Der offene Sternhaufen NGC 3324

Die Europäische Südsternwarte (ESO) veröffentlichte heute eine neue Aufnahme des offenen Sternhaufens NGC 3324. Die intensive Ultraviolettstrahlung, welche einige der heißen, jungen Sterne in NGC 3324 aussenden, bringt die Gaswolke dazu, in kräftigen Farben zu leuchten, und hat zudem einen Hohlraum in der umgebenden Gas- und Staubwolke geschaffen.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.

ESO,  IAU, Sky & Telescope
Das Sternbild Schiffskiel. Eine Beobachtung ist ausschließlich von der südlichen Hemisphäre aus möglich.
(Bild: ESO, IAU, Sky & Telescope)

Der am 1. Mai 1836 durch den schottischen Astronomen James Dunlop entdeckte offene Sternhaufen NGC 3324 befindet sich in einer Entfernung von etwa 7.500 Lichtjahren zu unserem Sonnensystem im Sternbild Schiffskiel (lateinischer Name „Carina“). Dieser relativ junge Sternhaufen befindet sich am nordwestlichen Rand des Carinanebels (NGC 3372), dessen chaotische Struktur durch mehrere Sternentstehungsgebiete geformt wurde (Raumfahrer.net berichtete).

Vor rund drei Millionen Jahren begann in der Umgebung von NGC 3324, wo besonders große Mengen an Gas und Staub zur Verfügung stehen, eine Periode intensiver Sternentstehung. Dabei bildeten sich auch einige sehr heiße, massereiche Sterne, welche in der heute von der Europäische Südsternwarte (ESO) veröffentlichten Aufnahme deutlich zu erkennen sind.

Die Sternenwinde und die von diesen jungen Sternen ausgehende intensive Strahlung haben im Laufe der Zeit einen regelrechten Hohlraum in die umgebende Gas- und Staubwolke geblasen. Das deutlichstes Anzeichen hierfür ist die wandartige Struktur rechts von der Bildmitte in der ESO-Aufnahme. Die ultraviolette Strahlung der jungen und extrem heißen Sterne entreißt dabei den in der Gaswolke befindlichen Wasserstoffatomen Elektronen. Anschließend werden diese Elektronen wieder eingefangen und fallen schrittweise in niedrigere Energiezustände zurück.

Auf diese Weise entsteht ein charakteristisches rötliches Leuchten, welches gleichzeitig die räumliche Ausdehnung der ionisierten Gaswolke markiert. Die weiteren in der Aufnahme erkennbaren Farben werden durch andere chemische Elemente verursacht. Für das grünlich-gelbe Leuchten der zentralen Nebelregionen ist zum Beispiel zweifach ionisierter Sauerstoff verantwortlich.

ESO
Der offene Sternhaufen NGC 3324. Die intensive Strahlung mehrerer junger Sterne hat einen regelrechten Hohlraum in die umgebende Gas- und Staubwolke geblasen.
(Bild: ESO)

Ähnlich wie bei den Wolken am irdischen Himmel lassen sich auch in kosmischen Staub- und Gaswolken mit etwas Phantasie wohlbekannte Formen und Gestalten ausmachen. In diesem Falle ähnelt der rechte Rand der Gas- und Staubwand dem Profil eines menschlichen Gesichts, wobei die Ausbuchtung im Zentrum der Wolke der Nase entsprechen würde. Diese Ähnlichkeit führte dazu, dass der Sternhaufen NGC 3324 bisweilen auch nach einer chilenischen Nobelpreisträgerin als der „Gabriela-Mistral-Nebel“ bezeichnet wird.

Die Aufnahme wurde mit dem Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium der ESO in Chile aufgenommen wurde. Durch das hohe Auflösungsvermögen des Wide Field Imagers werden in dem Bild viele dunkle Strukturen innerhalb von NGC 3324 sichtbar. Hierbei handelt es sich um Staub, welcher das Leuchten des Gases im Hintergrund abschirmt und so Schattenrisse erzeugt, die dem Anblick des Nebels zusätzliche Struktur und Tiefe verleihen.

NGC 3324 wurde von den Astronomen in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Teleskopen untersucht. Unter anderem kam hierbei auch das Hubble Space Telescope zum Einsatz. Dieses Weltraumteleskop ist in der Lage, noch feinere Details auflösen als der Wide Field Imager des La Silla-Observatoriums. Allerdings verfügt das Hubble Space Telescope über ein ungleich kleineres Gesichtsfeld. Dies ist ein direktes Beispiel dafür, wie sich Teleskope mit unterschiedlich großen Gesichtsfeldern oder unterschiedlichen technischen Ausstattungen bei ihrer Arbeit gegenseitig ergänzen können.

Das MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop wurde bereits im Jahr 1984 in Betrieb genommen und ist eine Leihgabe der Max-Planck-Gesellschaft an die ESO. Sein Wide Field Imager, eine astronomische Kamera mit einem besonders großen Blickfeld und einem Detektor mit 67 Millionen Pixeln, liefert Aufnahmen, welche nicht nur von hohem wissenschaftlichen, sondern auch von ästhetischem Wert sind.
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