Der chinesische Erdbeobachtungssatellit Gaofen 8 gelangte am 26. Juni 2015 in den Weltraum. Der Start erfolgte vom Taiyuan Satellite Launch Center (TSLC) in der nordchinesischen Provinz Shanxi.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: BSEI, CALT, CAST, CASTC, china.org, CGMS, CNSA, english.gov.cn, people.cn, Xinhua.
Befördert wurde der Satellit von einer dreistufigen Rakete des Typs Langer Marsch 4B (LM-4B). Es war nach Angaben einer chinesischen staatlichen Raumfahrtunternehmung (China Aerospace and Technology Corporation, CASTC) der 205. Start einer Rakete des Typs Langer Marsch. Er erfolgte um 14:22 Uhr Pekinger Zeit, das ist 8:22 Uhr MESZ, von der Startanlage Nr. 9 des Satellitenstartzentrums Taiyuan.
Der neue Satellit gelangte in eine annähernd kreisförmige polare Umlaufbahn. Aktuell zieht er in einem Bereich von etwa 470 bis 480 Kilometern Höhe auf einem 97,3 Grad geneigten Orbit um die Erde.
Nach Angaben aus China handelt es sich bei Gaofen 8 um ein Raumfahrzeug, das bei der Bewältigung von Naturkatastrophen, der Beurteilung von erreichbaren und erzielten Ernteergebnissen im Landbau, der Landvermessung, der Stadtplanung sowie wissenschaftlichen Untersuchungen nützlich sein soll.
Gaofen 8 wird mit seinen hochauflösenden optischen Beobachtungsinstrumenten angeblich Bestandteil des als zivil beschriebenen chinesischen hochauflösenden Erdbeobachtungssystems (China High-resolution Earth Observation System (CHEOS). Gao Fen bedeutet dementsprechend schlicht hohe Auflösung.
Im Jahr 2010 hatte die chinesische Regierung der Umsetzung der Pläne für CHEOS zugestimmt. Verantwortlich für den Aufbau des Systems ist das Earth Observation System and Data Center of China National Space Administration, kurz EOSDC-CNSA.
Das Erdbeobachtungssystem sollte sich zunächst durch sieben nacheinander zu startende Raumfahrzeuge und die Nutzung von Luftfahrzeugen auszeichnen. Wie angesichts dieser Tatsache der aktuell erfolgte Start des Satelliten mit der Nummer 8 im Namen zu werten ist, bleibt abzuwarten.
Dass der jetzt gestartete Satellit Ersatz für einen bereits betriebenen ist, kann zum derzeitigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. Vielleicht handelt es sich auch um eine zwischenzeitlich beschlossene Erweiterung des CHEOS. Auch eine Tarnbezeichnung für einen an sich militärischen Zwecken dienenden Satelliten lässt sich auf Grund der derzeit dünnen Informationslage kaum ausschließen.
Gaofen 1 (NORAD 39.150, COSPAR 2013-018A) kreist seit dem 26. April 2013 um die Erde. Er basiert auf dem Satellitenbus CAST-2000 und wurde von der China Spacesat Co. Ltd. unter der Ägide der CAST gebaut (Entwicklungsdauer rund 30 Monate).
Die Auslegungsbetriebsdauer von Gaofen 1 liegt zwischen fünf und acht Jahren. Sein Kamerasystem erreicht eine Bodenauflösung von zwei Metern bei monochromatischer Bilderfassung (Panchromatic and Multi-spectral CCD Camera, PMS), multispektral werden bei einer Schwadbreite von 60 Kilometern (PMS) 8 Meter Bodenauflösung erreicht, bei einer Schwadbreite von 800 Kilometern (Wild Field Camera, WFV) 16 Meter.
Seit dem 19. August 2014 befindet sich Gaofen 2 (NORAD 40.118, COSPAR 2014-049A) im All. Er wurde auf dem Bus CS-L3000A aufgebaut. Bei monochromatischer Darstellung soll seine Instrumentierung namens Panchromatic and Multi-spectral CCD Camera 2 (PMS-2) eine Bodenauflösung im Bereich von 80 Zentimetern erreichen, alternativ wird ein Meter genannt. Bei multispektraler Darstellung erreicht der Satellit angeblich eine Bodenauflösung von rund 3,2 Metern, nach abweichenden Quellen von vier Metern.
Gaofen 3, ein auf dem Bus CS-L3000B basierender Satellit mit einer Auslegungsbetriebsdauer von acht Jahren, soll ein Radar mit synthetischer Apertur (SAR) tragen, das eine Bodenauflösung im Bereich eines Meters erlaubt. Seine Fertigstellung war nach Informationen vom Frühjahr 2014 für das Jahr 2015 vorgesehen.
Für den Einsatz auf einer geosynchronen Umlaufbahn ist Gaofen 4 gedacht. Das Raumfahrzeug mit optischem Bilderfassungssystem – einer Kamera mit fester Blickrichtung – und einer Auslegungsbetriebsdauer von acht Jahren soll nach Stand von 2014 im Jahr 2015 in den Weltraum transportiert werden.
Der auf dem Bus SAST-5000B basierende Satellit Gaofen 5 erhält neben optischen Systemen zusätzliche Instrumente zur Untersuchung der Erdatmosphäre. Für den ersten chinesischen Hyperspektral-Satelliten wird eine Auslegungsbetriebsdauer von acht Jahren angestrebt. Sein Start ist nach Angaben aus dem vergangenen Jahr für das Jahr 2016 vorgesehen.
Ein Satellit mit der Bezeichnung Gaofen 6 soll 2017 in den Weltraum transportiert werden. Er ist dazu gedacht, das Beobachtungsprogramm von Gaofen 1 fortzusetzen.
Gaofen 7, den ersten chinesischen Stereo-Kamera-Kartierungs-Satelliten mit einer Bodenauflösung von unter einem Meter, will man schließlich 2018 ins All bringen.
Die nationale chinesische Raumfahrbehörde (Chinese National Space Administration, CNSA) rechnet mit einer Fertigstellung von CHEOS im Jahre 2020.
Der jetzt gestartete Erdbeobachtungssatellit dürfte wie seine Vorgänger dreiachsstabilisiert sein. Er besitzt gemäß Darstellung aus einer Animation aus dem Startkontrollzentrum zwei Solarzellenausleger zur Versorgung seiner elektrischen Systeme mit Strom und sicher einen entsprechenden Akkumulatorsatz zur Energiespeicherung.
Gaofen 8 alias GF-8 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 40.701 bzw. als COSPAR-Objekt 2015-030A.
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