Cassini: Plasmaspektrometer vorläufig abgeschaltet

Nach einem Kurzschluss an Bord der Saturnsonde Cassini wurde am vergangenen Dienstag eines der wissenschaftlichen Instrumente vorübergehend abgeschaltet. Nach Aussage der zuständigen Ingenieure handelt es sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme. Wann das Instrument wieder in Betrieb genommen werden kann, ist bisher allerdings noch nicht bekannt.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL.

NASA, JPL-Caltech
Diese schematische Darstellung zeigt die Platzierung des Plasmaspektrometers CAPS.
(Bild: NASA, JPL-Caltech)

Am 1. Mai 2011 registrierten die mit der Kontrolle der Saturnsonde Cassini betrauten Techniker und Ingenieure des Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien eine Spannungsverschiebung in den elektrischen Systemen der Raumsonde, welche wahrscheinlich durch einen Kurzschluss verursacht wurde. Am 11. Juni trat eine zweite Spannungsverschiebung auf, was auf einen weiteren Kurzschluss hindeutete. In beiden Fällen kam es zu keinen daraus resultierenden Beeinträchtigungen der wissenschaftlichen Instrumente oder der verschiedenen technischen Subsysteme der Raumsonde.

Die ausführlichen Analysen der von Cassini an die Bodenkontrolle übermittelten Telemetriedaten zeigten, dass sehr wahrscheinlich das Cassini Plasma Spectrometer (CAPS), eines der insgesamt 12 wissenschaftlichen Instrumente an Bord der Raumsonde, für die Spannungsverschiebungen verantwortlich ist.

CAPS setzt sich aus drei Einzelinstrumenten zusammen – einem Ionen-Massenspektrometer (IMS), einem Elektronen-Massenspektrometer (ELS) und einem Ionenstrahl-Spektrometer (IBS). Die primäre Aufgabe von CAPS besteht darin, die Zusammensetzung von geladenen Teilchen zu ermitteln, welche aus den Atmosphären von Saturn und dessen größtem Mond, dem Titan, entweichen, und deren Wechselwirkungen mit den Magnetfeldern im Saturn-System zu untersuchen. Alle drei Einzelinstrumente des Plasmaspektrometers werden über eine gemeinsame Elektronik angesteuert.

NASA, JPL-Caltech
Eine Abbildung des CAPS. Links im Bild ist das IBS-Instrument zu erkennen, rechts das IMS. Das ELS ist an der Oberseite angeordnet.
(Bild: NASA, JPL-Caltech)

CAPS verfügt über verschiedene Kondensatoren, welche der Rauschminderung dienen. Momentan gehen die Vermutungen der JPL-Ingenieure in die Richtung, dass die kürzlich beobachteten Spannungsverschiebungen durch einen Kurzschluss in einem oder mehreren dieser Kondensatoren verursacht wurden. Obwohl das Plasmaspektrometer nach wie vor voll einsatzfähig war und bei seinem Messungen ordnungsgemäß arbeitete, entschlossen sich die Mitarbeiter des Cassini-Ingenieur-Teams dazu, das CAPS am 14. Juni 2011 bis auf weiteres zu deaktivieren. Es ist beabsichtigt, das CAPS-Spektrometer wieder in den normalen Betrieb zu versetzen, sobald das aufgetretene Problem näher analysiert und dessen Ursache besser verstanden ist. Ein genauer Zeitplan für die erneute Aktivierung des Spektrometers steht dabei bisher noch nicht fest.
Diese vorübergehende Abschaltung, so das JPL, stellt eine reine Vorsichtsmaßnahme dar und hat keinen Einfluss auf die anderen anstehenden wissenschaftlichen Arbeiten der Raumsonde oder auf den operativen Betrieb von Cassini. Auch der am 20. Juni 2011 anstehende nächste Vorbeiflug der Raumsonde an dem Saturnmond Titan wird wie ursprünglich vorgesehen ablaufen. Detaillierte Informationen zu diesem auch als „T-77“ bezeichneten Manöver finden Sie in unserem Bericht über den Saturn-Orbit Nummer 150 von Cassini.
Die Saturn-Mission Cassini-Huygens ist ein Gemeinschaftsprojekt der amerikanischen Weltraumbehörde NASA, der Europäischen Weltraumagentur ESA und der italienischen Weltraumagentur ASI. Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/Kalifornien, eine Abteilung des California Institute of Technology (Caltech), leitet die Mission für das Direktorat für wissenschaftliche Missionen der NASA in Washington, DC.

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