China: Navigationssatellit Beidou 2 IGS6 im All

Am 29. März 2016 wurde der 22. chinesische Navigationssatellit für das Satellitennavigationssystem Beidou in den Weltraum transportiert. Sein Ziel ist ein inklinierter geosynchroner Orbit circa 35.786 Kilometer über der Erde.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: beidou.gov.cn, CCTV, mod.gov.cn, Xinhua.

CZ-3A-Start mit IGS6 am 29. März 2016
(Bild: chinesisches Verteidigungsministerium)
CZ-3A-Start mit IGS6 am 29. März 2016
(Bild: chinesisches Verteidigungsministerium)

Der Start erfolgte um 21:11 Uhr MESZ von der Rampe LA-2 des Startgeländes Xichang (Xichang Satellite Launch Center, XSLC) in der Provinz Sichuan. Es handelte sich um einen Nachtstart, vor Ort war es zu diesem Zeitpunkt 4:11 Uhr Pekinger Zeit und der 30. März 2016 bereits angebrochen.

Transportiert wurde der Satellit von der dreistufigen Rakete des Typs Langer Marsch 3A (Chang Zheng-3A, CZ-3A) mit der Baunummer Y-26.

Die Rakete flog nach Angaben der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua die 225. Weltraummission einer Rakete aus der Serie Langer Marsch, eine Zahl, die angesichts der Tatsache, dass in ihr mittlerweile immer mehr höchst unterschiedliche Träger zusammengefasst werden, ihre Aussagekraft verliert.

Das von der Rakete ins All gebrachte Raumfahrzeug wird entsprechend seiner Bezeichnung Beidou 2 IGS6 auf einer inklinierten geosynchronen Bahn um die Erde ziehen. Die Neigung des anvisierten annähernd kreisförmigen Arbeitsorbits beträgt rund 55 Grad, die durchschnittliche Flughöhe über der Erde 35.786 Kilometer.

Zündsequenz und Abheben
(Bilder: CCTV)
Zündsequenz und Abheben
(Bilder: CCTV)

Nach dem Start und dem Aussetzen wurde der neue Erdtrabant von der US-amerikanischen Weltraumüberwachung auf einer Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt von etwa 200 Kilometern über der Erde und einem erdfernsten Bahnpunkt mit rund 35.798 Kilometern über der Erde beobachtet. Die erforderliche Bahnanhebung muss ein an Bord des Satelliten befindlicher 490 Newton starker Apogäumsmotor bewerkstelligen.

Der Satellit basiert auf der chinesischen Raumfahrzeug-Plattform DFH-3, DFH steht dabei für „dong fang hong“, was „Der Osten ist rot“ bedeutet. Beidou 2 IGS6 besitzt eine Masse von rund 2.200 Kilogramm und soll eine Auslegungsbetriebsdauer von acht Jahren erreichen. Sein Hauptkörper hat Abmessungen von etwa 2,25 x 1,0 x 2,2 Meter.

Zur Ausstrahlung der Navigationssignale erhielt er eine phased-array-Antenne. Der genauen Bahnbestimmung dient ein am Satelliten angebrachter Laserreflektor. Die Navigationsnutzlast und die raumflugtechnischen Systeme werden von zwei Solarzellenauslegern mit elektrischer Energie versorgt.

Das chinesische Satellitennavigationssystem wird, wenn die aktuellen Planungen umgesetzt werden, in seiner endgültigen Ausbaustufe einmal aus 35 Satelliten bestehen. Vorgesehen ist, dass 27 Satelliten auf Umlaufbahnen in mittlerer Höhe (ca. 21.500 km) in drei Ebenen um die Erde kreisen, fünf Raumfahrzeuge sollen auf Positionen im Geostationären Orbit arbeiten und drei Trabanten will man regelmäßig auf inklinierten geosynchronen Bahnen einsetzen.

Beidou 2 IGS6 nach dem Aussetzen beim Entfalten der Solarzellenausleger - Illustration
(Bild: CCTV)
Beidou 2 IGS6 nach dem Aussetzen beim
Entfalten der Solarzellenausleger – Illustration
(Bild: CCTV)

Im Jahr 2000 begann China mit dem Einsatz eigener Navigationssatelliten. Um dem Ziel der Unabhängigkeit vom US-amerikanischen GPS näher zu kommen, schickte man Ende 2000 zunächst zwei Satelliten zum Einsatz in einer Testkonstellation, Beidou genannt, ins All.

2003 und 2007 folgten zwei weitere Satelliten für das experimentelle System. Anschließend begann man mit dem Aufbau des aktuellen Betriebsnetzes, das auch Beidou 2 genannt wird. Eine weltweite Abdeckung mit chinesischen Navigationssatelliten soll nach dem derzeitigem Planungsstand im Jahre 2020 erreicht sein.

Beidou 2 IGS6 alias Beidou 22 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.434 und als COSPAR-Objekt 2016-21A. Die Oberstufe der Trägerrakete ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.435 und als COSPAR-Objekt 2016-21B.

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