Am Montag war Abgabeschluss für Bewerbungen im Rahmen der zweiten Runde zur Entwicklung eines kommerziellen Transportsystems für den erdnahen Orbit. Boeing beteiligt sich mit seinem Kapselkonzept CST 100.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Boeing. Vertont von Peter Rittinger.
Im Verlaufe der zukünftigen Entwicklungsarbeiten sollen wichtige Schritte zur Reifung des Konzeptes für das Raumschiff CST 100 gemacht werden. Dazu gehören Entwicklung, Bau und Test der Besatzungskabine, der Bau einer 1:1-Attrappe des Raumfahrzeugs, um deren Praxistauglichkeit testen und unter Beweis stellen zu können, der Nachweis, dass der geplante Hitzeschutz an Unterseite und den Seitenwänden der Kapsel machbar ist, die Entwicklung einer Einrichtung zur schnellen Integration von Avionik-Komponenten, die Entwicklung eines Rendezvous-Sensors inklusive aller nötigen Hard- und Software zum Anfliegen einer Raumstation in einer erdnahen Umlaufbahn, die Demonstration eines Landesystems unter Verwendung von Airbags sowie eines funktionierenden Lebenserhaltungssystems.
An den meisten Systemen wird bereits gearbeitet, bisher in Kooperation mit Bigelow Aerospace, die für die nächsten Jahre eine Raumstation mit entfaltbaren Modulen anvisiert. Diese könnte sowohl für internationale Forschungsprojekte als auch für touristische Zwecke bemannt werden und soll einer größeren Anzahl Menschen Platz bieten. Allerdings benötigt man hierfür einen Zubringer, weshalb Bigelow mit Boeing zusammenarbeitet.
Die CST 100 soll eine kegelstumpfähnliche Form haben, einen Basisdurchmesser von 4,50 m besitzen, knapp 3 Meter hoch sein und bis zu 7 Raumfahrern Platz bieten. Alternativ kann bei einer geringeren Besatzungsstärke auch Fracht transportiert werden. Vorgesehen ist eine nominelle Flugzeit von 8 Stunden bis zur Kopplung an das Ziel. Die Rückkehrprozeduren nach dem Abkoppeln sollen etwa 6 Stunden in Anspruch nehmen. Demnach ist die CST 100 wirklich nur ein schnelles Transportmittel, ein echter Zubringer ohne Kompromisse.
Im und am unter der Kapsel befestigten Serviceteil befinden sich Tanks und Triebwerke für ein System, das während des Aufstiegs als Rettungseiheit fungieren kann, anschließend aber nicht abgeworfen wird, sondern Bestandteil des Raumfahrzeugs bleibt und für größere Bahnmanöver verwendet werden kann. Integriert sind hier auch mehrere Radiatoren. Über Solarzellepaneele verfügt das Konzept dagegen nicht.
Jede Kommandokapsel vom Typ CST 100 soll bis zu 10 Mal eingesetzt werden können, solange sich Wartungs- und Reparaturarbeiten finanziell rechnen und die Sicherheit des Raumschiffes erhalten bleibt. Hierfür stellt die NASA, die als Kunde auftreten würde, hohe Anforderungen, die ebenfalls vor wenigen Tagen ausführlich formuliert veröffentlicht wurden. Zum Start der CST-Kapsel sollen verschiedene erweiterungsfähige Trägerraketen verwendet werden können.
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