Zur Landung des NASA-Rovers Curiosity lud die ESA in das European Space Operation Center, kurz ESOC, ein, um über die Unterstützung durch ihre Sonde Mars Express zu berichten. Die Unterstützung der ESA bei diesem Vorhaben ist ein weiteres Beispiel für die gute Zusammenarbeit von ESA und NASA – Raumfahrer Net war dabei.
Ein Beitrag von Oliver Karger und Karl Urban. Quelle: Raumfahrer Net.

(Bild: Arno Hecker)
Am Montagmorgen, dem 6. August, um 6.10 Uhr in der Frühe, herrschte angespannte Ruhe im Hauptkontrollraum des European Space Operations Center (ESOC) in Darmstadt. Der Medienraum war trotz der Uhrzeit bereits mit zahlreichen Pressevertretern gut gefüllt. Insgesamt drängten sich mehr als 50 Journalisten aus ganz Europa in dem kleinen Raum. Alle fragten sich, ob das unmittelbar bevorstehende Manöver der amerikanischen Kollegen und Freunde wie geplant funktionieren würde – die Landung des Rovers Curiosity auf unserem Nachbarplaneten Mars. Die ESA wirkte an diesem Morgen unterstützend – Mars Express sollte die Landung beobachten, übermittelnde Daten zwischenspeichern und nach der hoffentlich erfolgreichen Landung nach Darmstadt übermitteln. Weiterhin stellte die ESA ihre Deep-Space-Empfangsstation in New Norcia als Ausweichsystem zur Verfügung (siehe auch Mars Express hilft bei der Landung des MSL).
Pünktlich um 6.30 Uhr MESZ eröffneten Bernhard von Weyhe aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Thomas Reiter, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt, die Veranstaltung. Das Programm an diesem Morgen war eng – Prof. Mark McCaughrean fasste die Ergebnisse der bisherigen Mission von Mars Express zusammen und unterstrich damit die Wichtigkeit und die Bedeutung der Erforschung des Roten Planeten. Eines der wichtigsten Resultate ist, neben einer fast vollständigen Kartierung der Marsoberfläche, die Entdeckung von Methan auf dem Mars. Freies Methan wird schnell durch die kosmische Strahlung zersetzt und sollte daher eigentlich nicht detektierbar sein. Da es von Mars Express jedoch gemessen werden konnte, muss Methan ständig neu freigesetzt werden. Der Ursprung ist bisher noch nicht geklärt.
Im Anschluss erläuterte Michel Denis, Mars Express Spacecraft Operation Manager, detailliert die Aufgabe von Mars Express während der Landung. Curiosity war nicht die erste Landung, welche die europäische Marssonde unterstützte. Paolo Ferri, Leiter der ESA-Abteilung für interplanetaren Missionsbetrieb, erklärte: „Bei den ersten interplantaren Mission der ESA hat uns die NASA sehr geholten, indem sie uns ihre Infrastruktur zur Verfügung gestellt hat. Inzwischen haben wir unsere eigenen Infrastruktur aufgebaut, sodass gegenseitige Hilfe möglich ist.“ So stand Mars Express bereits für die Landung der Phoenix-Sonde der NASA als Relaissatellit bereit. Für die Unterstützung wurde der Orbit leicht angepasst, damit der Abstand zu Curiosity während der Trennung der Crusing Stage minimal 2.000 km betrug. Im Falle eines Fehlers während der Curiosity-Landung wären die von der ESA aufgezeichneten Daten sehr wertvoll gewesen. Sollte die NASA während der Mission von Curiosity kurzfristig um Hilfe bitten, kann Mars Express innerhalb von ein bis zwei Tagen als Relaissatellit zur Verfügung stehen. Nach der Landung soll Mars Express planmäßig wieder am 19. August Kontakt zum Rover haben.

(Bild: Arno Hecker)
Dann begannen die „sieben Minuten des Terrors“. Paolo Ferri, Chef für planetare Missionen, kommentiert die Landephase. Die Anspannung aller Anwesenden ist spürbar. Mit der Bestätigung, dass Curiosity ein Signal an den NASA Orbiter Odyssey sendet und die Trennung der Cruising stage funktioniert hat, geht ein leichtes Raunen durch die Menge. Kurz darauf kommt die Nachricht aus dem ESA-Kontrollraum in Darmstadt, dass die DNS-Bodenstation in New Norcia das Signal ebenfalls erfasst hat. „Die Belastungen während des Eintritts in die Marsatmosphäre werden enorm hoch sein, etwa 11 bis 12 g“, so Paolo Ferri. Curiosity ist nun soweit abgebremst, dass sich kurz darauf bei fast zweifacher Schallgeschwindigkeit der Fallschirm öffnet. Bis hierher war es geschafft, das nun noch ausstehende Manöver mit dem Skycrane bedeutete Neuland. Wenige Sekunden später, um 7.31 Uhr MESZ dann die Landebestätigung durch den Orbiter Mars Odyssey. Während im NASA-Kontrollzentrum in Pasadena, Kalifornien, Jubel ausbricht, weicht die Anspannung in Darmstadt Erleichterung, Freude und Applaus.
„Nach dem Start ist mit der Landung nun der zweite Schritt gemacht, jetzt kann die eigentliche Arbeit beginnen“, gibt ein begeisterter Thomas Reiter zu Protokoll. Kurz nach der Landung erreichten die ersten Bilder von Curiosity auch das Kontrollzentrum der ESA. Ein 64 mal 64 Pixel kleines Bild, dass eine unglaubliche Begeisterung im Presseraum auslöst. Wichtig sei nun, das Ziel der Raumfahrtbehörden, eine Sample Return-Mission zu verfolgen und gemeinsam daraufhin zu arbeiten.
Abschließend wurde ein kleiner Blick in die Zukunft gewagt, auch über die Marserforschung hinaus. Die nächste ESA-Ministerratskonferenz im November diesen Jahres soll wichtige Weichen für die Entwicklung neuer Projekte geben. Thomas Reiters persönlicher Meinung nach sollten zunächst Technologien auf dem Mond erprobt werden, bevor der nächste große Schritt zum Mars unternommen wird. Die ISS dient zur Zeit zur Vorbereitung für den erneuten Weg zum Mond, der in internationaler Kooperation stattfinden sollte. Um dies im nächsten Jahrzehnt zu erreichen, müsse jedoch bald die Vorbereitung beginnen. So bemerkte ein aufgeregter Prof. Mark McCaughrean: „Uns stehen interessante, aufregende Jahre bevor!“
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