Eine Menge Neuigkeiten rund um den neuesten Mars-Bewohner: Rund 24 Stunden nach der Landung hat der US-amerikanische Mars Reconnaissance Orbiter die Landezone des Mars-Rovers Curiosity fotografiert und dadurch auch die exakte Landestelle des Rovers identifiziert. Mittlerweile gibt es auch ein erstes Video der Landung aus Rover-Perspektive sowie ein erstes von Curiosity auf dem Mars geschossenes Farbfoto.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA/JPL. Vertont von Peter Rittinger.
Nachdem gestern dem Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) bereits ein außergewöhnliches Foto vom am Landefallschirm hängenden Mars-Rover Curiosity gelungen war, konnte heute eine erste Aufnahme der Landezone gemacht werden. Das Foto mit einer Auflösung von rund 40 cm je Pixel zeigt deutlich, wie verschieden stark die einzelnen Komponenten des Mars Science Laboratorys Curiosity bei ihrem Sturz auf den Marsboden den Staub an der Oberfläche aufgewühlt haben, wodurch dunkleres Bodenmaterial darunter zum Vorschein gekommen ist. Um diese ersten Aufnahme vom Landegebiet des Rovers anfertigen zu können musste MRO mit 41° sehr stark seitlich relativ zur Flugrichtung geneigt werden, um das Areal mit seiner starr im Orbiter eingebauten HiRISE-Kamera aufnehmen zu können. Dies hat zur Folge, dass die Aufnahme weniger kontrast- und detailreich ist, als sie es unter idealen Bedingungen – eine klare Marsatmosphäre und günstige Beleuchtungsverhältnisse bei direktem Flug über die Landestelle – sein könnte: wir werden zukünftig also mit hoher Wahrscheinlichkeit noch deutlich brillantere Aufnahmen des Landegebiets sehen können.
Die Absturzstelle des sogenannten Sky Cranes (dt. „Himmelskran“), der mit vier seiner acht Triebwerke die Sinkgeschwindigkeit während der Landung soweit reduzierte, dass der Rover sanft auf dem Marsboden abgesetzt werden konnte, ist dabei besonders gut sichtbar. Ebenfalls ist rund um die Landeposition von Curiosity ein recht großes Gebiet erkennbar, in dem die Triebwerke des Sky Cranes den Staub auf dem Marsboden aufgewirbelt haben.
Der Effekt dieser Triebwerke ist ebenfalls im ersten, qualitativ noch recht schlichten und doch spektakulären Video von der Landung sehr gut zu erkennen. Auch dieses aus knapp 300 Fotos zusammengesetzte Video ist heute veröffentlich worden. Die einzelnen Aufnahmen sind von der an der Unterseite des Rovers montieren MARDI-Kamera aufgenommen worden und zeigen die letzte Landephase von der Abtrennung des Hitzeschildes bis zur Landung. Heute wurden mit Hilfe des als Relais-Satelliten fungierenden MRO nur 297 kleine Vorschaubilder mit einer Auflösung von 192 x 144 Pixel zur Erde übertragen. Das Video beginnt mit einer Aufnahme, die den etwa drei Sekunden zuvor abgetrennten Hitzeschild in 15 Metern Distanz zu Boden stürzend zeigt, und endet unmittelbar vor der Landung.
Auf den letzten Aufnahmen des Videos ist gut zu sehen, wie die vier aktiven Bremstriebwerke des Sky Cranes den Staub auf dem Marsboden aufwirbeln. Auch die teilweise heftige Rotation von Curiosity während der Phase, als der Rover am Landefallschirm Richtung Mars schwebt, ist auf dem Video gut zu erkennen. Insgesamt hat die MARDI-Kamera etwa 1.500 Aufnahmen mit einer Auflösung von 1.600 x 1.200 Pixel während des Landevorgangs angefertigt, die sich derzeit noch im acht Gigabyte großen internen Speicher der Kamera befinden. Diese Aufnahmen in voller Auflösung werden erst in den kommenden Wochen und Monaten sukzessive zur Erde übermittelt, so dass es bis zur Präsentation des Landefilms in seiner vollen Pracht noch eine Weile dauern kann. Das jetzt von der NASA veröffentliche erste Video der Landung können Sie auf dieser NASA-Seite anschauen.
Zu guter Letzt präsentierte die NASA heute auch das erste Farbfoto, das Curiosity nach seiner Ankunft auf dem Roten Planeten gemacht hat. Aufgenommen wurde dieses Foto mit der am Instrumentenarm des Rovers angebrachten MAHLI-Kamera, die eigentlich für die detaillierte optische Untersuchung der Marsoberfläche – und weniger für die Anfertigung von Panorama-Aufnahmen – bei dieser Mission dabei ist. Das ungewöhnliche Bildformat resultiert aus der Tatsache, dass der Instrumentenarm des Rovers mitsamt der daran angebrachten MAHLI-Kamera derzeit noch auf dem „Oberdeck“ von Curiosity ruht und die Kamera daher schräg auf die Marsoberfläche blickt. In der Ferne ist der nördliche Rand des Gale-Kraters zu sehen. Auch hier ist wieder der Effekt der Bremstriebwerke des Sky Cranes unübersehbar, ist dieses Foto doch durch die offensichtlich erheblich mit bei der Landung aufgewirbeltem Staub bedeckte transparente Staubschutzhaube der Kamera hindurch aufgenommen worden.
Insgesamt zeigen sowohl das Abstiegsvideo wie auch Curiositys erste Farbaufnahme, dass die NASA mit der Entscheidung für die Landung per Sky Crane eine gute Wahl getroffen hat. Durch das Abseilen des Rovers in der letzten Landephase sind die Triebwerke des Sky Cranes dem Marsboden nicht näher als etwa 7,5 Meter gekommen, was jedoch offensichtlich immer noch für erhebliche Staubaufwirbelungen gesorgt hat. Ein Landeverfahren ähnlich wie bei den amerikanischen Viking-Marslandern der 1970er Jahre, bei denen die Landetriebwerke erst wenige Dutzend Zentimeter über dem Marsboden ausgeschaltet worden sind, hätte die aufgewirbelte Staubmenge noch einmal deutlich erhöht und damit auch das Risiko anwachsen lassen, dabei Beschädigungen am Rover bzw. seinen Instrumenten zu verursachen.