In diesen Tagen konzentriert sich ein Großteil der Aufmerksamkeit der NASA auf förderwürdige Aktivitäten kommerzieller Unternehmen in den USA.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Space News, Parabolic Arc, NASA Watch, Spaceflight Now, Raumcon. Vertont von Peter Rittinger.
Anfang Februar besuchte die stellvertretende NASA-Chefin Lori Garver Bigelow Aerospace in Las Vegas und Sierra Nevada Corp. in Boulder. Robert Bigelow selbst führte durch die Einrichtung, wobei man insbesondere am 1:1-Modell einer Raumstation verweilte, welches überwiegend aus großen Modulen besteht, die im Weltraum auf ihre vollen Dimensionen entfaltet werden sollen. Die Grundlagen dafür erwarb Bigelow einst von der NASA. Jetzt zeigt die US-Luftfahrt-und-Weltraumbehörde starkes Interesse an der Nutzung der weiterentwickelten Technologie. Bigelow hat mittlerweile drei verschiedene Grundmodelle im Programm, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen können. Ein derartiges Modul könnte in Zukunft auch die ISS schmücken.
Bei der Sierra Nevada Corporation (SNC) wird mit Unterstützung der NASA der Dream Chaser, ein Raumgleiter für bemannte Einsätze, entwickelt. Bisher wurden im Rahmen des Programms CCDev (Commercial Crew Development) zur kommerziellen Entwicklung und Vermarktung von bemannten Raumschiffen für den erdnahen Orbit die Struktur des Dream Chaser sowie Antriebskomponenten gefördert. Auch der Grundentwurf des Mini-Shuttles stammt ursprünglich von der NASA.
Nun steht die zweite CCDev-Runde an, in der insgesamt 200 Millionen US-Dollar an verschiedene Unternehmen gehen sollen, um die Entwicklung entsprechender Technologien zu unterstützen. Sechs Bewerber wurden nun von der NASA zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Diese Einladung folgt einem Bewerbungsschluss, bei dem verschiedene Vorschläge eingereicht wurden. SpaceX will seine Dragon-Kapsel zu einem bemannten Raumschiff weiterentwickeln, Orbital Sciences arbeitet am Raumgleiter Prometheus, Boeing an der Kapsel CST-100, die United Launch Alliance entwickelt ihre Träger für bemannte Einsätze weiter, Blue Origin entwirft ein Rettungssystem sowie eine zunächst suborbitale Kapsel aus Verbundmaterialien (New Sheperd). Paragon bewirbt sich mit einem komplexen Luftaufbereitungssystem und Sierra Nevada mit dem bereits erwähnten Dream Chaser.
Auch unter den kommerziellen Unternehmen gibt es eine Vielzahl von Kontakten und Kooperationen. So unterstützt Bigelow die Entwicklung der CST-100, Virgin Galactic ist an Raumgleiterkonzepten interessiert und als Trägerraketen werden Delta, Atlas und Falcon 9 gleichermaßen diskutiert. Teilweise werden erste Testflüge bereits für 2014 für möglich gehalten, wenn die Finanzierung stimmt.
So übertreffen sich die Konkurrenten in den letzten Wochen gegenseitig in vielversprechenden Ankündigungen und buhlen um die Aufmerksamkeit von NASA und Öffentlichkeit. Bei teilweise konfuser Entscheidungslage über den Träger für das Explorationsraumschiff der Zukunft braucht die NASA aber auch die kommerziellen Aktivitäten. Durch deren Vielfalt kommt Bewegung ins Spiel, Farbe in die Diskussion. Im Umgang mit kleinen, flexiblen Unternehmen muss sich auch die NASA in dieser Beziehung schneller bewegen. So wird die kommerzielle Initiative auch zu einer Hoffnung für die Zukunftsperspektiven einer 50 Jahre alten Behörde.
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