Russische ISS-Kosmonauten zelebrieren fröhlichen Jahreswechsel. Ein Beitrag von Gerhard Kowalski.
Quellen: GK Roskosmos, TASS, RIA-Nowosti, Yandex.ru 31. Dezember 2022
Moskau, 31. Dezember 2022 – Vor dem Hintergrund des eskalierenden Ukraine-Krieges und ihres angeschlagenen Raumschiffes Sojus MS-22 haben die Kosmonauten Sergej Prokopjew, Dmitri Petelin und Anna Kikina den Jahreswechsel in der Internationalen Raumstation ISS mit einer gekünstelt wirkenden Fröhlichkeit zelebriert. In dem mit einer Plastik-Jolka, grellbunten Girlanden und viel Flitter geschmückten russischen Segment vollführten sie in schneeweißen Bordanzügen mit einem breiten Brustband in den Nationalfarben Purzelbäume. Kommandant Prokopjew präsentierte ausführlich den Festtagsschmaus: Kartoffelsalat mit Beluga-Stör, Krevetten und schwarzem Kaviar. Kikina, die eigentlich dem amerikanischen Crew-Dragon-Team angehört, versicherte, dass man natürlich die Neujahrsansprache von Präsident Wladimir Putin verfolgen werde.
Traditionsgemäß wandte sich das Trio auch an seine Landsleute auf der Erde – diesmal allerdings in knappen Worten. Es wünschte ihnen Gesundheit, Erfolg, Kühnheit, Schöpfertum sowie Wärme in der Seele und forderte sie zugleich auf, sich als eine „einträchtige Familie zu fühlen“. Der Grund für diese weichgespülte Botschaft ist sicher, dass man keine Stellung zu dem verheerenden Raketen- und Kampfdrohnen-Terror gegen die ukrainische Zivilbevölkerung und auch zu dem Radiator-Leck in der Sojus-Kapsel beziehen wollte, das den Experten großes Kopfzerbrechen bereitet. Zudem wollte man wohl die Amerikaner nicht zusätzlich vergrätzen, weil man schon bald auf deren rettende Hilfe bei der sicheren Rückführung der Kosmonauten von der Station angewiesen sein könnte.
Dafür kamen diesmal im Sternenstädtchen bei Moskau flankierend mehrere Kosmonauten-Kollegen zu Wort. In kurzen Video-Spots resümierten sie das abgelaufene Jahr und gaben einen Ausblick auf 2023. Auch hier spielte der Krieg bis auf eine kleine Ausnahme keine Rolle. Vierfach-Flieger Anton Schkaplerow, der im Sommer in der Station auch als Kameramann für den ersten Spielfilm im AIl, „Wysow“ (Herausforderung), fungierte, kündigte dabei an, dass der Streifen zum Gagarin-Jubiläum am 12. April Premiere habe. Sein Kollege Oleg Artemjew sagte etwas sibyllinisch, das abgelaufene Jahr sei für ihn persönlich erfolgreich, streckenweise aber auch „sehr schwer“ und „gefährlich“ gewesen. Deshalb wünsche er sich, 2023 „auf den Sieg“ trinken zu können.
Gerhard Kowalski
Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum: