Der nach dem erfolgreichen Antares-Jungfernflug für spätestens Anfang Juli 2013 vorgesehene Demonstrationsflug eines vollwertigen Cygnus-Transporters auf Antares zur ISS muss verschoben werden. Ein Raketentriebwerk wird ausgetauscht. Es könnte September werden, wenn der für August vorgesehene japanische HTV-Frachter wiederum seinen Zeitplan einhält.
Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: Orbital, NASA, Spaceflight Now. Vertont von Peter Rittinger.
So schnell kann es gehen. Noch am 25. April 2013 kündigt das Management der Orbital Sciences Corporation (Orbital) auf der Jahreshauptversammlung seinen Aktionären an, im Sommer werde man den Testflug des Einweg-Frachters Cygnus zur ISS starten. Gemeint war damit ein Termin mit genügend Abstand zum Start des japanischen Versorgungsfrachters HTV am 4. August, also spätestens Anfang Juli. Nicht ganz zwei Wochen nach der Hauptversammlung wird die Cygnus-Premiere wahrscheinlich auf September verschoben. Der danach anstehende erste von acht Cygnus-Versorgungsflügen unter dem CRS-Programm (Commercial Resupply Service) ist weiterhin für das vierte Quartal 2013 vorgesehen.
Die Ursache für die Verschiebung des Testflugs ist nicht ganz zufällig, wäre also planbar gewesen. Bei Orbital hat man sich zum Austausch eines der beiden AJ26-Triebwerke an der vorgesehenen Antares-Rakete entschlossen. Man möchte überprüfen, ob eine Dichtung zweifelsfrei funktioniert. Beim Austausch-Aggregat ist dies bereits geschehen. Das verlängert die Phase bis zum Start um drei bis vier Wochen. Das Problem ist, dass man damit mit der HTV-Zeitplanung in Konflikt gerät. Kommt es beim HTV seinerseits nicht zu nennenswerten Verschiebungen, kann der Cygnus-Andocktest an die ISS erst im September absolviert werden. Sollte sich die HTV-Mission verzögern, käme auch Anfang August für Cygnus in Betracht.
Der zeitliche Abstand zwischen beiden Missionen ist notwendig, weil sowohl Cygnus als auch HTV das japanische Kommunikationssystem der ISS zur Feinsteuerung der Annäherungsphase an die Raumstation nutzen. Dieses muss speziell für jedes der beiden Raumschiffe konfiguriert werden. Dafür benötigt man mehrere Wochen.
Für das Antares-Cygnus-Projekt ist die Verschiebung ein kleiner Schönheitsfehler, aber immer noch besser, als ein Fehlstart. Vielleicht ist man bei Orbital nach dem vorzeitigen Abreißen eines letztendlich zu kurzen Versorgungskabels zwischen Startturm und Rakete, das den Start zum Antares-Jungfernflug im April um vier Tage verzögerte, vorsichtiger geworden. Der Jungfernflug selbst verlief nicht nur nach den ersten Eindrücken aus der Live-Übertragung, sondern auch aus Sicht der intensiven Analyse von Start- und Flugdaten in den folgenden Wochen optimal. Auch der im Orbit ausgesetzte Cygnus-Massesimulator wurde und wird noch eng überwacht. Die von dort gelieferten Daten zeigen, dass beispielsweise thermische und akustische Belastung, Vibrationen und Beschleunigungskräfte durchweg unkritisch für die Nutzlast waren. Laut Orbital kann der nächste Start ohne große Modifikationen an der Rakete erfolgen.
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