Der letzten Oktober beim Start verloren gegangene europäische Erdbeobachtungssatellit CryoSat wird angesichts seiner Bedeutung für die weltweite Klimaforschung neu gebaut und voraussichtlich im März 2009 gestartet werden.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.
Bei der letzten Sitzung des „Erdbeobachtungs-Programmrates“ der ESA am Donnerstag und Freitag vergangener Woche in der ESA-Zentrale in Paris wurde beschlossen, eine CryoSat-2 getaufte Kopie des zerstörten CryoSat zu bauen. „Diese Entscheidung ist sehr bedeutsam, da die wissenschaftliche Community in Europa und anderswo ungeduldig auf die Wiederaufnahme der CryoSat-Mission wartet“, so Volker Liebig, Direktor des Erdbeobachtungsprogramms der ESA.
Der erste Erdbeobachtungssatellit namens CryoSat war am 8. Oktober 2005 als Nutzlast einer russischen Rockot-Trägerrakete gestartet, bei der sich jedoch aufgrund eines Softwarefehlers die zweite Raketenstufe nach Brennschluss des Triebwerks nicht von der dritten Stufe löste, so dass die gesamte Oberstufe mit dem Satelliten an Bord abstürzte.
Die CryoSat-Mission hat die hochgenaue Vermessung der Dicke von Eisschichten an Land und auf See zum Inhalt, wodurch der Wissenschaft wichtige Informationen über das Abschmelzen polarer Eisschichten geliefert werden können. In Verbindung mit Daten über den globalen Anstieg des Meeresspiegels können Klimaforscher dann genauere Prognosen zu den Auswirkungen der Eisschmelze auf das Weltklima liefern – vor allem wegen dieser Zielsetzung ist die Bedeutung von CryoSat gar nicht hoch genug einzuschätzen. CryoSat-2 wird nach den Plänen des ersten Satelliten neu gebaut werden, und auch am Missionsverlauf wird sich nichts Wesentliches ändern: Der Satellit soll auf einer fast polaren Umlaufbahn in 717 Kilometer Höhe den Planeten umkreisen und dabei mit einer Auflösung von 250 Meter auf den Weltmeeren und an Land vorhandene Eisschichten vermessen.
CryoSat-2 wird voraussichtlich im März 2009 starten. Durch die nun getroffene Entscheidung, der Mission eine zweite Chance zu geben, werden die umfangreichen Vorarbeiten, die bereits geleistet worden sind, wie auch die beim Entwurf und Bau des ursprünglichen CryoSat gewonnenen Erfahrungen nicht verloren sein. Der neue Satellit soll für mindestens drei Jahre die polaren Eisschichten und das auf den Meeren treibende Eis mit Hilfe seines Hauptinstruments, des SAR/Interferometric Radar Altimeter (SIRAL), sehr präzise vermessen. Hierzu werden die von den Eisschichten reflektierten Radarstrahlen analysiert, was unter anderem eine exakte Kenntnis der aktuellen Position des Satelliten voraussetzt. Dies wiederum wird erreicht mit Hilfe von drei Sternenkameras, einem Funkempfänger und einem Laser-Retroflektor. Der Funkempfänger wird die Doppler-Verschiebungen der Frequenzen von Funkwellen registrieren, die mehr als 50 Sendestationen weltweit aussenden. Ergänzend wird der Laser-Retroflektor Laserstrahlen zur Erde zurück reflektieren, die von einem weltweiten Netzwerk von Bodenstationen ständig auf CryoSat-2 abgefeuert werden. Viel Aufwand, der nun erfreulicherweise nicht umsonst gewesen ist – und vor allem der Klimaforschung einen erheblichen Nutzen liefern dürfte.