Bigelow baut entfaltbares Testmodul für die ISS

Bigelow Aerospace und die NASA haben einen Vertrag unterzeichnet, der vorsieht, dass Bigelow ein entfaltbares Testmodul für die Internationale Raumstation entwickelt und baut. Der Vertrag hat einen Kostenrahmen von 17,8 Millionen US-Dollar.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NewSpaceWatch, NASA, Bigelow, Raumcon.

NASA
Ein spezielles Servicemodul transportiert um 2017 vielleicht das etwa 10 t schwere entfaltbare Nachfolgemodul zur ISS (Impression).
(Bild: NASA)

Bigelow hat bereits zuvor geäußert, dass man aufbauend auf bisherigen Erfahrungen in der Lage sei, ein solches Modul innerhalb von zwei Jahren zu fertigen. Bereits seit 2011 existiert eine vertragliche Vereinbarung, in deren Rahmen Bigelow ohne finanzielle Unterstützung an diesem Projekt gearbeitet hat. Zuvor diskutierten beide Seiten bereits eine Erweiterung der ISS durch ein entfaltbares Modul.

Bigelow hatte die Technologie im Jahr 2000 von der NASA übernommen und in der Folgezeit weiter entwickelt. 2006 und 2007 wurden zwei Testmodule namens Genesis I und II gestartet. Seitdem strebt die Firma die Installation einer kommerziellen Raumstation mit mehreren großen entfaltbaren Modulen an und ist dazu einige Allianzen eingegangen.

Die Zusammenarbeit mit der NASA geschieht in beiderseitigem Nutzen. Zum einen könnte Bigelow vor Installation der eigenen Raumstation die Technologie im Einsatz erproben. Die NASA hingegen könnte mit einem oder gar mehreren entfaltbaren Modulen deren Eignung als Lebensraum bei längeren Flügen untersuchen und dabei auch noch Geld sparen.

2010 wurden verschiedene Konzepte im Rahmen einer Technologieinitiative vorgestellt. So sollte vor 2015 ein kleines Testmodul an der ISS angekoppelt werden, welches im Rahmen des CRS-Vertrages von einem der anderen kommerziellen Partner der NASA, SpaceX oder Orbital, zur Station transportiert würde. Hier böte es vor allem zusätzlichen Stauraum, könnte aber vollständig in den Betrieb der Station eingebunden werden.

NASA
Das entfaltbare Jumbo-Modul verfügt über ein größeres Volumen als das US-Labormodul Destiny.
(Bild: NASA)

Hauptuntersuchungsgegenstand wäre auf jeden Fall die neuartige Außenwand, die gänzlich ohne feste Bestandteile oder Metall auskommen soll. Dazu wurde ein Mehrlagenkonzept entwickelt, das bis zu 20 verschiedene Schichten umfasst, von denen etwa die Hälfte als Schild gegen Mikrometeoriten dient. Das Testmodul könnte etwa 20 m³ Raum umfassen und an Tranquility angedockt werden. Es würde in gefaltetem Zustand zur ISS transportiert, anschließend umgedockt und aufgeblasen.

Das eigentliche Ziel ist aber ein größeres Modul mit einem Rauminhalt bis zu 200 m³, einer Länge von rund siebeneinhalb Metern und einem ebenso großen Durchmesser in entfaltetem Zustand. Im Inneren verliefe eine feste Röhre, die möglicherweise aus Kohlefaserverbundstoff gefertigt wäre. Um diese herum wäre beim Start die zusammengefaltete Außenhülle gruppiert, so dass beides unter eine gewöhnliche Nutzlastverkleidung passt. Der Innenraum der Röhre ist in drei Sektionen eingeteilt, eine Schleuse, einen zentralen Raum und ein Abteil für die Druckgastanks des Entfaltungssystems. Dem Modul vorangesetzt wäre ein Antriebs- und Steuerungsmodul, das noch zu entwickeln wäre.

Die Planungen von 2010 sahen vor, dass das große Modul bis 2015 an einem dritten Knotenmodul angekoppelt wird, welches zuvor aus einem ISS-Reservemodul entwickelt und gestartet werden sollte. Alternativ wurde die Kopplung an Tranquility-Nadir vorgesehen, wobei die Cupola zuvor nach Unity-Nadir verlegt werden könnte. Nun könnte zumindest dieser Plan mit zwei Jahren Verzögerung verwirklicht werden.

Das kleinere BEAM (Bigelow Expandable Activity Module) soll nun aber realisiert werden und könnte bis 2015 ins All gelangen. Dabei wäre ein Transport im Rumpfteil eines Dragon-Raumschiffes denkbar. Einzelheiten sind derzeit noch nicht offiziell bei NASA oder Bigelow einsehbar.

Diskutieren Sie mit:

Nach oben scrollen