Die Besatzung der ISS wartet auf Verstärkung

Die dreiköpfige Besatzung der ISS hatte in diesen Tagen die unterschiedlichsten Aufgaben zu bewältigen. Neben der Wartung der Gerätschaften und der Betreuung von Experimenten bereiteten sich die Raumfahrer auf die Ankunft ihrer drei Kollegen Dmitri Kondratjew, Paolo Nespoli und Catherine Coleman in der nächsten Woche vor. Für die Ankunft des HTV-2 im Januar wurden erste Arbeiten ausgeführt und die Bodenkontrolle verfolgt ein gefährliches Stück Weltraumschrott.

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net. Vertont von Peter Rittinger.

NASA-TV
Kommandant Scott Kelly im Destiny-Modul bei der Speicherung von Daten
(Bild: NASA-TV)

In dieser Woche hatten Alexander Kaleri und Oleg Skripotschka die Aufgabe, Elemente des Molnija-Gamma-Experiments (GFI-17) aus dem Transportraumschiff Progress-M 08M zu entladen und im Servicemodul einzubauen. Auf dem Panel 310 wurden ein Temperaturkontrollkasten (MAKT) sowie eine Datenkontroll- und Aufzeichnungseinheit (MKSD) installiert. Diese wurden erst miteinander und später mit dem Ethernet-Netz an Bord und dem BITS2-12-Telemetrie-System verbunden. Die außenliegende BDV-Sensoreinheit soll von den russischen Kosmonauten Dmitri Kondratjew und Oleg Skripotschka, während ihres Weltraumausstieges am 21. Januar 2011, an der Außenseite der Station montiert werden. Das Molnija-Gamma-Experiment wird es ermöglichen, bei Gewittertätigkeit auf der Erde Gammastrahlen und Licht von Blitzen zu erforschen.

Kommandant Scott Kelly arbeitete an Bord der Internationalen Raumstation an mehreren Experimenten, darunter auch SLEPP (Sleep-Wake Actigraphy & Light Exposure during Spaceflight). Bei dieser Forschungsreihe untersucht man die schnellen Wechsel von Tag und Nacht im Orbit und die Reaktionen der Menschen im Schlaf-Wach-Zyklus darauf. Dazu werden von den amerikanischen Raumfahrern sogenannte Actiwatches getragen, welche die Aktivität des Menschen und die bestehende Lichteinstrahlung messen und aufzeichnen. Die Ergebnisse sollen für ein besseres Verständnis der Auswirkungen von Langzeitflügen auf den Schlaf im All sorgen. Scott Kelly lud hierfür die Daten seiner eigenen und der Actiwatches von Doug Wheelock und Shannon Walker herunter und speicherte diese für die fortlaufende Datenerfassung.

Zudem arbeitete Scott Kelly mit der Vorrichtung zum Testen von binären kolloiden Legierungen, für eine andauernde Untersuchung von kolloiden Proben an Bord der Station. Ergebnisse dieser Studie werden das Verstehen von Forschern verbessern, wie in Flüssigkeiten schwebende Festkörper (etwa Pigmente in der Farbe) in der Mikrogravitation reagieren und sollen praktische Anwendung in der Fertigung von Plastik und anderen Materialien finden. Abermals betreute er das Capillary-Flow-Experiment (CFE) zur Erforschung des kapillaren Verhaltens von Flüssigkeiten in der Mikroschwerkraft und schickte die aufgezeichneten Ergebnisse zur Erde.

NASA
MELFI-2 im Destiny-Modul
(Bild: NASA)

Erneut ist in dieser Woche der MELFI-2-Gefrierschrank ausgefallen und wurde deaktiviert. Eine elektronische Einsteckkarte hatte diesen Ausfall verursacht und die Besatzung lagerte rechtzeitig alle Proben in die baugleichen Gefrierschränke MELFI 1 und MELFI 3 im Kibo-Labormodul um. Etwas Zeit widmete Kommandant Scott Kelly den sogenannten In-Flight-Interviews mit TV- und Radiosendern. Er sprach mit Reportern von KTRK-TV in Houston, ABC News Radio und FOX News Radio über sein Aufenthalt auf der ISS und die erwartete Ankunft der drei weiteren Raumfahrer der Langzeitbesatzung 26. Einen Gruß und Glückwünsche zum gelungen Test der Falcon 9 mit der Dragon-Kapsel sendete er an das SpaceX-Team, nachdem ihn die Bodenstation darüber informiert hatte.

