Die Anfänge der Radioastronomie

Ein junger Zweig, der schon recht alten Astronomie entstand durch einen Zufall.

Autor: Tilman Kaiser

Das Arecibo Teleskop in Mittelamerika ist das größte Radioteleskop der Welt.

Während die Hochenergieastrophysik einen Beitrag zur Entdeckung von Schwarzen Löchern in binären Systemen lieferte, sorgte die Radioastronomie, die für die Untersuchung des niederfrequenten Bereichs des Spektrums zuständig ist, auf ganz andere Weise für die Vermutung, dass sich Schwarze Löcher von mehreren Millionen Sonnenmassen im Zentrum von Galaxien befinden. Das lag unter anderem daran, dass mit Hilfe der Radioastronomie zum ersten Mal deutlich die Jetphänomene von Aktiven Galaxien zu Tage traten.

Im nachhinein können wir allerdings sagen, dass der erste Jet schon 1917 von H.D. Curtis mit dem damaligen optischen Teleskop am Lick Observatory in Kalifornien im Virgo-Haufen beobachtet wurde. Curtis wusste damals aber noch nicht, dass es sich bei dem beobachteten Objekt um die nahe Galaxie M87 handelt. Noch viel weniger konnte Curtis von den hochenergetischen Prozessen im Kern aktiver Galaxien ahnen und machte sich außer seiner ausführlichen Beschreibung der Beobachtung keine tiefgreifenderen Gedanken dazu, weswegen diese Beobachtung an dem „Nebelfleck“ keine weitere Beachtung bekam und bald in Vergessenheit geriet.

Der erste Radioastronom war eigentlich ein Ingenieur der amerikanischen Telekommunikationsindustrie. 1931 entwickelte Karl Jansky für die Bell Telephone Laboratories in New Jersey eine empfindliche Antenne, die Störungen bei transatlantischen Telefongesprächen aufdecken sollte. Damals funktionierte die Übertragung über den Atlantik noch mit Radiowellen. Mit dieser Antenne machte Jansky 1932 Störungen aus, die aus dem All zu kommen schienen. Nach weiteren drei Jahren hatte er als Quelle der stärksten Radiostrahlung das Zentrum der Milchstrasse ausgemacht. Vielleicht schenkten nur wenige Berufsastronomen dieser Entdeckung Beachtung, weil sie nicht mit den bestehenden Theorien zu erklären war. Janskys Antrag zum Bau eines Radioteleskops scheiterte, da die Bell Labs hierfür keinen wirtschaftlichen Nutzen sahen.

So blieb es angesichts des heraufziehenden Zweiten Weltkriegs einem Funkamateur aus dem Mittleren Westen der USA, Grote Reber, vorbehalten, Janskys Entdeckung in seinem Garten mit einem selbstgebastelten Radioteleskop nachzuspüren und die erste Radiokarte des Himmels anzufertigen. Diese Durchmusterung im Radiobereich, die immerhin 1942 im Astrophysical Journal veröffentlicht wurde, zeigte u.a., dass sich im Sternbild Schwan eine starke Radioquelle befand. Heute wissen wir, dass es sich um die hellste Radiogalaxie im Sternbild Schwan Cygnus A handelte.

Literatur
Kip S. Thorne, „Black Holes and Time Warps: Einstein’s Outrageous Legacy“, In: „The Common Wealth Fund Book Programme“, Hrsg.:Lewis Thomas, Bd. 9, 1993
M. Begelman, M. Rees, „Gravity’s Fatal Attraction“ Scientific American Library, New York 1996
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