Die letzten Runden von Venus Express

Ganz sicher war es nicht, aber Venus Express hat die jüngsten Aerobrake-Manöver überlebt. Die Sonde bewegt sich nun wieder in sicheren Höhen und wird bis voraussichtlich Dezember 2014 wissenschaftliches Bonusmaterial liefern, bevor mit dem Sturz in die Venus-Atmosphäre das Ende der Mission folgt. Die ESA hat wesentliche Ergebnisse der Aerobrakes kurz zusammengefasst.

Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: ESA.

ESA/C. Carreau
Venus-Express im Orbit – künstlerische Impression aus den Anfängen der Mission
(Bild: ESA/C. Carreau)

Venus Express hat die kurz vor Abschluss ihrer Mission angesetzte Aerobrake-Kampagne gut überstanden. Inzwischen umläuft der Satellit die Venus in sicheren Abständen zwischen 63.000 Kilometer als Venus-fernstem und 460 Kilometer als -nächstem Punkt (Perizentrum). Ein Orbit dauert 22:24 Stunden. Vor den Atmosphärenbremsungen waren 66.000 mal 230 Kilometer mit 24 Stunden Umlaufzeit die Regel. Der für immer wieder notwendige Bahnanhebungen notwendige Resttreibstoff reicht noch bis voraussichtlich Dezember 2014, dann wird Venus Express auf den Planeten stürzen. Die Zeit bis dahin nutzt man für die Fortsetzung wissenschaftlicher Untersuchungen. Die während der Aerobrake-Manöver zum Großteil abgeschalteten Instrumente wurden wieder aktiviert.

Ob Venus Express das Eintauchen in die oberen Atmosphärenschichten der Venus übersteht, war im Vorfeld nicht ganz gewiss. Da die Missionsziele der Sonde nach acht Jahren aber erfüllt sind, entschied man sich, dieses Experiment zu wagen und so zusätzliche Erkenntnisse über Venus-Atmosphäre und das Verhalten eines Flugkörpers zu erhalten. Davon könnten künftige Missionen zu Himmelskörpern mit Atmosphäre profitieren, denn ein Aerobraking verringert die mitzuführende Treibstoffmenge für Bremsmanöver zugunsten der Nutzlast. Die detaillierte Auswertung der Daten steht zwar noch aus und wird in der Regel mit sechs Monaten Verzögerung von der ESA veröffentlicht. Bereits jetzt wurden aber ein paar interessante Ergebnisse publiziert. Bei der Absenkung des Perizentrums von 160 Kilometer auf 130 Kilometer erhöhte sich der Atmosphärenwiderstand um das Tausendfache. An einigen Messpunkten der Sonde stieg die Temperatur während der Venus-nächsten Aerobrake-Manöver innerhalb von 100 Sekunden sprunghaft um über 100 Grad Celsius an. Die Struktur der Sonde war weit mehr beansprucht als unter normalen Umständen, Schäden konnten jedoch noch nicht festgestellt werden. Die Bremswirkung auf 130 Kilometer Höhe machte sich auch in einer um eine Stunde kürzeren Umlaufzeit von Venus Express bemerkbar.

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