Einzige russische Rampe für bemannte Sojus-Starts derzeit auf gepachtetem Gelände in Kasachstan. Ein Beitrag von Gerhard Kowalski.
Quelle: INTERFAX.RU.
Moskau, 30. Oktober 2023 – Im Zuge der umstrittenen Verlängerung des Engagements Russlands bei der Internationalen Raumstation ISS bis 2028 rückt jetzt ein weiteres Problem in den Fokus. Bisher ging es im wesentlichen darum, dass 80 Prozent der Technik des russischen Segments die Garantiezeit schon überschritten haben, wie die sich häufenden Pannen auch zeigen. Jetzt aber habe der Chef der GK Roskosmos, Juri Borissow, bei der nationalen Raumfahrtkonferenz am vergangenen Donnerstag Präsident Wladimir Putin darauf aufmerksam gemacht, dass es im Fall einer Havarie in Baikonur (Kasachstan) auch ein Startrisiko gebe, berichtet die Agentur INTERFAX.RU. Wenn die einzige russische Rampe für bemannte Sojus-Starts ausfalle, müsste man auf das neue Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet ausweichen, habe er betont. Doch dabei gebe es Probleme mit dem Rettungsmodus, die zuvor gelöst werden müssten. Denn die Starts von dort zur ISS führten über den Stillen Ozean. Bei einer Havarie müsste die Sojus-Kapsel also aus dem Meer geborgen werden. Über solche Mittel verfüge man aber nicht. Die bemannte Rampe in Wostotschny ist für Starts zur geplanten Russischen Orbitalstation ROS vorgesehen, die die Erde auf einer Polarbahn umkreisen soll.
Russland verfügt seit September 2019 in Baikonur nur noch über eine einzige Rampe für bemannte Flüge – den sogenannten Platz Nr. 31. Der bis dato auch genutzte Startplatz Nr. 1 von Juri Gagarin war geschlossen worden und sollte von Russland, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAR) und Kasachstan gemeinsam auf die modernen Sojus-2-Trägerraketen umgestellt werden. Doch im Mai 2022 wurde dieses Projekt unter anderem wegen des „Rückgangs der bemannten Startaktivitäten“ eingestellt. Inzwischen denkt man an den Umbau des „Gagarinschen Starts“ zu einem Museum.
Gerhard Kowalski
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