Am 29. September 2013 ist es nun gelungen. Der Cygnus-Frachter „G. David Low“ wurde um 14:44 Uhr MESZ unter Leitung der ISS-Astronauten Karen Nyberg und Luca Parmitano mit dem Roboterarm an das Harmony-Modul angedockt.
Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: NASA.
Bis zum heutigen Endanflug hatte Cygnus sechs der zehn zu absolvierenden Demonstrationsaufgaben abgeschlossen. Im Endanflug ging nun alles vergleichsweise schnell. Cygnus befand sich zunächst 6 Kilometer hinter und 1,4 Kilometer unter der ISS. Mit einigen Triebwerkszündungen begann die kurze Aufholjagd. Die LIDAR-Steuerung wurde in rund 1.000 Metern aktiviert und getestet (Nr. 7 der Demonstrationsaufgaben). In 230 Metern Entfernung wurde vorgeführt, dass sowohl die langsame Annäherung an als auch die Entfernung von der ISS auf Befehl gelingt (Nr. 8). Zudem wurde ein Haltemanöver (Nr. 9) geübt. Kurz vor der 30-Meter-Sicherheitszone der ISS in 55 Metern Entfernung wurde als zehnte Aufgabe der Laser-Reflektor am Kibu-Modul der ISS erfolgreich anvisiert und der optische Kontakt gehalten. LASER-gesteuert erfolgte die Annäherung bis auf 10 Meter an die ISS. Bei Geschwindigkeitsdifferenz von Null wurden die Cygnus-Steuerungsdüsen abgeschaltet und der Greifvorgang mit dem Canadarm 2 konnte beginnen.
Um 13:01 Uhr MESZ wurde Cygnus von Luca Parmitano erfolgreich über dem Indischen Ozean gegriffen. Nach Überprüfung des Kopplungsmechanismus und aller relevanten Systeme erfolgte 14:44 Uhr MESZ das Andocken von Cygnus an die ISS. Danach wurden die 16 Haltebolzen angezogen. Die Öffnung der Luke ist am 30. September 2013 geplant. An Bord von Cygnus befinden sich 590 Kilogramm Nahrung, Bekleidung und wissenschaftliche Experimente von Studenten.
Am Schluss lief beim Cygnus-Demonstrationsflug alles perfekt. Man war am Rendevous-Tag sogar etwas vor dem Zeitplan. Aber wenn es noch einen Anschauungsbeispiels bedurft hätte, wie flexibel die ISS-Arbeitspläne gehandhabt werden können, so hat es Cygnus bei dieser Mission gleich mitgeliefert. Ursprünglich für Ende Juni geplant, sorgte eine zusätzliche Triebwerkskontrolle bei der vorgesehenen Trägerrakete für die erste Verzögerung. Dann musste der An-und Abflug des japanischen Transporters HTV abgewartet werden. Als endlich ein neuer Starttermin zugewiesen war, musste nochmals um einen Tag geschoben werden. Endlich im Weltraum, machte eine Software-Inkompatibilität zwischen Cygnus und ISS dem ambitionierten Zeitplan des Demonstrationsprogramm einen Strich durch die Rechnung. Das Software-Problem war zwar schnell behoben, hatte aber dennoch zur Folge, dass Sojus-TMA 10M der Vortritt gewährt werden musste. Das Ganze war eine regelrechte Entschleunigungskur, die aber für die börsennotierte Orbital Sciences Corporation dennoch rechtzeitig zum Quartalsende zum Erfolg geführt wurde. Und für die Weltraumfans kam der Abschluss auch noch rechtzeitig, steht doch die temporäre Einstellung von NASA-TV ziemlich weit oben auf der Liste von Sparmaßnahmen, sollte demnächst nach dem Start des neuen Fiskaljahres am 01. Oktober 2013 im US-Kongress keine Einigung über das NASA-Budget 2014 erzielt werden.
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