben des H2-Bolzens bei installierter MBSU. Diese saß nun richtig auf einer Kühlplatte und konnte anschließend aktiviert werden.
Es folgte noch der Austausch einer defekten Kamera am Stationsmanipulator Canadarm2, worauf der Außenbordeinsatz nach 6 Stunden und 28 Minuten erfolgreich beendet werden konnte. Während des Ausstiegs trugen die beiden Raumfahrer russische Dosimeter. Sunita Williams übernahm damit übrigens die Spitzenposition in der Liste der Außenbordarbeiterinnen mit 44 Stunden und 2 Minuten bei 6 Einsätzen von ihrer Kollegin Peggy Whitson.
Im Verlaufe der folgenden Tage wurden der Ausstieg nachbereitet (Überprüfung, Reinigung, Trocknung), Vorbereitungen für den Abflug von Kounotori 3 und die Rückkehr einer Teilbesatzung zur Erde mit Sojus-TMA 04M am 17. September getroffen.
Wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigten sich mit der fotografischen Erfassung besonderer Phänomene auf der Erde, der Erprobung neuer Foto- und Kommunikationstechnik, Untersuchungen am menschlichen Immunsystem (IMMUNO), Strahlungsmessungen in verschiedenen Teilen der Station (u.a. Matrjoschka), Untersuchungen zu Reaktionsfähigkeit, Stressresistenz, Muskel- und Knockenabbau (u.a. spezielle Diät zur Linderung eines raschen Knochenabbaus) sowie Herz-Kreislauf-Tests.
Wartungsarbeiten betrafen eine Vielzahl der Systeme der Station, so die Luftüberwachungs- und Reinigungssysteme, Toiletten, Experimentieranlagen, Wasseraufbereitung, Computer oder Sportgeräte.
Erwähnt seien hier noch das Biorhythmusexperiment CRHYT, bei dem ein Proband über 36 Stunden spezielle Sensoren trägt, deren Messwerte aufgezeichnet und später ausgewertet werden. Bei SONOKARD trägt ein Raumfahrer ein spezielles Shirt, über das wichtige Lebensparameter erfasst werden. Im Rahmen von ASEPTIK wird untersucht, wie Experimentieranlagen über längere Zeit keimfrei gehalten werden können. Mittels einer Unterdruckhose (Tschibis) können Belastungen simuliert werden, die denen durch die Schwerkraft auf der Erde entsprechen. Mit VETEROK wird ein neues elektrostatisches Luftreinigungssystem getestet, welches über eine kurzzeitige Ionisierung organische Stoffe besser aus der Atemluft filtern soll. Hör-, Seh- und Reaktionstests in verschiedenen Phasen eines Langzeitfluges helfen, physische und phsychische Veränderungen festzustellen. Mit VISIR und der ISS Agricultural Camera werden automatisch Bilder verschiedener Flächen angefertigt. Dazu verfügen die Kameras über Computersteuerungen und spezielle Sensoren. Während VISIR noch im Erprobungsmodus läuft, werden mit der ISSAC Bilder von Weideflächen, Wäldern, Wiesen udn Feuchtgebieten in den USA für landwirtschaftliche Beurteilungen und Bildungszwecke aufgenommen.
Der Bildung dient auch die optische Aufzeichnung langwieriger physikalischer Vorgänge in der Schwerelosigkeit. Derzeit wird im Rahmen von FASA die Trennung von flüssiger und gasförmiger Phase in einem Behälter verfolgt. Das neue Experiment Coulomb Kristall beschäftigt sich mit der Anordnung elektrisch geladener Partikel in der Schwerelosigkeit. Das ebenfalls neue Aquatic Habitat läuft mittlerweile im Testbetrieb. Hier sollen Leben und Entwicklung von Fischen über mehrere Generationen beobachtet werden.
Viele Experimente werden weitgehend von der Erde aus gesteuert und laufen ansonsten autonom ab, benötigen nur selten die Betreuung durch Raumfahrer. Dazu gehörten in den letzten Tagen u.a. ein Verbrennungsexperiment, die materialwissenschaftlichen Untersuchungen KASKAD und BCAT (Kolloide in der Schwerelosigkeit), Untersuchungen zur Strukturdynamik der Station (IDENTIFIKAZIJA). Weitere Studien am Menschen betrafen Veränderungen in der Lungenfunktion (Lungenvolumen, Sauerstoffaufnahmefähigkeit im Rahmen von VO2max), Lärmmessungen durch stationäre und mobile Sensoren sowie die Wirksamkeit eines speziellen Trainings mit starker aber nur kurzzeitiger Belastung zur Minderung von Muskel- und Knochenschwund (SPRINT).
Im Rahmen von YouTube SpaceLab wurden zwei Schülerexperimente ausgewählt, die im Weltraum durchgeführt werden sollen. Bei einem wird das Leben einer Spinne in der Schwerelosgkeit unter die Lupe genommen. Dieses Experiment wurde nun vorbereitet. Zu bestimmten Zeiten soll es dazu Live-Übertragungen aus der ISS geben.
Am 12. September wurde der unbemannte Frachter Kounotori 3 mittels des Stationsmanipulators Canadarm2 von der Station abgekoppelt. Zuvor waren zwei Systeme (REBR und i-Ball) installiert und aktiviert worden, mit denen bestimmte Parameter während des für das Raumschiff zerstörerischen Wiedereintritts aufgezeichnet werden. Dieser erfolgte in den Morgenstunden des 14. September (Raumfahrer.net berichtete).
Höhepunkt der folgenden Stunden ist die geplante Rückkehr der Raumfahrer Gennadi Padalka, Joe Acaba und Sergej Rewin nach gut 4 Monaten im Weltraum.
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