Blue Origin & SpaceX fliegen New Shepard & Falcon 9

SpaceX hat den Satelliten TurkmenAlem52E/Monacosat in den geostationären Transferorbit gestartet und plant den Test des Rettungssystems der bemannten Dragonkapsel für Dienstag. Blue Origin führt den ersten Flug des New Shepard durch: der Start gelingt, die Kapsellandung ebenfalls, die Triebwerkslandung des Boosters allerdings nicht.

Ein Beitrag von Tobias Willerding. Quelle: SpaceX, NASA, Blue Origin.

Blue Origin
Start von New Shepard
(Bild: Blue Origin)

Blue Origin
Lange war es relativ still um Blue Origin, die Raumfahrtfirma von Amazon.com-Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos. Diese Woche dann plötzlich die Meldung, dass der erste Testflug des New Shepard mehr oder weniger erfolgreich durchgeführt worden ist. Dabei handelt es sich um eine Crewkapsel (bei diesem Start unbemannt), die von einem Booster ins Weltall auf eine suborbitale Bahn transportiert wird. Der Booster hat flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff geladen, der im BE-3 Triebwerk verbrannt wird.

Nach der Brennschluss trennen sich Booster und Kapsel und fliegen getrennt weiter. Beide erreichen ein Apogäum von über 100 km und fallen wieder auf die Erde nieder. Anschließend landet die Kapsel an Fallschirmen auf der Erde. Der Booster soll eine Triebwerkslandung ähnlich der Falcon 9-Erststufe machen. Bei dieser Mission ist die Kapsel erfolgreich gelandet, der Booster jedoch zerschellte offenbar am Boden, weil es technische Probleme mit dem Hydrauliksystem gab. Auch SpaceX hatte Hydraulikprobleme bei dem ersten Landeversuch der Falcon 9 auf der Seeplattform.

Neben dem suborbitalen System arbeitet Blue Origin auch an einem orbitalem System. Hier entwickelt man für die Hauptstufe ein neues Methantriebwerk mit gestufter Verbrennung. Dieses Triebwerk soll auch an die ULA für den Einsatz in der neuen Vulcan-Rakete verkauft werden. Die Vulcain soll die Atlas und Delta-Raketen ersetzen. In der Oberstufe soll das BE-3 Triebwerk zum einsatz kommen.

SpaceX
Start von TurkmenAlem52E/Monacosat
(Bild: SpaceX)

SpaceX startet TurkmenAlem52E /Monacosat
Bereits Anfang der Woche, genauer am Dienstag um 01:03 Uhr deutscher Zeit startete SpaceX den Satelliten TurkmenAlem52E/Monacosat in einen geostationären Orbit. TurkmenAlem52E ist Turkmenistans erster Kommunikationssatellit. Ein Teil der Transponder wurde Space Systems International (SSI) überlassen im Gegensatz für den Platz im geostationären Orbit bei 52° Ost von Monaco. Deshalb trägt der Satellit den Zusatz Monacosat. SSI hat die Transponder weiter an SES vermietet. Der Satellit wurde von Thales Alenia Space gebaut, hat eine Startmasse von ca. 4500 kg und eine Lebensdauer von 15 Jahren.

Im Gegensatz zum letzten Falcon 9-Start war aufgrund der großen Startmasse keine Performance mehr für eine Erststufenlandung übrig. Der Satellit wurde ca. 30 Minuten nach dem Start ausgesetzt. Dies war der 5. Falcon 9-Start in 4 Monaten.

Dragontest für Dienstag angesetzt
Für Dienstag plant SpaceX den ersten Test des Rettungssystems bei dem Start. Auf einer heutigen Pressekonferenz, die live auf NASA TV übertragen wurde, hat Hans Königsmann von SpaceX einige Details zum Test bekannt gegeben. Der auf Englisch mit Pad Abort bezeichnete Test soll testen, ob das Rettungssystem bei einem Abbruch vom Startplatz ordnungsgemäß funktioniert.

Dragon startet dabei von Bodenhöhe auf dem Startplatz 40 von der Cape Canaveral Luftwaffenbasis. Die 8 Superdraco zünden für ca. 6 Sekunden und beschleunigen die Kapsel dabei auf 150-180 m/s bei einer Beschleunigung von 4-4,5 G. Danach folgt eine Freiflugphase bis zum Apogäum, welches bei ca. 1,4 km liegt. Dort trennt sich der hintere Zylinder mit den aerodynamischen Stabilisierungsflügeln (engl. „trunk“ – Kofferraum) von der Kapsel und die Kapsel fällt Richtung Meer. Anschließend werden zwei Bremsfallschirme gefolgt von drei Hauptfallschirmen ausgeworfen. Schlussendlich folgt die Wasserung im atlantischen Ozean. Die Kapsel wiegt bei diesem Test 9,3 Tonnen, von denen 1,6 Tonnen Treibstoff sind.

SpaceX / Gemeinfrei
Die Dragonkapsel für den Startabbruchtest
(Bild: SpaceX / Gemeinfrei)

Im Innern der Kapsel befinden sich mehrere „crash-dummies“, wie man sie z.B. auch von Automobiltests kennt. Bei diesen Testkörpern werden Beschleunigungen und einwirkende Kräfte gemessen um eventuelle Gefahren für den künftigen Astronauten zu identifizieren. Diese Testkörper haben den Spitznamen „Buster“ – offenbar eine Referenz auf die Fernsehserie Mythbuster.

Obwohl bei diesem Test nur eine Flughöhe von etwas über 1 km erreicht wird, muss auch hier das Wetter stimmen. Ein starker Wind landeinwärts könnte die Kapsel auf falsche Wege gleiten lassen. Darüber hinaus hat die Kapsel keinen Sprengsatz zur Notsprengung im Falle einer Gefährdung von Menschen an Bord. Da die Antriebsenergie nur begrenzt ist, wird einfach ein entsprechend großes Gebiet evakuiert.

Da die Kapsel vom Boden startet, müssen zusätzlich ein Teil der Leitungen für den Blitzschutz abgenommen werden, weil ansonsten eine Kollisionsgefahr der Kapsel mit diesen Leitungen bestehen würde. Bei einem normalen Start würde die Kapsel auf der Rakete sein und die Leitungen wären keine Gefahr.

Das Startfenster öffnet sich am Dienstag um 13 Uhr deutscher Zeit und schließt um 20:30 Uhr. NASA TV übertragt den Test ab 12:35 Uhr deutscher Zeit.

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