Wie erhielt der neueste Marsrover der NASA eigentlich seinen Namen?
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: NASA.
Die ursprüngliche von der NASA für den Marsrover Curiosity verwendete Bezeichnung lautete Mars Science Laboratory (kurz MSL). Allerdings entschloss sich die NASA im November 2008 dazu, einen Wettbewerb durchzuführen, um dem Rover mit einem eingängigeren Namen zu versehen. Für die Teilnahme an diesem Wettbewerb waren Schülerinnen und Schüler US-amerikanischer Schulen im Alter von 5 bis 18 Jahren zugelassen, welche ihre Namensvorschläge, verbunden mit einem kurzen begründenden Essay, bis zum 25. Januar 2009 an die NASA einsenden konnten. Bereits die beiden „Vorgänger“ des MSL, die Marsrover Spirit und Opportunity, welche zuvor die etwas trocken erscheinenden Bezeichnungen Mars Exploration Rover 1 und 2 beziehungsweise Mars Exploration Rover A und B trugen, kamen auf diese Weise zu ihren Namen.
„Schüler aus dem ganzen Land haben Namen für den Rover vorgeschlagen. Das zeigt uns, wie groß die Begeisterung für die Marserkundung unter den Forschern der nächsten Generation ist“, so Mark Dahl vom NASA-Hauptquartier. „Die eingereichten Namen stammten aus ganz unterschiedlichen Bereichen – von Helden über Tiere bis hin zu Käfern“, so Michelle Viotti, eine der Mitarbeiterinnen der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des NASA-Marsprogramms beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien.
Eine Expertenkommission, bestehend aus Mitarbeitern der NASA und Wissenschaftlern der MSL-Mission, wertete die Qualität der über 9.000 Einsendungen aus und traf dabei eine Vorauswahl von neun Namen. Im März 2009 bestand für die weltweite interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit, via Internet über den endgültigen Namen anzustimmen. Das Ergebnis dieser Abstimmung floss in die endgültige Entscheidung über die Benennung des zukünftigen Marsrovers ein, welche am 27. Mai 2009 von der NASA öffentlich bekannt gegeben wurde.
Ab jetzt wurde das Mars Science Laboratory offiziell als Curiosity, zu deutsch „Neugier“, bezeichnet. „Viele der eingereichten Vorschläge waren ausgezeichnet und zahlreiche andere Namen wären ebenfalls geeignet gewesen. Ich bin jedoch sehr glücklich mit dieser Wahl, weil der Name für etwas universell Menschliches und für den wissenschaftlichen Fortschritt sehr Wesentliches steht“, so Mark Dahl.
Eingereicht wurde der Namensvorschlag von Clara Ma, einer zwölfjährigen Schülerin, welche die Sunflower Elementary School in der Kleinstadt Lenexa im US-Bundesstaat Kansas besucht. Hier ihr begründendes Essay:
„Curiosity [also die Neugier] ist eine ewige Flamme, die in allen Köpfen brennt. Sie ist der Grund dafür, dass ich morgens aufstehe und mich frage, was der Tag wohl an Überraschungen für mich bereithalten wird. Die Neugier ist eine mächtige Kraft. Ohne sie, wären wir nicht das, was wir heute sind. Als ich noch jünger war hatte ich viele Fragen: „Warum ist der Himmel blau?“, „Warum funkeln die Sterne?“, „Warum bin ich Ich?“. Und ich frage mich immer noch. Ich habe so viele Fragen und Amerika ist der Ort, wo ich meine Antworten finden möchte. Die Neugier ist die Leidenschaft, welche uns in unserem Alltag antreibt. Mit unserem Bedürfnis, Fragen zu stellen und Antworten zu finden, werden wir alle zu Forschern und Wissenschaftlern. Sicherlich gibt es dabei viele Risiken und Gefahren, aber wir werden nicht aufhören, weiter zu fragen, zu träumen, zu erschaffen und zu hoffen. Wir haben so viel über die Welt erfahren – und zugleich doch erst so wenig. Wir werden niemals alles in Erfahrung bringen können, aber mit unserer brennenden Neugier haben wir doch bereits so viel gelernt.“
„Wir haben sehnsüchtig darauf gewartet, dem Rover endlich einen offiziellen Namen geben zu können“, so Pete Theisinger, der Projekt-Manager der Curiosity-Mission. „Dieser Name, der auch die Herausforderungen der Mission widerspiegelt, bedeutet viel für die Menschen, die an dieser Mission arbeiten.“
„Ich bin wirklich sehr am Weltall interessiert, aber ich dachte immer, dass es sich dabei um einen Ort handelt, über den ich lediglich in Büchern lesen oder den ich während der Nacht aus weiter, weiter Ferne betrachten kann“, so Clara Ma. „Ich war immer der Meinung, dass ich nie in der Lage sein werde, ihm wirklich nahe zu kommen. Die Benennung des Marsrovers bringt mich dem Weltraum jetzt aber zumindestens einen kleinen Schritt näher.“
Als „Belohnung“ für ihren Namensvorschlag durfte Clara Ma im Juni 2009 das Jet Propulsion Laboratory besuchen und dabei auch den Reinraum betreten, in dem der Rover zu diesem Zeitpunkt montiert wurde. Eine besondere Zugabe für die Schülerin stellte die Erlaubnis dar, den Rover mit einer Unterschrift zu signieren und sich so auf Curiosity zu verewigen. Noch Jahrzehnte, wahrscheinlich sogar Jahrhunderte nach dem Ende der Mission wird dieser Namenszug auf dem Roverdeck sichtbar sein.
Aber nicht nur Clara Ma erhielt im Rahmen dieser Mission die Möglichkeit, zusammen mit Curiosity „zum Mars zu fliegen“. Auf einer speziell eingerichteten Internetseite konnten sich bis zum 13. Juni 2011 Interessierte aus aller Welt eintragen. Die Namen dieser Leute wurden anschließend auf einem speziellen Mikrochip gespeichert, welcher zusammen mit dem Rover in dem kommenden Jahren den Gale-Krater, Curiositys Operationsgebiet auf dem Mars, erkunden wird. Insgesamt machten 1.246.445 Menschen – immerhin 21.546 davon stammen aus Deutschland – von dieser Möglichkeit Gebrauch.