Am 21. Juni gegen 21:00 Uhr zerbrachen für die Techniker und Forscher all ihre Hoffnungen und Träume in die Sonde Cosmos 1. Durch einen Fehler in der Startrakete Volna stürzte die Sonde zurück in das irdische Meer. Dieser Flug sollte ein Pionierflug in Sachen Antriebe werden, denn es sollte der berühmte Sonnensegelantrieb getestet werden.
Ein Beitrag von Martin Ollrom.
Dieser Start sollte eine Raumfahrtrevolution werden. Fanartikel dieser Sonde gab es zu kaufen, die Berichterstattung in jedem größeren Sender. Als die Sonde dann fertig gebaut war, waren alle stolz, denn man hatte sie genauestens nach Plan und ohne Verspätung zusammengestellt. Mehrere Testreihen verliefen erfolgreich und die Sonde überzeugte jeden Techniker und Forscher gleichermaßen. Erst die Frage des Startgerätes und Startortes spaltete die Verantwortlichen. Manche wollten eine ganz normale Startrakete, die von Kasachstan oder Amerika startet, doch schlussendlich setzte sich eine Wasserstartrakete durch, die aus der Barentsee startete. Dazu wurde die Rakete auf ein U-Boot gebracht und mit ihr die so revolutionäre Sonde Cosmos 1. Cosmos 1 war zusammengefaltet in der obersten Stufe der Volna-Rakete. Die Sonde sollte sich in einer Startsequenz von etwa vier Tagen automatisch entfalten und die Segel zur Sonne ausrichten und den Testflug beginnen. Die Sonde ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt an dem Kaliber wie NASA, ESA und die russische Weltraumbehörde beteiligt waren. Letztere übernahmen den Start der Sonde, was scheinbar keine allzu gute Variante war, da Russland bei den Starts scheinbar schon öfters Probleme hat. Man nehme nur den Start der Sonde Mars 96, die ebenfalls nicht in den Weltraum gelangte, weil die Rakete versagte. Cosmos 1 benötigt keinen hohen Orbit, weswegen man sich auch für die Volna-Rakete entschieden hat. Es muss nur so hoch sein, dass sie das irdische Gravitationsfeld überwinden kann, aber das schaffte sie leider nicht.
Vom Start zur Bruchlandung
Die Volna-Rakete besteht aus drei Stufen. Die erste bringt die Rakete über die Wasseroberfläche, da man von einem U-Boot aus startet. Die zweite dann bis zum Rande der Atmosphäre und die dritte soll die Sonde nur noch in einen gesicherten Orbit bringen. Sollte diese Stufe am Anfang ausfallen, ist die Mission zwar gefährdet aber zu retten. Fällt eine der ersten zwei Stufen aus, ist die Mission nicht mehr zu retten. Dessen war man sich in Moskau, im Sitz der Startverantwortlichen, klar. Nach ungefähr sechs Minuten nach dem Start, soll sich die Sonde im Weltraum befinden und die dritte Raketenstufe abwerfen. Bis die Sonde dann ihren Endorbit erreicht hat, werden im Idealfall nicht mehr als 20 Minuten vergehen. Während des gesamten Startvorgangs werden Signale der Sonde von verschiedenen Plätzen der Erde gesucht. Angefangen von Berkeley in den USA, über ein Teleskop in Alaska bis hin zu einem Teleskop in unserem Nachbarland Tschechien.
Kurz nach dem Start endete das Signal jedoch abrupt. Zuerst dachte man noch, dass die Sonde einen Kommunikationsfehler hat und deswegen nicht mehr antwortet, bis man auch im U-Boot merkte, dass beim Abtrennen der einzelnen Stufen der Startrakete ein Fehler passiert sein dürfte. Nun bestand jedoch noch die Chance, dass die dritte Stufe ausgefallen ist und somit die Sonde sich doch noch im Weltraum befindet und so noch gerettet werden konnte. Aber über eines war man sich jetzt schon im Klaren: Ein Traumstart sieht anders aus. Erst nachdem die Daten vom U-Boot in die Zentrale nach Moskau überspielt wurden verdichteten sich die Hinweise auf ein Versagen der ersten Raketenstufe. Dies würde bedeuten, dass die Rakete die Sonde mit zurück auf die Erde riss. Doch unbekannte Signale auf der Sendefrequenz der Sonde gaben den Forscher noch Hoffnungen dafür, dass die Sonde sich doch im Weltraum befindet. Leider zerstörte sich diese Hoffnungen gestern, den 26. Juni, als dann bekannt wurde, dass doch die erste Raketenstufe versagt hat. Teleskopsuchen nach der Sonde waren erfolglos, was dem Ganzen die nötige Sicherheit gab. Die Sonde liegt vermutlich irgendwo im Meer und mit ihr versanken die Träume einiger Techniker und Forscher.
Die Fehleranalyse ist fast abgeschlossen, da es relativ eindeutig war, was zum Absturz der Sonde führte. Louis Friedman, Projektleiter von Cosmos 1, meinte in seiner ersten Stellungnahme, dass die Geschichte von Cosmos 1 Vergangenheit ist, jedoch das Projekt Cosmos noch nicht beendet sei. Da er aber bereits über 30 Jahre mit der Entwicklung von Sonnensegeln beschäftigt ist, bricht für ihn eine kleine Welt zusammen und für einige seiner Techniker dürfte dieser Misserfolg das Ende ihrer Karriere sein. Er versucht die erfolglose Vergangenheit zu vergessen und sich komplett auf die Zukunft zu konzentrieren, denn er überlegt schon wie man solche Rückschläge in Zukunft vermeiden kann. Als er davon hörte, dass beim Start einiges schief ging wusste er sofort, dass die Sonde diesen Fehler wohl nicht überlebt hat, aber er hielt sich wie jeder hier an die letzte Hoffnung. Louis Friedman hat angekündigt, dass in Zukunft die Startrakete gewissenhafter ausgewählt wird und dass es einige Änderungen in der Aufgabenverteilung der einzelnen Partner geben wird.
Diese Änderungen werden für die Cosmos 1-Sonde leider zu spät kommen. Als die Sonde im Ozean samt Rakete versank, versanken auch die Träume der älteren Mitarbeiter, die ihr Leben in die Sonnensegeltechnik gesteckt haben.