Neun erfolgreiche Flüge und ein Totalverlust.
Autor: Karl Urban
Der zweite für den Einsatz im All gebaute Orbiter Challenger diente nach seiner Fertigstellung zunächst fast ein Jahr lang bei Schwingungsprüfungen als Testobjekt, bis er 1983 seinen Erstflug absolvierte. Die Challenger wurde nach einem U.S.Navy-Forschungsschiff benannt. Schon die Mondlandefähre von Apollo 17 trug diesen Namen. Der Jungfernflug verzögerte sich um zehn Monate, nachdem Probleme mit den Haupttriebwerken und der Nutzlast entdeckt worden waren. Am 4. April 1983 war es aber endlich soweit, die Challenger hob zu ihrem Erstflug ins All ab. Die Geschichte der Challenger nahm aber einen tragischen Lauf, denn sie absolvierte nur zehn Flüge.
Am 28. Januar 1986 explodierte die Challenger 73 Sekunden nach dem Start. Es hatte sich der bis dahin schwerste Unfall in der Geschichte des Space Shuttles ereignet. Dabei wurde die Challenger vollständig zerstört, sechs Astronauten und eine Zivilistin an Bord kamen ums Leben. Während eines Raumflugs war zuvor noch nie ein US-Astronaut gestorben. In ihren zehn Flügen verbrachte die Challenger 69 Tage im All und umrundete dabei 987 Mal die Erde. Auf diesen Flügen wurde unter anderem der erste Bahnverfolgungs- und Datenübertragungssatellit ausgesetzt und ein neuer Shuttle-Raumanzug getestet.
Auf dem Flug STS-7 war Sally Ride die erste Amerikanerin im Weltraum. Mit STS-8 gelang das erste Mal ein Nachtstart und eine Nachtlandung. Die Challenger setzte als erste Raumfähre im Kennedy Space Center auf. Während der vorangegangenen Mission entfernte sich der Astronaut Bruce McCandless als erste Astronaut ohne Sicherungsleine 30 Meter vom Orbiter. Später unternahm Kathryn Sullivan als erste Amerikanerin einen Weltraumspaziergang.
Auf drei Challenger-Raumflügen im Jahr 1985 bildete das Weltraumlabor Spacelab die Nutzlast, in der wissenschaftliche Experimente unter anderem auch mit mitgeführten Tieren durchgeführt wurden. Während der Mission STS-61A führte die Challenger das Raumlabor Spacelab D1 mit sich. Diese Mission wurde hauptsächlich von der Bundesrepublik finanziert. Am 28. Jaunuar 1986 fand der letzte Flug der vorher so erfolgreichen Challenger statt. Mit an Bord war die Lehrerin Christa McAuliffe, die erstmals Kinder vom Weltraum aus unterrichten sollte.
73 Sekunden nach dem Start explodierte die Challenger, Richard Scobee, Michael Smith, Judith Resnik, Ellison Onizuka, Ronald McNair, Gregory Jarvis und Christa McAuliffe kamen ums Leben. Weltweit wurde die Nachricht mit tiefer Erschütterung aufgenommen und auch bei der NASA sollte die Challenger-Katastrophe tiefgreifende Konsequenzen haben.
Die Nachuntersuchung
Die NASA war offenbar von ihrem Grundsatz „safety first“ abgewichen, denn man hatte eine Reihe von Sicherheitsvorschriften missachtet. Eigentlich hätte die Challenger an diesem Januartag gar nicht starten dürfen, denn am Morgen hatte Frost in Cape Canaveral geherrscht. Bilder von langen Eiszapfen belegen dies. Aufgrund der Kälte und der plötzlich durch die Triebwerkszündung einsetzenden Erwärmung wurden die Gummidichtungen am Booster poröse und ein Leck bildet sich. Es ist bereits eine Rauchfahne auf Bildern vor dem Start erkennbar. Nach dem Abheben ist das Schicksal der Astronauten und der Challenger besiegelt, denn das Leck erweitert sich und wenig später schlagen Funken auch auf den Haupttank über, der mit flüssigem Sauerstoff gefüllt ist. Als der Tank Feuer fängt, wird die heftige Explosion ausgelöst und Trümmer des Space Shuttles über die Bucht verteilt. NASA-Taucher sammeln noch monatelang Teile der Challenger aus dem Wasser. Im März 1986 findet sich auch das Cockpit mit den sterblichen Überresten der Insassen.
Konsequenzen
Nach dem Unglück wurde ein generelles Startverbot für die Shuttle-Flotte ausgesprochen. Fast zweieinhalb Jahre lang arbeitete man an Verbesserungen, die den Start sicherer machen sollten. Die wichtigste Änderung war die vollständige Überarbeitung der Feststoffbooster. Über 2.000 Änderungen wurden am Shuttle-System ausgeführt, so zum Beispiel eine Notausstiegsluke am Orbiter. Ab sofort mussten die Astronauten wieder Druckanzüge bei Start und Landung tragen. Außerdem wurde das Shuttle aus dem kommerziellen Satellitengeschäft zurückgezogen, das wieder auf unbemannte Trägerraketen übertragen wurde. Im August 1987 wurde der Bau einer Ersatzfähre für die Challenger in Auftrag gegeben und 1991 wurde die Endeavour fertiggestellt. Am 29. September 1988 startete mit der Discovery zum erstenmal nach dem Unglück wieder ein Space Shuttle ins All. Bis zum Januar 2003, als die Columbia beim Landeanflug auseinander brach, kam es zu keinen weiteren Shuttle-Unglücken.
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