China: Gaofen 6 und Luojia 1-01 gestartet

Der chinesische Erdbeobachtungssatellit Gaofen 6 gelangte am 2. Juni 2018 zusammen mit dem Kleinsatellit Luojia 1-01 in den Weltraum. Der Start erfolgte vom Jiuquan Satellite Launch Center (JSLC) in der Wüste Gobi in der inneren Mongolei.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: CAS, CAST, CGTN, CGWIC, CNSA, Xinhua.

CAS
LM-2D-Start vom JSLC am 2. Juni 2018
(Bild: CAS)

Befördert wurde der Satellit von einer zweistufigen Rakete des Typs Langer Marsch 2D (LM-2D). Das Projektil mit der Seriennummer Y20 war von der Akademie für Raumflug Schanghai (Shanghai Academy of Spaceflight Technology, SAST) entworfen und gebaut worden. Nach Angaben aus China war seine Mission der 276. Flug einer Rakete mit dem Namensbestandteil Langer Marsch. Im Jahr 2018 war es bereits der 16. Start eines Raumfahrtträgers aus China. Er erfolgte am 2. Juni 2018 um 12:13 Uhr Pekinger Zeit, das ist 4:13 Uhr Weltzeit (UTC). Nicht ganz 15 Minuten nach dem Abheben wurden die beiden Satelliten an Bord im All ausgesetzt.

Laut Meldungen aus China handelt es sich bei Gaofen 6 um ein Raumfahrzeug mit optischen Beobachtungsinstrumenten, das unter anderem bei der Überwachung landwirtschaftlicher Katastrophen wie Dürren und Überschwemmungen, der Bewertung landwirtschaftlicher Projekte und bei der Erfassung von Wald- und Feuchtgebieten eingesetzt wird. „Gao Fen“ bedeutet schlicht hohe Auflösung.

CAST
Gaofen 6 mit zwei Kamerasystemen auf dem Topdeck
(Bild: CAST)

Der neue Satellit soll Bestandteil des als zivil beschriebenen chinesischen hochauflösenden Erdbeobachtungssystems (China High-resolution Earth Observation System, CHEOS) werden. Im Jahr 2010 hatte die chinesische Regierung der Umsetzung der Pläne für CHEOS zugestimmt. Verantwortlich für den Aufbau des Systems ist das Earth Observation System and Data Center of China National Space Administration, kurz EOSDC-CNSA. Nach Angaben der CNSA wird der Aufbau des Systems im Jahr 2020 abgeschlossen sein.

Die Bahnparameter (~ 630 x 650 km, Inklination ~ 98,05 Grad) und Startumstände von Gaofen 6 ähneln denen von Gaofen 1 sehr. Letzterer wurde auch auf einer LM-2D vom JSLC aus gestartet und ist aktuell auf rund 98 Grad gegen den Erdäquator geneigter Bahn in Höhen zwischen 630 und 660 Kilometern unterwegs.

CAS
Multispektral-Kamerasystem PMS
CAS
Weitwinkel-Kamerasystem WMC
(Bilder: CAS)

Gaofen 1 (NORAD 39.150, COSPAR 2013-018A) kreist seit dem 26. April 2013 um die Erde. Er basiert auf dem Satellitenbus CAST-2000 und wurde von der China Spacesat Co. Ltd. unter der Ägide der chinesischen Akademie für Weltraumtechnik (China Academy of Space Technology, CAST) gebaut.

Gaofen 6 besitzt eine Startmasse von 1.064 Kilogramm. Er basiert ebenfalls auf dem Satellitenbus CAST-2000. Die Auslegungsbetriebsdauer von Gaofen 6 liegt bei acht Jahren. Die Nutzlast zur Fernerkundung kommt vom Institut für Optik, Feinmechanik und Physik Changchun (Changchun Institute for Optics, Fine Mechanics and Physics, CIOMP). Ihr Kamerasystem erreicht eine Bodenauflösung von zwei Metern bei monochromatischer Bilderfassung (Panchromatic and Multi-spectral CCD Camera, PMS), multispektral werden bei einer Schwadbreite von 95 Kilometern (PMS) acht Meter Bodenauflösung erreicht, bei einer Schwadbreite von 860 Kilometern (Wild Field Camera, WFC) 16 Meter.

CAS
Zusammenwirken von Gaofen 1 und Gaofen 6 – Illustration
(Bild: CAS)

Gaofen 6 ist dazu gedacht, die Mission seines Vorgängers fortzusetzen und zu ergänzen. Die Instrumente der Beobachtungsnutzlast von Gaofen 6 wurden gegenüber denen auf Gaofen 1 verbessert. Gaofen 6 soll auch eine gegenüber Gaofen 1 von vier auf zwei Tage verkürzte Wiederholrate erlauben. Dies ist nach Angaben der chinesischen Akademie der Wissenschaften (Chinese Academy of Sciences, CAS) im vernetzten Zusammenwirken beider Satelliten möglich. Dazu müssen die beiden Satelliten um rund 180 Grad versetzt auf einer annähernd gleichen Bahn um die Erde ziehen.

Über die seit 1986 aktive Bodenstation Miyun (auch Mizon) bei Peking wurden am 3. Juni 2018 erfolgreich Kommunikationstests mit dem neuen Fernerkundungssatelliten abgewickelt. Auch erste Bilder von der Erdoberfläche hat Gaofen 6 bereits geliefert. Die CAS hat bekannt gegeben, dass ihr Institut für Fernerkundung und digitale Erddaten (Institute of Remote Sensing and Digital Earth, RADI) bereits 40 Gigabyte Daten vom Satelliten erhalten habe, die innerhalb einer sechs Minuten dauernden Kommunikationssitzung von der Bodenstation Miyun empfangen worden seien.

RADI
Bodenstation Miyun
(Bild: RADI)

Luojia 1-01 ist ein kleiner Erdbeobachtungssatellit mit einer Masse von rund 20 Kilogramm. Entwickelt wurde er von der Universität Wuhan. Hauptinstrument ist eine für den Nachteinsatz geeignete Erdbeobachtungskamera, die vom Unternehmen Changguang Satellite Technology Co. Ltd. Beigesteuert wurde. Letzteres, ein Spinoff des CIOMP, welches zur Chinesischen Akademie der Wissenschaften gehört, wird auch als Urheber der kommerziellen Fernerkundungssatelliten vom Typ Jilin genannt.

Der Satellit ist Prototyp für eine neue Satellitenkonstellation aus 60 bis 80 Raumfahrzeugen. Dem Kamerasystem des Satelliten wird eine Bodenauflösung im Bereich von 100 Metern zugeschrieben. Außerdem soll sich ein Satellitennavigationssystem an Bord befinden, das die Möglichkeiten des großen chinesischen Satellitennavigationssystems Beidou ergänzt.

Gaofen 6 (高分六号) ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.484 und als COSPAR-Objekt 2018-048A. Luojia 1-01 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.485 und als COSPAR-Objekt 2018-048B. Die zweite Stufe der Trägerrakete ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.486 und als COSPAR-Objekt 2018-048C.

Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum:

Nach oben scrollen