Castor 30 für Taurus-II-Rakete erfolgreich getestet

Die US-amerikanische Luftwaffe teile am 11. Dezember 2009 mit, dass in der Arnold-Luftwaffenbasis in Tennessee ein Castor-30-Motor für die in Entwicklung befindliche Taurus-II-Rakete erfolgreich getestet wurde.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: USAF, OSC, ATK.

Orbital Sciences Corporation (OSC)
Taurus II auf dem Starttisch auf Wallops Island – Illustration
(Bild: Orbital Sciences Corporation (OSC))

Die Taurus-II-Rakete des US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens Orbital Sciences Corporation (OSC) soll unter anderem im Rahmen einer Vereinbarung über Transportleistungen kommerzieller Anbieter (engl. Commercial Orbital Transportation Services, abgekürzt COTS) ISS-Versorger vom Typ Cygnus ins All bringen. Außerdem könnte die Taurus II die Funktionen der Delta-II-Rakete übernehmen, deren Produktion möglicherweise nicht fortgesetzt wird. Bis 5.000 Kilogramm soll eine Taurus II in einen niedrigen Erdorbit bringen können. Bei einer Mission mit einem ISS-Versorger vom Typ Cygnus sollen maximal 2.300 Kilogramm Fracht zur ISS gelangen. Der Jungfernflug der Taurus-II-Rakete ist derzeit für März 2011 geplant. Starten sollen die Taurus-II-Raketen zunächst von Wallops Island.

Die Raketen werden sich aus einzelnen Stufen verschiedener Hersteller zusammensetzen. Die Startstufe ist eine Ableitung der Zenit-Rakete und verwendet zwei Flüssigkeitstriebwerke des Typs Aerojet AJ26-62, die Kerosin mit flüssigem Sauerstoff verbrennen und überarbeitete NK-33-Triebwerke von Kuznjetsow darstellen. Der Bau der Startstufe erfolgt in der Ukraine durch das Konstruktionsbüro Juschnoje bzw. Juschmasch. Die zweite Stufe wird ein mit elektrisch betriebener Schubvektorsteuerung ausgerüsteter Castor-30-Feststoffmotor von ATK sein. Treibstoff ist modifiziertes TP-H8299, das Hydroxyl-terminiertes Polybutadien (HTPB) enthält sowie 20 Prozent Aluminium. Die Oberstufen will OSC selbst beisteuern.

Der Castor-30-Motor baut auf der Technologie des Castor-120-Motors auf. Am 9. Dezember 2009 erfolgte zum ersten Mal ein statischer Brennversuch mit einem Castor 30. Der Motor wurde rund zweieinhalb Minuten (~150 Sekunden) in einer speziellen Vakuumkammer auf dem Gelände der Arnold-Luftwaffenbasis betrieben. Der Maximalschub lag bei über 320 Kilonewton. Die Brennzeit, die im Teststand für große Raketentriebwerke mit der Bezeichnung J-6 erreicht wurde, ist die längste jemals in diesem Teststand erzielte. Der beispielsweise in der ersten Stufe der Athena-Rakete verwendete Castor-120-Motor hat eine Brennzeit von nur 83 Sekunden.

USAF
Castor-30-Motor beim ersten statischen Brennversuch
(Bild: USAF)

Die Brenndauer des Motors ist im Zusammenhang mit dem Schubverlauf während des Betriebs von Bedeutung für die auf die zu transportierende Nutzlast wirkenden Belastungen. Feststoffmotoren von Interkontinentalraketen können durch hohe Beschleunigungen bei vergleichsweise geringen Brenndauern für kurze Flugzeiten sorgen – beim Raumfahrzeugtransport ist ein ruhiger Flug mit sanfteren Lastveränderungen wichtiger. Entsprechend erfolgt die Auslegung des Castor-30-Motors. Der erste Test eines solchen Motors endete zur Zufriendenheit seiner Entwickler.

Neben der Verwendung in Taurus-II-Raketen von OSC ist der Einsatz des Castor-30-Motors auch in der dritten Stufe einer geplanten Rakete der US-amerikanischen Luftwaffe vorgesehen.

Nach oben scrollen