„Wanderfalke“ erreicht Mond nicht – private Mondlandung von Astrobotic abgebrochen

Dass eine Mondlandung auch heute noch eine große Herausforderung darstellt, musste nun auch das amerikanische Unternehmen Astrobotic aus Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania erfahren. Direkt nach dem Start des „Peregrine Lunar Lander“ (Peregrine bedeutet „Wanderfalke“) kam es zu einer Anomalie, die die erste privat finanzierte Mondlandung scheitern ließ. Astrobotic entschied sich für eine Rückkehr zur Erde, wo das Raumfahrtzeug am 18. Januar 2024 über dem Südpazifik in die Atmosphäre eintrat und verglühte. Die am 23. Januar geplante Mondlandung konnte nicht erfolgen. Der Traum wird bleiben.

Autor: Thomas Geuking, Quellen: Astrobotic

Eine künstlerische Darstellung von „Peregrine“ auf der Oberfläche des Mondes (Bild: Astrobotic)

21. Januar 2024 – Gegründet wurde Astrobotic im Jahre 2007 zur Teilnahme am Google Lunar X-Prize (GLXP) vom Professor für Robotik William L. Whittacker an der Carnegie Mellon University (CMU). Heute versteht sich Astrobotic nach eigenen Angaben als Mondlogistikunternehmen, daß umfassende Lieferdienste für Nutzlasten zum Mond anbieten will um die Erkundung des Mondes erschwinglich zu machen. Astrobotic ist keineswegs das erste Raumfahrtunternehmen, dass in den letzten fünf Jahren auf dem Mond landen wollte. Von neun Landeversuchen sind sechs gescheitert. Neben der indischen Chandrayaan-3 Mission, über die Raumfahrer.net ausführlich berichtete, gelang nur noch China eine erfolgreiche Landung auf dem Mond und erst vor wenigen Tagen noch Japan.

Dabei fing alles sehr vielversprechend an. Am 8. Januar 2024 um 8:18 Uhr deutscher Zeit startete der Peregrine Lunar Lander mit einer Vulcan-Rakete der United Launch Alliance (ULA) von der Cape Canaveral Space Force Station in Florida. Etwa 50 Minuten nach dem Start trennte sich der Lander von der Rakete. Nach der Trennung nahm Astrobotic erfolgreich Kontakt mit dem Lander auf und begann mit dem Empfang von Telemetriedaten.

Das Peregrine-Raumfahrzeug bei Astrotech Space Operations vor der Integration in die Rakete (Bild: Astrobotic)
Das Peregrine-Raumfahrzeug bei Astrotech Space Operations vor der Integration in die Rakete (Bild: Astrobotic)

Peregrine sollte insgesamt 20 Nutzlasten befördern aus sieben Nationen und für 16 kommerzielle Kunden. Die Nutzlasten kamen von Raumfahrtagenturen, Universitäten, Unternehmen und Einzelpersonen. Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war mit dabei mit einem speziellen in Deutschland gebauten Strahlungsdetektor (M-42). Er sollte wichtige Strahlungsdaten auf dem Flug zum Mond und auf der Mondoberfläche sammeln im Vorfeld der bevorstehenden Artemis-Missionen der NASA. Auch mit an Bord war eine kleine Box in der Leute aus aller Welt persönliche Erinnerungsstücke, angefangen von Fotografien und Romanen bis hin zu studentischen Arbeiten und einem Stück Mount Everest mit zum Mond senden konnten.

Bereits kurz nach dem Start zeichneten sich erste Probleme ab, die man auf eine Anomalie des Antriebssystems zurückführte. Das Raumfahrzeug ließ sich nicht stabil zur Sonne ausrichten. Was dazu führte, dass die Batterien nicht von den Solarzellen ausreichend geladen werden konnten. Dies führte zu einem gefährlichen Tiefstand des Ladezustands der Batterien. Allerdings gelang des den Verantwortlichen im Kontrollzentrum von Astrobotic mit einem gezielten Manöver gegen zu steuern. Analysen ergaben jedoch, dass das Raumfahrtzeug Treibstoff verlor. Dieser Treibstoffverlust erzeugte in der Schwerelosigkeit des Alls eine Schubkraft, die nur mit einem ununterbrochenen Einsatz der Steuerdüsen ausgeglichen werden konnte. Da Treibstoff auf den meisten Raumfahrtmissionen generell ein knappes Gut ist, war damit das Ende der Mission besiegelt. Um zu verhindern, dass das Raumfahrzeug mit dem Ende der Treibstoffvorräte völlig außer Kontrolle gerät und eventuell andere Missionen gefährdet, entschloss man sich zur Rückkehr zur Erde und einem kontrollierten Eintritt in die Atmosphäre über dem Südpazifik.

Geplantes Missionsprofil (Grafik: Astrobotic)
Geplantes Missionsprofil (Grafik: Astrobotic)

Trotzdem wertet Astrobotic die Mission als Teilerfolg. Der Start gelang problemlos, das Raumfahrtzeug blieb die ganze Zeit über kontrollierbar. Es wurden Bilder und Messdaten übertragen, alle Nutzlasten konnten eingeschaltet werden und lieferten Messdaten.

Diese Mission ist bestimmt nicht die letzte Mission eines Unternehmens mit dem Ziel auf dem Mond zu landen. Astrobotic plant bereits selbst mit der „Griffin Mission One“ einen weiteren Versuch. Weiter mit im Rennen ist unter anderem das japanische Unternehmen Ispace und das amerikanische Raumfahrtunternehmen Intuitive Machines mit der Nova-C-Mission. Dies zeigt, dass es nicht nur den großen staatlichen Raumfahrtkonzernen vorbehalten ist auf dem Mond zu landen. Auch Start-Ups haben eine Chance neben den etablierten Raumfahrtkonzernen und Nationen beim neuen Wettlauf zum Mond.

Raumfahrer.net wird weiter berichten.

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