CoRoT weiter ohne Teleskop

Der CoRoT genannte Satellit mit einem Teleskop zur Planetensuche an Bord sendet seit dem 2. November 2012 keine wissenschaftlichen Daten mehr. Es scheint sicher, dass es ein Problem mit der Elektronik des Teleskops gibt, welches einen neuerlichen Einsatz des Teleskops vermutlich ausschließt.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: astronomynow.com, flightglobal.com, Raumfahrer.net.

Ohne aktives Hauptinstrument bleibt nach aktuellem Stand nur die Option, die Mission des Forschungssatelliten, der unter der Ägide der französischen Raumfahrtagentur (CNES) und in Zusammenarbeit mit einer Reihe von wissenschaftlichen Institutionen sowie der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) entstand, zu beenden.

CNES/D. Ducros
CoRoT beobachtet Stern bei Planetentransit – Illustration
(Bild: CNES/D. Ducros)

Die Aufgabe des Raumfahrzeugs war es entsprechend seines Namens, der für „Convection, Rotation and Planetary Transits“ steht, mit der Transitmethode nach Planeten zu suchen. Dafür hatte man es mit einem Teleskop ausgerüstet, das Helligkeitsveränderung von Sternen aufspüren kann, wenn ein Planet durch die Sichtlinie zwischen dem Teleskop und dem Stern im Hintergrund wandert. Das Teleskop weist eine Fokuslänge von rund 110 Zentimetern auf, sein Hauptspiegel besitzt einen Durchmesser von rund 27 Zentimetern.

Nach dem Ausfall des Teleskops im November 2012 hatte man mehrfach versucht, es wieder in Betrieb zu setzen und ging von einer strahlungsinduzierten Unterbrechung zwischen dem Instrument und dem Hauptcomputer des Satelliten aus.

Der Hauptcomputer von CoRoT und die übrigen Systeme des Raumfahrzeugs funktionieren weiter wie vorgesehen, allein das Teleskop selbst liefert keine Beobachtungsdaten. Ein Backup für ausgefallene Komponenten im Instrument steht nicht zu Verfügung, da eine der beiden Datenverarbeitungseinheiten des Instruments bereits im Februar 2009 versagte.

Die Fehler im Februar 2009 und im November 2012 traten jeweils auf, nachdem CoRoT einen strahlungsintensiven Bereich über der Erde, südatlantische Anomalie genannt, passiert hatte. In dieser Region, auch als SAA für „South atlantic anomaly“ bezeichnet, kommt der Van-Allen-Strahlungsgürtel der Erde deutlich näher als an anderen Stellen über der Erde. Satelliten, die die Anomalie durchqueren, sind ungewöhnlich starker Teilchenstrahlung ausgesetzt.

Spezialisten der CNES versuchten im Dezember 2012, das Teleskop von CoRoT wiederzubeleben, in dem sie die elektrischen Systeme des auf dem Satellitenbus Proteus basierenden Erdtrabanten neu starteten und seinen Reservedatenbus in Betrieb nahmen. Die Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt.

Es ist aufgrund der feststellbaren Erwärmung einer Elektronikbox im Teleskop wahrscheinlich, dass diese auf Einschaltversuche reagiert, selber Daten liefern konnte sie jedoch nicht mehr.

CNES/Pierre Jalby
CoRoT im Test in Weltraumsimulationskammer
(Bild: CNES/Pierre Jalby)

Ingenieure der CNES untersuchen zwischenzeitlich, ob es alternative Wege gibt, das Teleskop von CoRoT wieder zu aktivieren. Auf Seiten der Wissenschaftler ist man besonders enttäuscht, dass der Ausfall des Teleskops stattfand, nachdem drei Tage vorher die zweite Missionsverlängerung für CoRoT beschlossen worden war.

Mittlerweile befindet sich CoRoT über sechs Jahre im Weltraum. Am 27. Dezember 2006 hatte eine Rakete des Typs Sojus 2.1b mit einer Fregat-Oberstufe den Forschungssatelliten von Baikonur in Kasachstan aus ins All befördert. Die ursprüngliche Auslegungsbetriebsdauer von CoRoT betrug zweieinhalb Jahre.

Seit des Beginns des wissenschaftlichen Einsatzes des Teleskops konnten Wissenschaftler mit seiner Hilfe die Existenz von 34 sogenannten Exoplaneten, also von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, nachweisen. Bei fünf weiteren Exoplaneten stehen die Untersuchungen zu ihrem Nachweis kurz vor dem Abschluss. Die Veröffentlichung der Beobachtungsdaten von CoRoTs Teleskop der letzten 18 Monate steht noch aus. Deshalb ist es möglich, dass die Entdeckung einer zusätzlichen Zahl an Exoplaneten auf CoRoT zurückgeführt können wird.

CoRoT ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 29.678 und als COSPAR-Objekt 2006-063A.

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