Normalerweise ist man vom DLR (Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum) „nur“ Beiträge im Komponentenbereich auf anderen Raumsonden der ESA oder auch NASA gewohnt. Jetzt will das DLR jedoch bei den Großen mitmischen und selbst eine Raumsonde designen, planen und in Eigenregie bauen. Dieses ambitionierte Projekt hat ein, in den letzten Jahren sträflich vernachlässigtes, Ziel: den Mond.
Ein Beitrag von Martin Ollrom. Quelle: DLR.
Der Mond wird in der nächsten Zeit ein beliebtes Ziel für unbemannte Forschungssonden, drängt doch das Ziel, 2020 wieder Menschen auf den Mond landen zu lassen, zur Eile. Die NASA will im Jahr 2008 den LRO (Lunar Reconnaissance Orbiter) zum Mond schicken. Nun meldet sich auch Deutschland, ein Mitglied der ESA, im Mondspiel zu Wort. Wenn alles nach Plan läuft, dann wird der Lunar Exploration Orbiter (kurz LEO) im Jahr 2012 den Mond erreichen und unseren Erdtrabanten einen weiteren Satelliten spendieren. Die neuen Details zum Lunar Exploration Orbiter wurden auf dem European Planetary Science Congress bekannt gegeben, der letzte Woche in Berlin stattgefunden hat.
Die Mission wird aus zwei Raumsonden bestehen, die in einer gemeinsamen, speziellen Flugformation um den Mond kreisen. Diese nehmen gleichzeitige Messungen an der Mondoberfläche vor. Die beiden Zwillingssonden werden den Wissenschaftlern ein echtes 3D-Modell der Mondoberfläche liefern und so einen genauen Einblick in die Eigenschaften der Mondoberfläche bieten. Die Mission ähnelt sehr der STEREO-Mission der NASA, die ihr Augenmerk jedoch auf die Sonne setzt und diese ablichtet. Aus diesen Daten werden dann 3-D Modelle der Sonne gemacht. Genauso soll es auch beim LEO laufen. Die Sonden können das Magnet- und Gravitationsfeld des Mondes ebenfalls in drei Dimensionen untersuchen. Dabei wird der Orbit so gewählt, dass die gesamte Mondoberfläche untersucht werden kann. Der Hauptsatellit wiegt ungefähr 500 Kilogramm, der zweite wird zwar die wichtigsten Experimente (Komponenten) ebenfalls an Bord haben, ist aber mit 150 Kilogramm deutlich leichter und auch kleiner. Der Hauptsatellit hat zudem noch weitere Experimente an Bord und übernimmt den Datentransfer zur und von der Erde.
Der Hauptsatellit wird zusätzlich noch ein Mikrowellen-Radar mitbringen. Dieses Gerät ermöglicht es ihm, weit (mehrere hundert Meter) unter die Mondoberfläche zu blicken. Das Gerät soll so genau sein, dass es in 200 Metern Tiefe noch Strukturen von zwei Metern Größe erkennen kann. Soll die Struktur hochauflösender und genauer sein, muss man die Tiefe reduzieren. So kann man zum Beispiel wenige Meter unter der Mondoberfläche Strukturen in Millimetergröße erkennen. Erklärtes Ziel der Forscher ist die Feststellung der Verteilung der Partikel und Steine auf der Mondoberfläche und im Monduntergrund. Natürlich will man auch Rückschlüsse auf etwaige Einschläge von Kometen, Asteroiden oder anderen Weltraummüll ziehen. Diese Erkenntnis ist vor allem für die Besiedelung des Mondes von großer Bedeutung, um einen geeigneten Landeplatz für die kommenden, bemannten Mondmissionen zu finden. Aus diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen setzt sich auch ein Katalog an Voraussetzungen zusammen, die für eine sichere Besiedlung und Bebauung des Mondes erfüllt sein müssen.
LEO soll hochauflösende Landkarten von der gesamten Mondoberfläche machen. Die Missionszeit ist auf vier Jahre ausgelegt. Während dieser Zeit wird der LEO auch auf neue Einschläge achten, um so vielleicht gefährdete oder weniger gefährdete Regionen auf dem Mond zu erkennen. Mondforschern zufolge wird der Mond sekündlich von millimeterkleinen Teilen aus dem Weltraum getroffen. Wir dürfen also auf interessante Forschungsergebnisse des deutschen Beitrags zur Monderforschung hoffen!
Über den genauen Umfang und die Finanzierung des Projekts muss noch die deutsche Bundesregierung abstimmen.