China: Navigationssatellit Beidou-3 G1 gestartet

Ein neuer chinesischer Navigationssatellit ist im All. Das Beidou-3 G1 genannte Raumfahrzeug soll in den kommenden Wochen eine Position im Geostationären Orbit einnehmen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: beidou.gov.cn, CALT, CASC, CCTV, Xinhua.

LM-3B/G2 mit Beidou-3 G1 auf der Startrampe
(Bild: CALT)

Die mit Aufbau und Betrieb des chinesischen Satellitennavigationssystems betraute chinesische Behörde meldete mit Datum vom 2. November 2018 auf ihren Webseiten, dass der Start des 17. Beidou-3-Satelliten erfolgreich verlaufen sei. Nach Angaben der Behörde ist der Satellit der erste der Beidou-3-Serie für einen Einsatz im Geostationären Einsatz. Deshalb wird der neue Erdtrabant verschiedentlich auch als Beidou-3 G1Q bezeichnet, wobei das Q für qualifcation bzw. Qualifikation (des ersten Satelliten einer neuen Serie) steht.

China arbeitet an global verfügbarem Navigationssatellitennetz
Im Jahr 2000 begann China mit dem Einsatz eigener Navigationssatelliten. Um dem Ziel der Unabhängigkeit vom US-amerikanischen GPS näher zu kommen, schickte man Ende 2000 zunächst zwei Satelliten zum Einsatz in einer Testkonstellation, Beidou genannt, ins All. 2003 und 2007 folgten zwei weitere Satelliten für das experimentelle System. Anschließend begann man mit dem Aufbau des aktuellen Betriebsnetzes. Ein Zwischenschritt ist der Aufbau einer sogenannten “18+1“-Konstellation, die aus 18 Satelliten auf Umlaufbahnen in mittleren Höhen und einem Satelliten auf geosynchroner Bahn besteht. Über das vollständig ausgebaute Betriebsnetz möchte China ab dem Jahr 2020 verfügen können.

Das chinesische Satellitennavigationssystem wird, wenn die aktuellen Planungen umgesetzt werden, in seiner endgültigen Ausbaustufe einmal aus mindestens 35 Satelliten bestehen. Vorgesehen ist, dass 27 aktive Satelliten auf Umlaufbahnen in mittlerer Höhe von rund 21.500 Kilometern in drei Ebenen um die Erde kreisen. Fünf weitere aktive Raumfahrzeuge sollen auf Positionen im Geostationären Orbit in rund 35.786 Kilometern über dem Äquator arbeiten. Weitere drei aktive Trabanten will man regelmäßig auf inklinierten geosynchronen Bahnen einsetzen – also auf solchen, die mit der Erddrehung synchronisiert sind, aber gegen den Äquator geneigt.

Start mit Beidou-3 G1 am 1. November 2018
(Bild: CCTV)

Der Hersteller der verwendeten Trägerrakete, die chinesische Akademie für Trägerraketentechnik (China Academy of Launch Vehicle Technology, CALT), gab bekannt, der Start des insgesamt 41. Beidou-Satelliten sei am 1. November 2018 vom Satellitenstartzentrum Xichang (Xichang Satellite Launch Center, XSLC) aus erfolgt. Startzeit war 15:57 Uhr UTC bzw. 16:57 Uhr MEZ am 1. November 2018. Der exakte Startzeitpunkt liegt basierend auf Videoaufzeichnungen aus einem Kontrollzentrum bei 23:57:04,709 Uhr Pekinger Zeit.

Zum Einsatz kam eine dreistufige Rakete des Typs Langer Marsch 3B/G2 (LM-3B/G2), auch Chang Zheng 3B/G2 genannt (CZ-3B/G2). Gestartet wurde von der Rampe Nr. 2 des in der Provinz Sichuan zwischen bewaldeten Bergen gelegenen Startzentrums.

Chinesische Statistik
Die Rakete absolvierte laut CALT die insgesamt 93. Mission eines Raumfahrtträgers diesen Typs. Nach Angaben aus China flog sie die 290. Mission einer Rakete aus der Serie Langer Marsch, eine Zahl, die angesichts der Tatsache, dass in ihr mittlerweile immer mehr höchst unterschiedliche Träger zusammengefasst werden, ihre Aussagekraft verliert.

Nach dem Start wurde die dritte Stufe der Trägerrakete auf einer rund 28,5 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem der Erde nächsten Bahnpunkt von 167,3 und einem erdfernsten Bahnpunkt von 34.394 Kilometern beobachtet. Die eigentliche Nutzlast, der Navigationssatellit Beidou-3 G1, gelangte auf eine rund 28,47 Grad geneigte Bahn mit einem der Erde nächsten Bahnpunkt von 189,8 und einem erdfernsten Bahnpunkt von 35.817 Kilometern.

Aus der erreichten Übergangsbahn muss sich der Navigationssatellit mit eigener Kraft auf die vorgesehene Position im Geostationären Orbit bringen. Damit er diese Aufgabe erfüllen kann, wurde er mit einem eigenen Antriebssystem ausgestattet. Beim Abbau der verbliebenen Bahnneigung gegen den Äquator und der Anhebung des erdnächsten Bahnpunkts auf das Niveau eines Geostationären Orbits wird insbesondere ein rund 490 Newton starkes Triebwerk – Apogäumsmotor genannt – an Bord des Satelliten zum Einsatz kommen.

Der Satellit ist eine Konstruktion der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnik (China Academy of Space Technology, CAST). Er basiert auf der chinesischen Raumfahrzeug-Plattform DFH-3B. DFH steht dabei für „dong fang hong“, was „Der Osten ist rot“ bedeutet.

Ein Satellit, zwei Uhrensysteme
Die Behörde für den Aufbau und Betrieb des chinesischen Satellitennavigationssystem berichtete, Beidou-3 G1 besitze eine Navigationsnutzlast für einen RNSS (Radio Navigation Satellite Service) genannten Dienst, eine Nutzlast für einen Kurznachrichtendienst mit der Bezeichnung RDSS (Research Data Shared Service) sowie eine zusätzliche Navigationsnutzlast namens SBAS (Satellite-Based Augmentation System). SBAS stellt im internationalen Kontext Navigationssignale insbesondere zur Nutzung durch die Luftfahrt bereit.

Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ist Beidou-3 G1 mit Wasserstoff-Maser (HMAC) und Rubidium (RB) Uhren ausgestattet. Nach Angaben von Xinhua sind sie in Bezug auf Gangabweichungen um den Faktor 10 stabiler als solche auf früheren Beidou-Satelliten eingesetzte Uhren.

Beidou-3 G1 (Beidou-3 GEO-1) alias Beidou-3 G1Q ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.683 und als COSPAR-Objekt 2018-085A. Die dritte Stufe der Trägerrakete ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.684 und als COSPAR-Objekt 2018-085B.

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