Auf Aufnahmen, welche mit dem an Bord der Raumsonde Cassini befindlichen RADAR-Instrument angefertigt wurden, konnten Wissenschaftler einen weiteren Krater auf der Oberfläche des Saturnmondes Titan nachweisen. Hierbei handelt es sich erst um den achten auf Titan entdeckten Einschlagkrater.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL Photojournal.
Durch die Einschläge von Asteroiden und Kometen entstandene Impaktkrater sind auf der Oberfläche des größten der bisher 62 bekannten Saturnmonde, dem etwa 5.150 Kilometer durchmessenden Titan, nur sehr selten anzutreffen. Im Gegensatz zu anderen Monden in unserem Sonnensystem, deren Oberflächen teilweise mit tausenden von Einschlagskratern übersät sind, konnten auf dem Titan in der Vergangenheit lediglich sieben Impaktkrater zweifelsfrei bestätigt werden.
Einer der Gründe für diesen „Krater-Mangel“ ist die dichte Atmosphäre, welche den Mond umgibt. Beim Durchqueren dieser mehrere hundert Kilometer in die Höhe ragenden Hülle aus Stickstoff, Argon und Methan zerbersten und verglühen viele der in die Atmosphäre eintretenden Objekte noch bevor sie die Oberfläche erreichen. Ein zweiter Grund ist die beständig erfolgende Erosion auf der Mondoberfläche. Durch Wind und Methanregen wird diese permanent umgeformt, was zu einer geologisch jungen Oberfläche führt. Entstandene Krater erodieren dabei in relativ kurzen Zeiträumen und werden von Sandablagerungen überdeckt.
Umso erfreuter waren die an der Cassini-Mission beteiligten Wissenschaftler, als ihnen bei dem Titan-Vorbeiflug „T-77“, welcher im Rahmen des Cassini-Orbits Nummer 150 erfolgte, die Entdeckung eines achten Impaktkraters gelang (Raumfahrer.net berichtete ausführlich über den Orbit Nummer 150 der Raumsonde Cassini).
Im Rahmen dieses am 20. Juni 2011 erfolgten Titan-Vorbeifluges wurde in den zwei Stunden vor und nach der dichtesten Annäherung an den Mond das RADAR-Instrument, eines von insgesamt 12 wissenschaftlichen Instrumenten an Bord der Saturnsonde Cassini, auf den Titan ausgerichtet. Zuerst führte das Team dabei eine Scatterometrie-Beobachtung der Äquatorregion des Mondes durch. Ab einer Entfernung von rund 26.000 Kilometern benutzten die Wissenschaftler das Instrument dazu, um verschiedene Bereiche der Mondoberfläche im Synthetic Aperture Radar-Modus abzubilden.
Der dabei neu entdeckte Krater befindet sich bei etwa 12 Grad nördlicher Breite und 45 Grad westlicher Länge. Er verfügt über einen Durchmesser von rund 40 Kilometern und ist durchgehend von einer Decke aus Auswurfmaterial umgeben. Dieses Ejektamaterial, welches sich in der Radaraufnahme hell abzeichnet, erstreckt sich 15 bis 20 Kilometer über den Kraterrand hinaus in die weitere Umgebung.
Seine gut erhaltene Ejektadecke und die steil nach innen gerichteten Wände deuten auf ein in geologischen Zeiträumen betrachtet relativ junges Alter dieses Kraters hin. Auffallend ist dabei auch die Ähnlichkeit mit zwei anderen, anscheinend ebenfalls noch recht frischen Kratern – den in den Jahren 2005 und 2006 entdeckten Kratern Sinlap und Ksa. Ein Unterschied besteht dabei allerdings darin, dass Sinlap und der neu entdeckte Krater über ein flaches, strukturloses Inneres verfügen, während sich im Ksa-Krater ein deutlich erkennbarer Zentralberg erhebt.
Bei den dunklen Linien, welche besonders deutlich links des neu entdeckten Kraters erkennbar sind, handelt es sich um Sanddünen. Diese Dünen haben die Ejektadecke des Kraters bisher kaum bedeckt. Auch hierbei stellt sich ein Unterschied zu dem Ksa-Krater dar. An dessen Westseite ist bereits etwa ein Drittel der Auswurfdecke mit Sanddünen überzogen.
Die Mission Cassini-Huygens ist ein Gemeinschaftsprojekt der amerikanischen Weltraumbehörde NASA, der europäischen Weltraumagentur ESA und der italienischen Weltraumagentur ASI. Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/Kalifornien, eine Abteilung des California Institute of Technology (Caltech), leitet die Mission für das Direktorat für wissenschaftliche Missionen der NASA in Washington, DC.
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