Datum des nächsten Shuttle-Starts steht noch in den Sternen

Die russische Raumfahrt-Behörde ist skeptisch, wenn es um die ihrer Meinung nach voreiligen Return-to-Flight-Pläne der NASA geht

Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: space.com/TASS.

Während die NASA alles daran setzt, ihre Shuttle-Flüge möglichst bald wieder aufnehmen zu können, reagiert man seitens der russischen Raumfahrtagentur Rosaviakosmos mit Ablehnung auf die Pläne, neue Missionen binnen eines halben Jahres wieder anlaufen zu lassen. „Die Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge sollte nicht vor Mitte des nächsten Jahres geschehen“, wird Juri Koptew, Chef von Rosaviakosmos, von der russischen Nachrichten-Agentur Itar-TASS zitiert. Weiter führte er seine Meinung und deren Hintergründe nicht aus und eine offiziellen Reaktion der NASA steht aus. In wie weit es eine solche geben wird und ob Russland als wichtiger Senior-Partner im ISS-Programm überhaupt über den Fortgang der Shuttle-Arbeiten über offizielle Kanäle unterhalten wird, ist fraglich. Diese mangelnde Kooperations-Bereitschaft der Amerikaner bemängelten die russischen Stellen schon des Öfterern.

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Juri Koptew, Chef der russischen Raumfahrt-Behörde Rosaviakosmos , bei einer Presse-Konferenz.
(Bild: AP)

Im Gegensatz zu Rosaviakosmos zeigt sich das US-Pendant NASA wieder optimistisch, was eine problemfreie Wiederaufnahme der Missionen angeht; die Return-to-Flight-Bestrebungen verlaufen zielstrebig. Einer Äußerung des NASA-Administrators Sean O’Keefe am vergangenen Donnerstag zu Folge ziele man auf einen Termin in „sechs bis neun Monaten“. Derzeit seien die Ingenieure und Techniker mit dem Ausarbeiten von technischen Lösungen für die bekannt gewordenen Schwachstellen am Space Shuttle beschäftigt. Im Vordergrund dabei steht eine Möglichkeit, den Orbiter durch Außenbord-Einsätze der Astronauten während einer Mission auf mögliche Schäden hin zu untersuchen und diese wenn möglich zu reparieren.

Bis vor kurzem ging man seitens der NASA gar davon aus, bis Ende Dezember wieder „back in business“ sein zu können. Doch die Untersuchungen in Folge der Columbia-Katastrophe negieren ein vorschnelles „business as usual“ und so steht vorerst wieder die Sicherheit der Crew im Vordergrund. Mittlerweile veröffentlichte der Untersuchungsausschuss des Unglücks (CAIB, Columbia Investigation Board) vier technische Forderungen an die NASA (wir berichteten), welche zu erfüllen seien, bevor ein Shuttle wieder ins All aufbrechen kann. Dabei sollen neue kritische Situationen wie die beim Start der Raumfähre Columbia am 16. Januar, als sich vom externen Tank ein Stück Isolation löste und während des Aufstieges die Flügelunterkante des Orbiters traf und dabei nach aktuellen Erkenntnissen die Hitzekachel-Struktur des Shuttles stark beschädigte, verhindert werden.

Die entstehende Auszeit für die gesamte verbleibende Shuttle-Flotte, nunmehr bestehend aus Atlantis, Discovery und Endeavour, beeinträchtigt vor allem das ISS-Programm. Mit dem Shuttle fällt dessen wohl wichtigster Zubringer aus und die Russen übernehmen mit ihrem bewährten Sojus-System die alleinige Verantwortung. Deren Transportkapazität ist allerdings begrenzt, so dass die Internationale Raumstation derzeit nur von zwei Personen bemannt wird. Die zugesagten finanziellen Spritzen aus den USA, dringend benötigt für die Finanzierung weiterer Raumflüge – die russische Raumfahrt ist durch finanzielle Engpässe seit Jahren herb angeschlagen – fließen nur zäh und stehen z.B. militärischen Einwänden entgegen. Ohne eine rasche Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge oder die Steigerung der Leistungen der Russen auf diesem Sektor wird die ISS aber dauerhaft auf tönernen Füßen stehen.

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