Da die Mission der Discovery (STS 133) in den Februar 2011 verschoben wurde, erhielt Scott Kelly von der Bodenstation die Aufgabe, das Kamerasystem CBCS (Centerline Berthing Camera System) am unteren Kopplungspunkt des Unity-Knotens zu demontieren. Dieses Kamerasystem wird für die Kopplung von Modulen an den amerikanischen Andockstutzen CBM (Common Berthing Mechanism) benötigt. Er verstaute das Equipment für den nächsten Einsatz im Februar und verriegelte den schon vorsorglich für die Kopplung des Logistikmoduls Leonardo entsperrten Lukenmechanismus. Danach hatte er den Auftrag, die mobile Notfallausrüstung, einschließlich Feuerlöscher und Atemmasken, auf ihre Funktion zu prüfen.

An Bord der Internationalen Raumstation fuhren Kommandant Scott Kelly und seine beiden russischen Kollegen Alexander Kaleri und Oleg Skripotschka mit den Vorbereitungen für die Ankunft der drei neuen Besatzungsmitglieder Dmitri Kondratjew, Paolo Nespoli und Catherine Coleman in der nächsten Woche fort. Alexander Kaleri und Oleg Skripotschka testeten dafür den passiven Part des automatisierten Rendezvous-System KURS im Swesda-Modul, welches Sojus-TMA 20 am 17. Dezember bei der Annäherung an die Station nutzen soll, um seine Navigationsdaten zu aktualisieren. Der Treibstofftransfer von Progress-M 07M in die Tanks die Station, abzüglich der Menge für die Bremszündung, wurde in dieser Woche vollendet.

NASA-TV
Kommandant Scott Kelly mit den fünf neuen Kabeln für das HTV 2 in Kibo
(Bild: NASA-TV)

In Vorbereitung auf die Ankunft des japanischen Versorgers „Kounotori“ (HTV 2) im Januar 2011 begann Scott Kelly im Kibo-Modul mit einigen Arbeiten. HTV 2 wird während seiner Verweildauer an der ISS am unteren Kopplungspunkt des Harmony-Knotens befestigt sein. Bei der STS-133-Mission der Discovery ist es allerdings nötig, um die Robotik-Arbeiten mit dem Stations- und Shuttlearm zu ermöglichen, das HTV 2 an den oberen Kopplungspunkt des Harmony-Knotens zu versetzen. Dafür verlegte Scott Kelly fünf neue Strom- und Datenkabel und arbeitete am Kontrollpaneel HTV-HCP (Hardware Command Panel). Mit diesem ist es der Besatzung möglich, in den Flugverlauf und die Annäherung des Versorgers korrigierend einzugreifen. Weiter wurde eine Verlegung des Trainers ROBoT (Robotics Onboard Trainer) vom Unity-Knoten in das Destiny-Labor vorbereitet. Mit ROBoT werden Trainingseinheiten zur Steuerung des Stationsarms Canadarm2 und der Komponenten des beweglichen Wartungssystems MSS (Mobile Servicing System) durchgeführt.

Zum Ende dieser Woche beobachteten die Flugkontrolleure ein Teil Weltraumschrott, welches sich heute Abend um 21:42 Uhr MEZ der ISS gefährlich nähern könnte. Das Objekt 25.502 ist eine Atlas-2A-Centaur-Raketenstufe und befindet sich unter ständiger Beobachtung bei einer mittleren Gefährdungsstufe.

Mittlere Bahnhöhe der ISS am 11.12.2010: 350,0 km bei einem Höhenverlust von 134 Metern in den letzten 24 Stunden

Zukünftige Ereignisse:

  • 17. Dezember, Ankunft von Sojus-TMA 20 an der ISS (Kondratjew, Nespoli, Coleman)
  • 20. Dezember, Test SPDM = Special Purpose Dexterous Manipulator oder Dextre
  • 22. Dezember, Bahnanhebung durch Progress-M 07M

Raumcon:

Nach oben scrollen