Vom 19. bis 24. September 2010 lädt das Forschungsnetzwerk Europlanet die weltweite Wissenschaftsgemeinde der Planetenforscher nach Rom ein. Erwartet werden mehr als 550 Teilnehmer, welche sich im Rahmen des 5. Europäischen Planetologie- und Wissenschafts-Kongresses unter anderem auf die Vorträge führender Projektwissenschaftler von ESA, NASA und anderen Institutionen freuen dürfen.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: Europlanet, EPSC 2010.
Immer mehr Raumsonden, welche mit hochmodernen Spektrometern, hochauflösenden Kamerasystemen, intelligenten Sensoren und leistungsfähigen Computersystemen ausgerüstet sind, dringen immer tiefer in die Weiten unseres Sonnensystems vor. Sowohl Weltraumteleskope wie zum Beispiel das Hubble Space Telescope, Spitzer oder Kepler als auch erdgestützte Teleskope liefern ständig neue Bilder und Daten über die Planeten, Monde, Kometen und Asteroiden unseres Heimatsystems und erfassen mit ihrer innovativen Aufnahmetechniken inzwischen auch bereits die Exoplaneten, welche fremde, viele Lichtjahre entfernte Sterne umkreisen. Mittlerweile vergeht keine Woche mehr, in welcher nicht neue Daten, atemberaubende Bilder und sensationelle Erkenntnisse aus dem weiten Forschungsgebiet der Planetologie veröffentlicht werden, welche sowohl die Fachwelt als auch die interessierte Öffentlichkeit begeistern.
Aus den dabei gewonnenen Daten leiten die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte unseres Planetensystems und des Universums sowie über die physikalischen und geochemischen Eigenschaften der einzelnen planetaren Objekte ab. Gleichzeitig ergeben sich für die Wissenschaftler dabei aber auch immer neue Fragestellungen, welche durch zukünftige Raum-Missionen beantwortet werden sollen.
Vom 19. bis 24. September 2010 wird sich die weltweite Wissenschaftsgemeinde der Planetenforscher im Rahmen des 5. European Planetology Science Congress (EPSC 2010) neben der Präsentation weiterer neuer Forschungsergebnisse genau diesen Fragen widmen. Durch den Kongress ergibt sich die Gelegenheit, wissenschaftliche Fachkräfte aus den verschiedensten Bereichen der Planetenforschung – Experten der einzelnen interplanetaren Missionen, Fachleute für bodengebundene astronomische Beobachtungen, Techniker, Ingenieure und im theoretischen Arbeitsbereich beschäftigte Forscher aus Laboratorien – an einem Ort zu einem Wissens- und Gedankenaustausch zusammenzuführen.
Der Veranstalter des EPSC-Kongresses ist das europäische Forschungsnetzwerk „Europlanet“, dessen Finanzierung über das Rahmenprogramm der Europäischen Kommission erfolgt. Europlanet wurde am 1. Januar 2005 ins Leben gerufen und soll, so die Zielsetzung, die Arbeit der irdischen Beobachter mit den extraterrestrischen Aktivitäten der verschiedenen Raummissionen koordinieren. Neben der Abstimmung der verschiedenen Aktivitäten sollen dabei Studien, Laborexperimente, Simulationen und Synergien zwischen den verschiedenen Forschungsansätzen erläutert und diskutiert werden. Europlanet gehören gegenwärtig weltweit über 100 Forschungsinstitutionen und -gesellschaften an, welche 157 verschiedene Institute repräsentieren. Aus Deutschland sind derzeit das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Max-Planck-Gesellschaft, das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg, das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, die Universitäten Köln, Mainz, Potsdam, Stuttgart, Würzburg und Münster sowie die Technischen Universitäten in Berlin und München vertreten.
Der jährlich stattfindende EPSC-Kongress ist der größte europäische Kongress der Planetenforscher. Für den EPSC 2010, welcher in diesem Jahr an der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin im Rom/Italien abgehalten wird, haben sich über 550 Teilnehmer aus Europa und der ganzen Welt angekündigt. Das von Montag bis Freitag stattfindende Tagungsprogramm setzt sich aus 50 verschiedenen Sessions und 22 speziellen Splinter Meetings zusammen, welche ein umfassendes Themenspektrum beinhalten. Die darin enthaltenen 910 Beiträge, welche in Form kurzer mündlicher Erläuterungen oder im Rahmen einer Posterpräsentation dargebracht werden, reichen von Beiträgen zu den sogenannten terrestrischen (erdähnlichen) Planeten Merkur, Venus und Mars und den Gasplaneten Jupiter und Saturn über unseren Erdmond und den anderen planetaren Monden bis hin zu kleineren Objekten unseres Sonnensystems, den Kometen, Asteroiden und Meteoriten.
Aber auch neueste Erkenntnisse über die Exoplanetenforschung und Forschungsergebnisse aus der Astrobiologie sollen vorgestellt und dabei im Rahmen der jeweiligen Vorträge diskutiert werden. Ebenso werden die technischen Aspekte zukünftiger Raum-Missionen bei dem Kongress nicht außer Acht gelassen. Neben den technischen Erfahrungen der aktuellen Missionen wird im Rahmen mehrerer Workshops auch ein Austausch über zukünftige Raummissionen stattfinden. So werden die Wissenschaftler zum Beispiel über die Zielsetzungen künftiger Missionen oder die Möglichkeiten von Rovern bei der Erforschung fremder Planeten und Monde diskutieren.
Um die Gespräche und Diskussionen der Beteiligten in einer möglichst entspannten Atmosphäre zu ermöglichen, wurde für den diesjährigen Kongress, wie auch bereits in den Vorjahren, erneut ein vielfältiger Mix aus teilweise parallel stattfindenden Vorträgen, Workshops, Panels und Posterpräsentationen als Veranstaltungsform gewählt.
Daran werden erneut auch Amateurastronomen aktiv beteiligt sein, welche im Rahmen mehrerer Vorträge und Postersessions über ihre jeweiligen Erfahrungen in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den professionellen Wissenschaftlern berichten werden. Unter anderem werden dabei Christopher Go und Anthony Wesley über die beiden in diesem Jahr von ihnen entdeckten Jupiter-Impakte und ihre anschließende bei der Analyse der Impakte erfolgte Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der NASA berichten. Weitere Vorträge werden die erfolgreiche Zusammenarbeit in Bezug auf die Beobachtung von Planeten, speziell Venus und Saturn, sowie Asteroiden und Meteoriten beinhalten.
Diese Zusammenarbeit geht Hand in Hand mit einem weiteren der Ziele von Europlanet. Durch die Arbeit des Forschungsnetzwerkes soll unter anderem das sogenannte „Public Outreach“, die Verbreitung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und die gleichzeitig erfolgende Einbindung der interessierten Öffentlichkeit in die damit verbundenen Arbeiten der beteiligten Wissenschaftler der europäischen Forschungsinstitute verbessert werden. Im Rahmen dieser Zielsetzung werden deshalb jährlich Mitarbeiter der verschiedenen europäischen Institute mit einem Preis für „Excellence in Public Communication in Planetary Science“ ausgezeichnet, welche sich in dieser Beziehung besonders engagiert haben. Mehr dazu in einer späteren Meldung auf der Portalseite von Raumfahrer.net.
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