Eine am 28. Februar 2014 mit dem Very Large Telescope der ESO angefertigte Aufnahme des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko deutet darauf hin, dass der Komet damit begonnen hat, eine schwache Koma auszubilden. Im August dieses Jahres wird die von der ESA betriebene Raumsonde Rosetta den Kometen erreichen und diesen bis mindestens Ende 2015 auf seinem Weg durch das innere Sonnensystem begleiten und dabei ausführlich untersuchen.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, ESA.
Nachdem der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko Anfang Oktober 2013 von der Erde aus betrachtet für einen Zeitraum von über vier Monaten hinter der Sonne verschwand kann er mittlerweile wieder beobachtet werden. In der jüngsten Aufnahme, welche Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen und der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 2014 mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO anfertigten, zeigt sich der Komet heller als ein noch inaktiver Kern erwarten lässt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass bereits jetzt auf der Kometenoberfläche abgelagertes Wassereis verdampft und eine sehr dünne Koma um den Kometenkern bildet.
Für die Abbildung des Kometen, der sich während der Anfertigung dieser Aufnahme etwa 740 Millionen Kilometer von der Erde entfernt befand, überlagerten die Wissenschaftler mehrere Aufnahmen, welche in dem Beobachtungszeitraum zu verschiedenen Zeitpunkten angefertigt wurden. Da das Teleskop dabei auf den Kometen ausgerichtet war, erscheinen die Hintergrundsterne als breite, leicht verschmierte und in die Länge gezogene Striche. Durch das Herausrechnen dieses Sternenhintergrundes kommt der Komet selbst als ein winziger Punkt im All zum Vorschein.
Obwohl das Endprodukt auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheint, ist diese Aufnahme für die beteiligten Wissenschaftler dennoch aussagekräftig, denn 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ist auf diesem Foto um etwa 50 Prozent heller als auf der letzten VLT-Aufnahme vom 5. Oktober 2013 (Raumfahrer.net berichtete). Obwohl sich der Komet in dem zwischen diesen beiden Aufnahmen liegenden Zeitraum der Erde um weitere etwa 50 Millionen Kilometer und der Sonne um etwa 80 Millionen Kilometer genähert hat, ist dieser Helligkeitsanstieg doch deutlich größer als erwartet.
„Das neue Bild spricht dafür, dass der Komet bereits in einer relativ großen Entfernung von der Sonne beginnt, Gas und Staub zu spucken“, so Dr. Colin Snodgrass vom MPS. Die aktuelle Beobachtung bestätigt somit das Resultat einer Analyse aus dem letzten Jahr, in deren Rahmen die an der Rosetta-Mission beteiligten Wissenschaftler zu dem Schluss gelangten, dass der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko bereits im Verlauf des März 2014 damit beginnen wird, eine deutlich erkennbare Koma auszubilden.
Die Mitarbeiter des MPS wollen in enger Zusammenarbeit mit der ESA auch in den kommenden Monaten die weitere Entwicklung der Aktivität des Kometen überwachen. Die dabei zu gewinnenden Daten werden den an der Rosetta-Mission beteiligten Wissenschaftlern dabei helfen, die weiteren Aktivitäten dieser Raumsonde zu planen, welche im August dieses Jahres den Kometen erreichen wird.
Derzeit sind die für die Kontrolle von Rosetta verantwortlichen Mitarbeiter des ESOC immer noch damit beschäftigt, die Hardwarekomponenten und die Instrumente der Raumsonde ausführlich zu testen und zu kalibrieren. Die Aktivierung des OSIRIS-Kamerasystems ist dabei für den 17. März 2014 vorgesehen. Alle weiteren Instrumente der Raumsonde sollen danach innerhalb von sechs Wochen ebenfalls ihre Arbeit aufnehmen. Die Reaktivierung des Landers Philae soll am 28. März 2014 um 07:00 MEZ erfolgen.
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