Der nicht lange Flug der langerwarteten Mondsonde Luna-25

RIA Nowosti veröffentlicht Bilanz der russischen Raumfahrt 2023. Ein Beitrag von Gerhard Kowalski.

Quelle: RIA Nowosti.

Moskau, 26. Dezember 2023 – Die Moskauer Nachrichtenagentur RIA Nowosti hat am 1. Weihnachtsfeiertag eine erste Bilanz der russischen Raumfahrt im auslaufenden Jahr veröffentlicht. Darin heißt es schon im ersten Satz, dass 2023 weniger Weltraumstarts als im vergangenen und selbst vorvergangenen Jahr stattgefunden haben. Dennoch dürfe dieses Jahr für die Raketen- und Weltraumbranche nicht “als langweilig bezeichnet werden”. Denn erstmals nach fast einem halben Jahrhundert seien eine Station zum Mond geschickt und das Skizzenprojekt der Russischen Orbitalstation ROS abgeschlossen worden. Zudem hätten die Kosmonauten in der Internationalen Raumstation ISS einen weiteren Rekord aufgestellt.

Unter der Zwischenüberschrift “Der nicht lange Flug der langerwarteten Luna-25-Sonde” wird die Mission als das “Hauptereignis der russischen Raumfahrtbranche bezeichnet – selbst ungeachtet ihres traurigen Ausgangs”. Denn wegen eines technischen Fehlers habe das Triebwerk der Sonde beim Übergang auf ihre Abstiegsbahn 127 statt der vorgesehenen 84 Sekunden gezündet, so dass Luna-25 auf dem Mond zerschellte. Quasi zum Trost habe der Chef der GK Roskosmos, Juri Borissow, dann angedeutet, dass man jetzt die Termine für den Start der Folgesonden Luna-26 und Luna-27 vorziehen könnte.

Als Erfolge werden hingegen gewertet, dass Präsident Wladimir Putin im Oktober bei einem Besuch der Raketenschmiede RKK Energija grünes Licht für den Bau der Russischen Orbitalstation ROS gegeben habe, der 2024 beginnen soll, und dass die russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin zusammen mit ihrem NASA-Kollegen Frank Rubio im September mit 371 Tagen einen neuen Team-Langzeitflugrekord in der ISS aufgestellt haben. Als positiv wird auch vermerkt, dass am 30. Mai erstmals 17 Menschen gleichzeitig im All waren: 6 in der chinesischen Raumstation und 11 in der ISS, darunter drei russische Kosmonauten. Als “Unannehmlichkeiten” werden dagegen die Lecks heruntergespielt, die an dem Frachter Progress MS-21 und einem Radiator des Nauka-Moduls auftraten und voraussichtlich von “sporadischen Meteoriten” stammen. Glücklicherweise hätten sie aber keine negativen Folgen für die Funktionstüchtigkeit der Station und das Leben der Kosmonauten gehabt.

Auf der Habenseite firmiert nach Angaben der Agentur auch der erfolgreiche Abschluss der umfangreichen Tests des Startkomplexes für die schweren Angara-Trägerraketen auf dem Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet. Die erste Angara-A5 soll hier im 1. Quartal kommenden Jahres aufsteigen. Seit 2014 sind schon je drei leichte Angara-A1.2 und Angara-A5 auf dem Militärkosmodrom Plessezk im Gebiet Archangelsk ins All geschossen worden. Künftig werden sie in Wostotschny für den Bau der ROS und als modernisierte Angara-A5M-Variante für das bemannte Programm mit dem künftigen Orjol-Raumschiff eingesetzt.

Gerhard Kowalski

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