Der Klapperstorch fliegt zur ISS – JAXA startet HTV 2

Storch 2 – oder KOUNOTORI 2 wie das HTV-2 liebevoll von den Japanern genannt wird, startete heute, am 22. Januar 2011, um 14:37:57 Uhr Ortszeit, 06:37:57 Uhr MEZ, an Bord der Trägerrakete H-IIB F2 vom japanischen Weltraumbahnhof, dem Tanegashima Space Center. Gute 15 Minuten später wurde der „Storch“ ausgesetzt und befindet sich nun auf dem Weg zur ISS. Am 27. Januar 2011 soll der japanische Weltraum-Frachter vom ISS-Stations-Arm gegriffen und an die Station gekoppelt werden.

Ein Beitrag von Thomas Wehr und Klaus Donath. Quelle: JAXA, NASA. Vertont von Peter Rittinger.

JAXA
Liftoff vom HTV 2 (Bild: JAXA)

Am 22. Januar 2011, um 06:37:57 Uhr MEZ startete die japanische Weltraumbehörde JAXA ihren Weltaumtransporter HTV 2, vom Launch Pad 2 des Tanegashima Space Center (TNSC) in Richtung ISS. Der Bilderbuchstart erfolgte bei strahlend blauem Himmel, bei 10 °C und Winden von 8,3 m/s aus Nord-West. Gute 2 Minuten und 10 Sekunden später waren die vier Feststoffraketen abgesprengt, woraufhin rund 90 Sekunden später die Nutzlastverkleidung abgeworfen werden konnte, die zu diesem Zeitpunkt ihre Aufgabe, die Nutzlast strömungsgünstig zu schützen, erfüllt hatte.

Stufentrennung und Zündung der Oberstufe erfolgten nach ca. 6 Minuten Flugzeit. Nach 15 Minuten und 5 Sekunden wurde das HTV 2 erfolgreich im Zielorbit mit einer Höhe von 200 km x 300 km und einer Bahnneigung von rund 51,6° ausgesetzt.

JAXA
Der HII-B-F2-Träger mit dem weißen Storch an Bord hebt von der Rampe ab. Gut sichtbar, die Blitzschutztürme rechts und links.
(Bild: JAXA)

Ein Storch wird Liebling der Japaner
Im Spätsommer letzten Jahres betrieb die JAXA eine Kampagne, um mehr Leute für ihre Arbeit und das HTV zu begeistern. Im Rahmen dieser Kampagne wurde der Name „KOUNOTORI“, was soviel wie „Weißer Storch“ heißt, gewählt. Die Japaner verbinden mit dem Weißstorch, oder auch umgangssprachlich Klapperstorch, ähnlich wie die Europäer, das Bild eines Überbringers von wichtigen Dingen, wie z. B. ein Baby oder andere erfreuliche Dinge, so wie das HTV wichtige Ausrüstungsgegenstände, Kleidung, Versuchsanordnungen und Lebensmittel zur ISS bringt.

KOUNOTORI 2 soll die ISS am 27. Januar 2011 erreichen und gegen 20:30 Uhr MEZ soll das sogenannte „Berthing“, die komplette Verbindungsherstellung, (elektrisch, mechanisch, etc.) stattfinden. Dazu parkt das HTV rund 10 Meter von der ISS entfernt, und wird dort vom Stationsarm gegriffen, der es dann zum amerikanischen Standard-Verbindungsadapter, dem Common Berthing Mechanism (CBM), am sogenannten Nadir-Port vom Modul Harmony führt, mit dem es verbunden wird.

Allerdings darf es sich dort nicht die gesamte Zeit aufhalten. Sollte das amerikanische Shuttle, wie erhofft Ende Februar nach langer Mängelbeseitigung zur ISS starten, muss das HTV an den gegenüberliegenden Punkt den Zenit-Port des Harmony-Moduls verlagert werden. Danach muss es wieder zurück zum Nadir-Port, von dem es zur Abreise überhaupt ausgesetzt werden kann.

Weißer Storch mit neuem Outfit
Mit dem HTV 2 startete eine in einigen Punkten verbesserte Version des HTV. So wurden zum Beispiel die Leuchten, welche auf der ISS „Mangelware“ sind und vor der Abreise des HTV als Ersatzteile in die ISS gebracht werden, neu angeordnet. Sie befinden sich neuerdings an der Rückwand und nicht mehr im Innenraum, wo sie notwendigen Stauraum einschränkten. Zwei der vier Leuchten sind japanische auf Leuchtdioden, also LED-Technik, basierende Neuentwicklungen. Auf Grund des positiven Verlaufs des ersten Fluges konnte nun auf vier, von ehemals elf, Batterien verzichtet werden – eine nicht zu vernachlässigende Masseersparnis.

Das HTV hat die Möglichkeit zwei Nutzlasttypen zu transportieren – zum einen Umgebungsdruck beaufschlagte Nutzlast, aber auch Nutzlast, welche direkt dem Vakuum ausgesetzt werden soll, wie zum Beispiel Außenbord-Versuchspaletten. Zu den Nutzlasten, die im druckbeaufschlagten Bereich des HTV mitfliegen, gehört unter anderem ein Veruchsrack, in dem sich drei Öfen befinden, die auf 1.600 °C geheizt und in denen Kristalle gezüchtet werden können. Zu den drucklosen Materialien, gehört unter anderem ein Transportbehälter in dem sich ein „Flex Hose Rotary Coupler“ (FHRC) befindet, eine flexible, drehbare Schlauchverbindung, die dazu benutzt werden soll, das in der ISS benutzte Kühlmittel Ammoniak von den starren Leitungen zu den rotierenden, wärmeabstrahlenden Radiatoren am Steuerbord-Segment 1 des Trägersystems, dem S1 Truss zu leiten.

Insgesamt setzt sich die Nutzlast aus 51% Ersatzteilen, 7% Wasser (Prozesswasser), 8% Crew-Verbrauchsgüter, 10% wissenschaftliche Nutzlast und 24% Nahrung zusammen. Wozu die Baumsaat zählt, die zur Unterstützung von Schulen, aber auch werbewirksamen Aktivitäten, als weltraumreisende Nutzlast, mit der Shuttle-Mission STS 134, wieder zur Erde gebracht wird, ist nicht bekannt.

Zum Ende der HTV-2-Mission wird das HTV mit nicht mehr benötigten Materialien (Abfall) beladen. Mit Hilfe des Stationsarmes wird es nun wieder nach dem Lösen der Kopplungsverbindungen in ca. 10 Metern Entfernung von der Station ausgesetzt. Dort beginnt es seinen Abstieg, der mit einem selbstzerstörenden Wiedereintritt endet. Verglühen soll das HTV in der Erdatmosphäre über dem Pazifik, nachdem es Japan überflogen hat. Der Zeitpunkt des Abkoppelns ist noch für den 28. März 2011 angesetzt.

Allerdings ist jetzt schon eine Missionsverlängerung im Gespräch, welche bis zu 60 Tage dauern kann. Grund hierfür ist der Missionszeitplan der so verzögerten Discovery-Mission STS 133, da mit diesem Flug eine Palette, die ELC 4, angeliefert und montiert wird. Diese soll die Außenbordnutzlast des HTV aufnehmen, Gitterboxen, in welchen sich unter anderem die oben erwähnte Schlauchverbindung aber auch weitere Komponenten, wie eine Spannungsversorgungseinheit Remote Power Controller Module (RPCMs) und ein Videoverteiler, Video Distribution Unit (VDUs), befinden.

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