Nach langem Rätselraten über die Fehlerursache, die letztendlich zum Scheitern der Cosmos 1 Mission führte, weiß man nun, dass die Sonde samt Rakete zurück auf die Erde gestürzt ist.
Ein Beitrag von Ingo Froeschmann, Axel Orth und Martin Ollrom. Quelle: Spaceflightnow / Der Spiegel.
Update 26. Juni 2005:
Die Frustration ist bei den Verantwortlichen sehr groß. Nun kann mit 100 prozentiger Sicherheit gesagt werden, dass Cosmos 1 das Ziel verfehlt hat und sicherlich ein Fehlschlag ist. Der Fehler lag aber nicht an der Sonde selbst sondern an der Startrakete, dessen erste Stufe sich nicht abgetrennt hat und somit die Sonde mit zurück auf die Erde riss. Die Techniker sind zwar frustriert, aber durchdenken das Geschehene nochmals, überlegen sich Dinge die jetzt zu machen sind und Dinge die zukünftig zu machen sind um solche Fehlschläge das nächste Mal zu vermeiden. Die Startrakete war früher schon Ziel von Kritik, die jetzt natürlich neuen Nährboden gefunden hat und ob sie jemals noch eingesetzt werden wird, steht buchstäblich noch in den Sternen.
Update 24. Juni 2005:
Verantwortliche in Moskau trafen sich mit Technikern, die Cosmos 1 gebaut hatten um mögliche Probleme zu analysieren. Des Weiteren wurden endlich auch die Daten, die beim und kurz vor dem Start aufgezeichnet wurden nach Moskau übertragen. Es kann jetzt schon mit fast 100 prozentiger Sicherheit angenommen werden, dass eine Startrakete defekt war und so nicht die geforderte Höhe erreichte. Techniker glauben, dass beim Abtrennen der einzelnen Raketenstufen Fehler passierten und die Rakete (vielleicht mit Cosmos 1???) zurück ins Meer stürzte. Tschechien, USA und sämtliche andere Bodenstationen helfen bei der Fehler- und Sondensuche. Die letzten Daten von Cosmos 1 werden analysiert. Immer wieder kommen Gerüchte auf, dass vielleicht Telemetriedaten der Sonde aus dem Weltraum empfangen wurden. Man sieht also das die Nerven bei vielen Leuten blank liegen, aber noch kann immer noch nicht sagen ob die Sonde hoch oben über unseren Köpfen schwebt oder tief unten auf den Meeresgrund auf uns wartet.
Innerhalb einer Röhre an Bord des russischen Delta III U-Bootes Borisoglebsk wartete die 15 Meter lange Rakete vom Typ Wolna auf das Startsignal, das gestern Abend um 21:46 Uhr erfolgte. Die ersten drei Stufen der umgebauten Militärrakete brachten die Pioniersonde Cosmos 1 auf eine suborbitale Bahn.
Schon während dieser ersten Startphase soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, aber zumindest wurden danach stabile Telemetriesignale von der Sonde empfangen. Ein speziell entwickelter Motor sollte dann fast vier Minuten gefeuert werden, um Cosmos 1 endgültig in die geplante Position in etwa 800 Kilometern Höhe zu bringen. Spätestens diese Aktion scheint schief gelaufen zu sein, denn das Signal von der Sonde wurde irregulär und ging später verloren. Mittlerweile empfängt man nach Angaben der Planetary Society zwar wieder Signale von der Sonde, aber nur sehr schwach, und kann die Sonde auch nicht dort orten, wo sie jetzt eigentlich sein sollte. Es scheint, dass Cosmos 1 es zwar in einen Erdorbit geschafft hat, aber in einen falschen, und somit ist es unwahrscheinlich, dass sie ihre Hauptaufgabe, das Entfalten der Sonnensegel, jetzt noch ausführen kann. Außer dem jetzt wohl gescheiterten sind aber noch weitere Exemplare des Experimentalsatelliten gefertigt worden und stehen für Starts zur Verfügung, wenn die Probleme mit der Wolna-Rakete behoben werden können.
Das Ziel von Cosmos 1 ist die Demonstration, dass reines Sonnenlicht ein Raumschiff antreiben kann, ohne große Antriebsraketen und chemische Treibstoffe auf langen Weltraumreisen mitführen zu müssen.
The Planetary Society ist für das private Projekt zuständig, dessen Kosten von nur 3,3 Millionen Euro hauptsächlich von den Mitgliedern der Gesellschaft, Privatleuten und dem Fernsehstudio Cosmos Studios, das sich auf wissenschaftliche Inhalte konzentriert, bereitgestellt wurden.
In den vier Jahren bis zu seiner Fertigstellung hat die Sonde so manche Hürde nehmen müssen.. Gebaut wurde Cosmos 1 von NPO Lavochkin in der Nähe von Moskau, wo sie auch die meiste Zeit blieb.
Ein Testflug einer kleineren Version des Sonnensegelsystems schlug im Jahr 2001 wegen Problemen mit der Wolna– Rakete fehl. Die folgende Untersuchung dauerte mehr als ein Jahr. Verspätete Lieferungen von Komponenten führten zu weiteren Verzögerungen des Starts von Cosmos 1.
Projektdirektor Louis Friedman berichtete aus Russland, dass alle Vorbereitungen wie geplant abgeschlossen seien. Tests, die in der Marinebasis in Severmorsk im äußersten Norden Russlands durchgeführt wurden, förderten keine Probleme zutage. Dort wurden auch die Batterien der Sonde aufgeladen und die pyrotechnischen Geräte angebracht, die für die Mission benötigt werden.
Die Mission ist die erste, bei der eine Wolna-Rakete auf eine Umlaufbahn gelangen soll. Frühere zivile Starts brachten ihre Nutzlasten auf suborbitale Bahnen, die nach tausenden von Kilometern wieder auf die Erde trafen.
Die Entfaltung der Solarsegel sollte erst nach einigen Tagen in Angriff genommen werden, um der russischen Bodenkontrolle Zeit zu geben, den Zustand der Sonde im All zu testen. Voll entfaltet sollten die Sonnensegel einen Durchmesser von 30 Metern erreichen, eine Größe, die sie vom Erdboden aus hätte sichtbar sein lassen sollen.
Weiterführender Link:
Aktueller Status von Cosmos 1 (engl.)